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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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nieder. Sie hatte gespürt, dass Eva ihr etwas verheimlichte, insbesondere was ihre Bekanntschaft mit Konrad betraf, und nun saß sie hier im Haus seiner Eltern.
    « Tut mir leid, dass ich nicht ehrlich zu dir war », sagte sie schuldbewusst. « Ich hoffe du siehst es mir nach. Es diente einem höheren Zweck. »
    « Aber sicher tut sie das. Sie ist doch ein vernünftiges Mädchen », erwiderte Ruth, ehe Jenny antworten konnte.
    Das Klopfen gegen eine Fensterscheibe lenkte Jenny ab. Konrad ging durch den Rundbogen ins Wohnzimmer und öffnete die gläserne Schiebetür, die zum Garten führte. Herein trat eine Frau, die Konrad um fast einen Kopf überragte. Sie war sehr schlank, wirkte aber außergewöhnlich stark. Sie musste Arthurs Schwester sein. Beide hatten sie diese beeindruckende Ausstrahlung. Waren sie Konrads Geschwister? Sie sahen ihm nicht ähnlich. Alle sahen sich nicht ähnlich.
    « Cynthia! » Ruth trat der Frau entgegen. « Ich wäre dir wirklich sehr dankbar, wenn du es dir angewöhnen könntest, die Vorderseite des Hauses zu benutzen und durch die Haustür zu kommen, wie jeder normale Mensch. »
    Trotz der bestimmten Worte kamen keine Zweifel an Ruths Herzlichkeit auf, die sie für Cynthia empfand.
    « Ich bin aber nicht normal », antwortete die und ging mit großen Schritten auf Jenny und Arthur zu.
    Ihr beiger Wollmantel flatterte noch im Schwung ihrer Bewegung, als sie vor Jenny stehen blieb. Das lange, rötliche Haar war zu einem Dutt ähnlichen Gebilde hochgebunden. Ihre Augen leuchteten grasgrün aus schmalen Höhlen hervor. Die Nase war lang und schmal und wirkte wie ein spitzer Kleiderhaken, als sie sich zu Jenny hinunter beugte.
    Neugierig inspizierte sie Jennys Gesicht.
    Dann schaute sie hinter sich zu Konrad und fragte: « Ist sie das? »
    Ein verschämtes Lächeln zuckte über Konrads Gesicht. Er nickte.
    Cynthias Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln.
    « Hi Jenny, ich bin Cynthia. Freut mich! » Cynthia streckte Jenny ihre nahezu pizzatellergroße Hand entgegen.
    So merkwürdig ihr Erscheinungsbild auch war, Jenny fand sie wunderschön.
    « Seid ihr Geschwister? », fragte sie, indem sie zuerst auf Cynthia und dann auf Arthur zeigte.
    Die beiden schauten sich prüfend an, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrachen.
    « Komm Liebes! Ich koch dir einen heißen Tee und dann setzt du dich mit Samuel in sein Arbeitszimmer und hörst ihm zu. Du bist bestimmt neugierig, was das alles zu bedeuten hat. Du wirst als neuer Mensch wieder herauskommen », behauptete sie und stupste Jenny in Samuels Richtung.
    Samuel nahm Jenny am Arm. « Komm mit. Ich freu mich schon die ganze Zeit darauf. »
    Aufgeregt ging er vor ihr her und zog sie mit sich.
    Jenny blieb stehen, bremste ihn aus und drehte sich noch einmal um.
    « Könnt ihr nicht mitkommen? », fragte sie in die Runde.
    « Alle? » Arthur sah sie überrascht an. « Ne, ne, ich krieg Geschwüre im Gehörgang, wenn ich mir das endlose Gefasel von dem da anhören muss », sagte er und zeigte auf Samuel.
    « Das lässt sich leicht sagen, wenn man immer glaubt, schon alles zu wissen, du grobschlächtiges Riesenbaby », gab der zurück.
    Dann sah er Jenny an und lächelte ihr aufmunternd zu.
    « Eva? », fragte Jenny kaum hörbar.
    Sofort stand Eva auf und folgte ihnen.

    Samuels Arbeitszimmer war über und über mit Büchern und Schriftstücken vollgepackt. In jedem noch so winzigen Eck war ein Regal oder eine Ablage montiert, auf dem sich Bücher und Dokumente stapelten. Ein großer Schreibtisch diente ihm scheinbar als eine Art Wühltisch für Lesbares, denn Jenny konnte keine freie Stelle darauf entdecken. Der Mülleimer quoll über mit zerknülltem Papier und Schnipseln. Rechts neben der Tür war eine kleine Sitzecke eingerichtet. Der Tisch reichte gerade, um die drei Teetassen abzustellen, die Ruth ihnen gebracht hatte. Eva und Jenny setzten sich in die knautschigen Stühle, Samuel holte sich seinen ledernen Chefsessel hinter dem Schreibtisch vor und zog ihn an den Tisch zu den Mädchen. Die Bücher, unmittelbar um Jennys Sitzplatz herum, waren alt und sehr dick. Teilweise waren sie in Leder gebunden und die Schrift darauf konnte Jenny nicht auf Anhieb lesen. Evas Anwesenheit beruhigte sie, auch wenn sie sich seltsamerweise in dem fremden Haus gut aufgehoben fühlte. Abwechselnd sahen Samuel, Eva und Jenny sich an.
    « Samuel, kannst du mir sagen, was hier vorgeht? », begann Jenny schließlich.
    Aufgeregt rückte Samuel sich auf

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