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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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Innenstadt gingen und dann gegenüber vom Schulgelände in das Wohngebiet einbogen, das auf weiterem Weg in die Siedlung mündete, in der Jenny, bis sie fast sieben Jahre alt war, gewohnt hatte.
    Jenny konzentrierte sich darauf, mit Konrad Schritt zu halten. Er hatte sie nicht weiter beachtet, seit er sie auf dem Schulhof angesprochen hatte. Erst als sie sich nach einer Weile zurückfallen ließ, schaute er nach ihr. Jenny blieb stehen und sah sich ungläubig um. Das Haus, auf das Konrad zusteuerte, war das Haus aus ihrem ersten Traum. So, wie Ruth die Frau war, die Marie die Tür geöffnet hatte. Das hatte sie ganz vergessen. Es war ebenso wenig ein Traum gewesen wie der mit dem Jungen. Warum war sie überhaupt noch überrascht? Ihr war unheimlich zumute.
    Jenny, jetzt kannst du noch weglaufen!
    Ein letztes Mal versuchte sie, eine Erklärung für all das zu finden.
    Menschenversuche! Sie haben geheime Versuche an mir gemacht!
    « Bitte Jenny, komm mit mir. Es wird sich alles klären », hörte sie Konrad sagen.
    Das war das erste Mal, dass er ihren Namen aussprach.
    « Was soll sich da klären? », rief sie ihm zu. « Ich bin eine durchgedrehte Sechzehnjährige. Ein Freak! Ein Freak unter anderen Freaks. Habt ihr Versuche mit mir durchgeführt? Irgendwas ins Hirn gepflanzt oder so? »
    « Du bist erst fünfzehn », antwortete Konrad gelassen, « und falls du mit Freaks Ruth und mich meinst, solltest du erst mal Arthur, Benedict und Cynthia kennenlernen. »
    Es dauerte ein paar Wimperschläge, bis er begann, amüsiert zu schmunzeln.
    « Soll das witzig sein? Hast du mir heimlich Drogen eingeflößt? Und überhaupt, woher willst du wissen, wie alt ich bin? Du weißt gar nichts! » Jenny redete sich immer wütender und vor Zorn bekam sie eine Gänsehaut.
    Dann drehte sie sich um und begann den gleichen Weg zurückzugehen, den sie gekommen waren. Sogleich spürte sie einen leichten Luftzug im Nacken.
    « Du weißt, was passiert ist », hörte sie Konrad unmittelbar hinter sich sagen. Erschrocken drehte sie sich um. Er stand direkt hinter ihr.
    Wie …?
    Wie konnte er so schnell hier sein?
    « Und wir sind uns nicht fremd », fügte er ruhig hinzu.
    Es dauerte einen Moment, bis Jenny ihre Sprache wieder fand: « Wir kennen uns nur vom Sehen. Das ist fremd. »
    Er lächelte sie an. Sie hatte ihn noch nie wirklich lächeln sehen. Nicht mit ihr. Seine hellen Augen glitzerten wie kleine Vollmonde, die sich im Wasser spiegelten.
    Oh, wie schön!
    « Glaubst du das wirklich? », fragte er sie und holte sie wieder ins Leben zurück.
    Ihre Augen gingen ineinander über, ein warmer, lieblicher und ebenso unheimlicher Strom floss durch sie hindurch.
    Ich bin dein Vertrauter! Vom Anbeginn der Zeit.
    Einen winzigen Moment lang glaubte sie, seine Gedanken zu hören, seine Gefühle zu spüren. Er war eins mit ihr. Konrad trat einen Schritt zurück und blickte zu Boden. Jennys Inneres schnalzte wie ein Gummiband in sie zurück. Für einen Moment waren sie im Innern verbunden gewesen. Und nun fühlte sie sich für den Bruchteil einer Sekunde wie abgeschnitten.
    Schweigend hob Konrad den Kopf, drehte sich um und lief voraus auf das Haus zu. Jenny folgte ihm.

    Das Haus sah aus wie in Jennys Traum. Eine kleine, alte Villa mit hohen Fenstern. Nur der eiserne Zaun fehlte. Lediglich eine kniehohe Mauer grenzte das Grundstück zum Gehweg ab.
    Zögerlich stieg Jenny die Steinstufen zur Haustür hinauf. Ebenso wie in ihrem Traum, wurde die Tür von Geisterhand geöffnet, als Konrad davor stand. Ruth strahlte ihnen entgegen, öffnete weit die Tür und breitete ihr Arme aus.
    « Da seid ihr ja endlich. Wie schön! Ihr werdet schon gespannt erwartet. »
    Herzlich umarmte sie Konrad, der sich zwar nicht wehrte, aber weder die Hand aus der Manteltasche nahm, noch die Schultasche losließ. Als sie ihn aus ihren Armen freigab, hielt sie ihn kurz an den Unterarmen fest, betrachtete ihn stolz.
    « Gut gemacht, mein Junge », sagte sie.
    Jenny stand noch immer unsicher vor der Tür. Konrad war in einem der Räume, die vom Flur abgingen, verschwunden.
    « Komm rein, meine Liebe! Wir beißen nicht », sagte Ruth und streckte Jenny beide Arme entgegen.
    Ruths Anblick war so vertrauenswürdig und strahlte so viel Wärme aus, dass Jenny den Schritt wagte und das Haus betrat. Ruth riss sie an sich und drückte sie fest.
    Komischerweise tat es Jenny gut. Ruth war ihr sympathisch und aus welchem Grund auch immer, war sie es ihr auch.
    « Komm! » Ruth zog Jenny

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