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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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war der Wagen zum Stehen gekommen, sprang Jenny raus. Es war eiskalt und sie jonglierte ihren Rucksack zwischen Handgelenk und Schulter, um sich die Jacke anzuziehen und den Schal um den Hals zu wickeln. Sie hatte noch einen Weg von etwa drei Kilometern vor sich. Sie würde die Straße entlang laufen und hin und wieder richtungsweisend den Daumen rausstrecken, so wie sie es schön öfters getan hatte. In ihrem früheren Leben.
    Jenny lief auf dem Grasstreifen neben der Fahrbahn und wich regelmäßig den Leitpfosten aus. Die Scheinwerfer von Konrads SUV strahlten noch immer bis zu ihr. Wenn er nur abhauen würde, alles könnte so sein, wie es vorher war! Etwas knackte hinter Jenny. Sie erschrak und im Herumschnellen sah sie für einen Augenblick ihr Schutzschild aufflackern und zugespitzt nach vorne schießen. Konrad wurde ein Stück zurückgeschleudert, fing sich aber sofort wieder.
    « Oh, das tut mir leid. » Jenny hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund. « Das wollte ich nicht. Ich weiß gar nicht, wie das passiert ist. »
    Ihr Fragment hatte sich abrupt ausgedehnt.
    Wahnsinn!
    Konrad hielt sich den Nacken.
    « Schon klar », sagte er. « Bitte steig wieder ein. »
    Er versuchte Jenny in die Augen zu schauen, aber sie wich seinem Blick aus. Sie wusste, was es für eine Wirkung auf sie hatte, wenn ihre Blicke sich trafen und dass es ihr schwerfallen würde, Konrad einen Wunsch abzuschlagen.
    « Ich bin gut zu Fuß. » Jenny drehte sich wieder um und ging weiter. Hinter sich hörte sie Konrad stöhnen. Etwas vor sich hin brummend, folgte er ihr. Ein paar Meter weiter drehte sie sich wieder zu ihm um. « Was soll das? Das grenzt an Belästigung. »
    « Ich würde auch lieber im warmen Auto sitzen », knurrte Konrad, « dummerweise zieht mein Schützling es vor, durch die Dunkelheit und Eiseskälte zu ziehen. Also bin ich gezwungen, es auch zu tun. »
    « Ich bin so gut wie zu Hause. Und wie du gesehen hast, kann ich mich sehr gut selbst verteidigen. »
    Konrad lachte amüsiert: « Das ist lieb gemeint von dir. Aber wenn Arthur mit mir fertig ist, nachdem er herausgefunden hat, dass ich dich alleine gelassen habe, ist von mir nur noch eine Bremsspur übrig. »
    Bei der Vorstellung musste Jenny lachen, versuchte es aber so gut wie möglich zu verbergen, indem sie den Hals einzog und die Nase in den dicken Schal steckte. Als sie ein Auto herannahen hörte, drehte sie sich um und streckte den Daumen in Fahrrichtung. Konrad der einen Meter hinter ihr lief, tat das gleiche. Er ließ keinen Zweifel daran, dass Jenny ohne ihn in kein Auto einsteigen würde. Trotzig drehte sie sich um und ging weiter. Es folgten zwei weitere Autos, die genauso stramm weiterfuhren, wie das vorhergehende. Ein paar Minuten später war es auf einmal still. Konrads Schritte waren nicht mehr zu hören und verunsichert sah Jenny sich um. Er war weg! Die Scheinwerfer seines Autos waren in der Ferne nur noch als zwei kleine Punkte zu erkennen. Jenny blieb stehen und sah sich genauer um. Sie spürte, dass Konrad noch da war. Vielleicht war er kurz ausgetreten oder glaubte, ihr Angst einjagen zu können, wenn er sie im Glauben ließ, dass sie auf sich alleine gestellt war. Doch darüber konnte sie nur lachen.
    Der kennt mich aber schlecht!
    Unbeeindruckt ging sie weiter.
    Inzwischen war Jenny so weit gelaufen, dass sie schon die Straßenlaternen von ihrem Wohnort sehen konnte, aber die Scheinwerfer von Konrads Wagen in ihrem Rücken hinter einer Straßenkuppe verschwunden waren. Unvermittelt überkam sie ein komisches Gefühl. Sie spürte, dass Konrad in ihrer Nähe war, aber irgendetwas stimmte nicht. Jenny blieb stehen. Zunächst drehte sie sich nicht um, sondern lauschte aufmerksam in die Dunkelheit. Unterhalb des Fahrbahnrandes raschelte es. Sie drehte sich zur Seite und ging auf den Abhang zu. Mit den Augen tastete sie den Feldweg ab, aber es war zu dunkel, als dass sie Genaueres hätte sehen können. Plötzlich streifte sie ein heftiger Luftzug und Konrad stand neben ihr.
    « Meine Güte musst du mich immer so erschrecken? », schnauzte sie ihn an.
    Konrad beachtete sie gar nicht, sondern stand aufmerksam da. Wie ein Luchs spitzte er die Ohren und ließ seine Blicke über das dunkle Feld unterhalb des Fahrbahnrandes wandern. Schließlich ging er näher an Jennys Seite. Er war nun so dicht neben ihr, dass sie seine Körperwärme spüren konnte. Langsam fasste er sie am Ellenbogen und zog sie zu sich. Hinter ihnen raste ein Auto vorbei und

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