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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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gefunden hatte. Scheinbar funktionierte der Zauber, denn Cynthia gab nach und fragte nicht weiter.
    « Jenny kannst du ungefähr sagen, in welcher Zeit du warst? », fragte Ruth und ihre Stirn lag besorgt in Falten.
    Jenny räusperte sich verlegen, von Marie sagte sie nichts. « Ich würde schätzen so in fünfzehn Jahren? »
    Hoffentlich!
    Sofort entspannte sich Ruths Gesichtsausdruck.
    « Na, dann haben wir ja noch genug Zeit », seufzte sie erleichtert.
    Auch die anderen entspannten sich sichtlich und das Klappern und Klirren von Besteck auf Tellern setzte genauso abrupt ein, wie es zuvor verstummt war.

    Gegen Abend fuhr Konrad Jenny und Eva nach Hause. Jenny hatte sich allein nach hinten auf die Rückbank verdrückt. In der Fensterscheibe betrachtete sie ihr Spiegelbild. Ruth hatte prophezeit, dass sie das Arbeitszimmer als anderer Mensch verlassen würde und sie hatte recht behalten. Jenny spürte, dass das Leben, das sie am Morgen noch gehabt hatte, nun zu Ende war. Das machte sie traurig. Dabei hatte sie sich so oft ein anderes Leben gewünscht. Und jetzt? Jenny spürte, wie Konrad sie im Rückspiegel beobachtete. In ihrem alten Leben hätte sie sich geschmeichelt gefühlt und geglaubt, dass sie ihm gefiel. In ihrem neuen Leben war ihr klar, dass er seine höhere Aufgabe erfüllte. Er war ihr Wächter und es war sein Job.
    « Wie geht es jetzt weiter? », fragte sie in die Stille hinein.
    Eva sah Konrad an. Es sollte wohl eine Aufforderung an ihn sein, die Antwort zu übernehmen. Doch Konrad schwieg. Jenny fand, dass er müde aussah. Müde und angespannt. Und verdammt gut.
    « Wir werden sehen », antwortete Eva schließlich. « Wichtig ist, dass du regelmäßig zum Bund kommst. Dann ergibt sich alles nach und nach. »
    « Und was mach ich, wenn ich wieder träume? »
    « Es sind keine Träume! Kapier das endlich! »
    Es war das erste Mal seit gut zwei Stunden, dass Konrad mit Jenny sprach. Und dann war es in solch einem rauen Ton.
    Jenny war enttäuscht. Sie zeigte es, wie sie es zu zeigen gewohnt war: « Oh, es spricht! Wie reizend! Lassen wir die Höflichkeiten doch ganz weg », schnauzte sie.
    Im Rückspiegel sah sie, wie Konrad ihren Blick mied und betroffen die Lippen zusammenkniff.
    Warum nur ist er ständig wütend auf mich?
    Er machte es ihr wirklich schwer, ihn zu mögen. Sie seufzte. Suchend kramte sie in ihrer Hosentasche nach dem Hausschlüssel. Als sie ihn nicht fand, nahm sie den Rucksack auf den Schoss und wühlte darin weiter.
    Der Rucksack! Was zum Teufel …
    Sie hatte ihren Rucksack am Vortag nicht mit nach Hause gebracht und geglaubt, dass er im Park verloren gegangen war, oder sie ihn bei Konrad vergessen hatte. Morgens war er aber da gewesen. Wie war das nun wieder möglich? Dann erinnerte sie sich, dass ihr gewesen war, als säße jemand neben ihr am Bettrand.
    « Sagt mal, ist es zufällig auch die Aufgabe des Bundes, in die Privatsphäre seiner Schützlinge einzudringen und sich nachts in ihre Zimmer zu schleichen? »
    Eva und Konrad sahen sie irritiert an.
    « Was meinst du? », fragte Eva.
    « Haltet ihr mich für blöd? Okay, ich bin vielleicht ein bisschen langsam, weil es mir jetzt erst auffällt, aber gestern bin ich ohne Rucksack nach Hause gekommen und heute Morgen stand er neben meinem Schreibtisch. Wenn er nicht auch besondere Fähigkeiten hat und auf Anhieb Füße bekommen kann, ist das nur möglich, weil einer von euch ihn da hingetan hat. »
    Eva sah zu Konrad, der bis auf ein kurzes, angespanntes Zucken um die Augen keine Regung zeigte.
    Nach einem Moment des Zögerns drehte Eva sich zu Jenny um. « Ja okay, ich hab dir den Rucksack gebracht. Ich dachte nicht, dass du dich so genau erinnern würdest. Du brauchtest ihn doch für die Schule heute. »
    « Weißt du Eva, ich kann dich ja gut leiden, aber das geht nun wirklich zu weit. Wie würde es dir denn gefallen, wenn du nur mit Höschen und T-Shirt im Bett liegst und sich jemand heimlich in dein Zimmer schleicht? », fragte Jenny wütend.
    Sie behandelten sie jetzt schon wie ihr Eigentum.
    « Mir passiert das ständig. Mach nicht so einen Aufriss! », entgegnete Eva abweisend.
    « Was kommt als Nächstes? Öffnet ihr meine Post? »
    « Wenn es sein muss. » Da war sie wieder die schnippische Eva.
    « Halt an! », wies Jenny Konrad an. Er sah in den Rückspiegel und schüttelte zögernd den Kopf. « Ich hab gesagt: Halt an! » Jenny bleckte die Zähne und zischte es wie eine Schlange.
    Konrad trat auf die Bremse. Kaum

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