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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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Jennys Seelenfragment hinein. Zuerst war es als würde sie Jenny an sich drücken. Dann als verpasse sie ihr einen Schlag in Brust und Magen. Jenny wurde schrecklich übel. Cynthia war in sie hineingegangen und sie konnte sie riechen und schmecken und spürte die Wolle ihres Mantels in sich. Instinktiv dehnte Jenny zunächst ihr Fragment weiter aus, um Cynthia ganz einzuschließen, dann presste sie es mit aller Kraft wieder zusammen, sodass es Cynthia fest umschloss. Die folgenden Ereignisse konnte Jenny sich nur so erklären, dass Cynthias erfahrene Kraft ihr Energiefragment dirigierte, denn Jenny brauchte nur eine hundertstel Sekunde daran zu denken, wo sie hin wollte und schon sprang Cynthia am Straßenrand vor Kronbach, mit einem Purzelbaum, aus Jennys Schild heraus und auf den Rücken des orangemanteligen Riesen zu. Der setzte sich zwischen Konrad und Eva heftig zur Wehr. Es war unglaublich, welche Kraft von der kleinen, zierlichen Eva ausging. Flink wie ein Wiesel setzte sie dem Angreifer zu. Noch beeindruckender war Konrad, der mit gekonnten Kampftechniken, unbewaffnet gegen den schwerttragenden Dunklen kämpfte. Von allen Dreien eingekreist, stahl der Orangemantelige sich schließlich mit einer Art lichtstreuendem Flick-Flack aus der Mitte und sauste in die Dunkelheit, wo sein Licht erlosch und mit bloßem Auge nicht mehr auszumachen war. Cynthia eilte ihm zwei Schritte nach, brach dann aber die Verfolgung nach einem Blick auf Jenny ab.
    Jenny war mit dem gleichen Blickwinkel in ihr körperliches Bewusstsein zurückgekehrt, wie sie es verlassen hatte. Ihr war elendig übel. Noch einmal flackerte ihr Schutzschild müde auf und erlosch dann. Als Jennys Bewusstsein schwand, wurde es dunkel um sie.

10. Kapitel

    Jenny ist warm. Kein Lüftchen weht. Sie ist aufgeregt, orientierungslos. Jemand hält ihre Hand. Es ist Konrad. Sie stehen sich gegenüber. Schauen sich vertrauensvoll in die Augen. Seine hellen Augen glitzern wie kleine Seen im Mondlicht, seine Blicke dringen in sie ein. Er sieht, was sie sieht, weiß, was sie weiß. Sie sind eins. Sie spürt seine Anspannung genauso wie er ihre. Angst umgibt sie. Sein Anblick ist ihr ein Trost, seine markanten Gesichtszüge, sein starkes Kinn. Er ist für sie da, bedingungslos. Sie erwarten das Schlimmste. Sie wissen, dass es zu spät ist, um zu fliehen. Gleich ist der Moment gekommen. Der Moment, von dem sie nicht wissen, wie er enden wird. Dunkle Wolken ziehen auf, nehmen ihnen das Licht.
    Als Jenny aufwachte, war es finstere Nacht. Sie fragte sich erst gar nicht, wie sie ins Bett gelangt war. Gewohnheitsmäßig griff sie nach dem Lichtschalter der Nachttischlampe. Doch ehe sie ihn erreichte, ging die Lampe an. Konrad saß neben dem Bett und hielt den Schalter in der Hand. Es musste ein Leichtes für ihn gewesen sein, die zehn Meter vom Boden zu ihrem Fenster zu überwinden. Sie hatte gesehen, wozu er in der Lage war, wenn er seine Kräfte aktivierte. Er saß entspannt in ihrem Kuschelsessel, ein Lesesessel, bei dem sich die Lehne zurück und die Beine hochstellen ließen. Jenny hatte schon ganze Nächte in ihm verbracht. Locker hatte Konrad das eine Bein auf das andere gelegt und sah sie nachdenklich an. Jenny stellte sich seinen Blicken. Sie hätte es verstanden, wenn er wieder sauer auf sie gewesen wäre. Aber was sie sah, war ein besorgtes, vertrautes Gesicht, das Güte ausstrahlte. Ein Wächter, der sich um seinen Schützling sorgte. Sie bekam ein schlechtes Gewissen. Sie hatte alle in Gefahr gebracht. Es war falsch von Eva gewesen, ohne Vorwarnung in Jennys Privatsphäre einzudringen, aber Jenny hätte ihr Temperament im Zaum halten müssen. Es würde sehr viele Dinge zu ändern geben in ihrem neuen Leben. Was in ihrem Alten im schlimmsten Fall Fernsehverbot in Kombination mit Hausarrest eingebracht hatte, konnte in ihrem Neuen unvorstellbare Konsequenzen für andere Menschen haben. Menschen, die an sie glaubten, die etwas in ihr sahen, was sie selbst nicht sehen konnte. Die ihr vertrauten.
    Ich hab mich benommen wie ein Baby!
    « Es tut mir leid », brachte sie leise hervor.
    Konrad nickte ausdruckslos. « Mir wäre schon geholfen, wenn du mich in Zukunft nicht schon vor dem Kampf k.o. schlagen würdest. »
    Seine Mundwinkel zuckten. Damit spielte er auf den Moment an, als Jennys Schutzhülle ihn zur Seite schleuderte.
    « Ich wollte dich nur testen », antwortete sie.
    Beide lachten.
    « Pscht, wir müssen leiser sein. Wenn meine Mutter dich hier erwischt,

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