Der Waechter
noch Raum für Humānimi, die irgendwann auch im Dienst des weißen Bundes stehen und eine Unterkunft benötigen. Die meisten können weiter in ihrem Umfeld bleiben, aber andere eben nicht », sagte Ruth mit einem Seitenblick auf Jenny.
Jeder der Bewohner hatte sein eigenes Zimmer über, das nur er selbst bestimmen durfte. Arthurs Zimmertür stand auf. Es sah genauso aus, wie Jenny es sich vorgestellt hatte. Viele leere Flaschen und Dosen, eine riesige Fernsehanlage, ein ungemachtes Bett. Darauf lag ein plüschiges Felltier, das den Kopf hob, als es die Stimmen vor der Tür hörte. Es war die Katze des Haues namens Lady, wie Jenny erfuhr. Ein schönes, grau-weiß gestreiftes Exemplar, wenn auch zu bequem, um aufzustehen und Jenny zu beschnüffeln. Stattdessen legte es gelangweilt wieder den Kopf in die Federn und schnurrte sich in den Schlaf. An den Wänden über dem Bett hingen Filmplakate von Actionfilmen und Poster von Bands, die laut zu sein schienen. Ruths Schlafzimmer war ein heller kuscheliger Traum. Am Ende und am Anfang der u-förmig herumführenden Empore lag jeweils ein großes Badezimmer. Die Türen der restlichen Mitbewohner, auch das von Konrad, waren verschlossen und blieben es somit zu Jennys Bedauern auch. Der Speicher ein Stockwerk höher war ausgebaut worden und zog sich über die halbe Grundfläche des Hauses, nur durch die Dachschrägen eingeschränkt. Die Hausbewohner hatten unzählige Bücherregale in die Schrägen einpassen lassen und so eine gemütliche Bibliothek daraus gemacht. Unter den vier Dachfenstern stand jeweils ein Sessel verschiedener Ausführung. Zwei hatten einen kleinen Beistelltisch neben sich.
« Wir haben zwei Entspannungsräume. Jeder hat seine Art sich zu entspannen. Hier oben beim Lesen. Unten im Keller bei viel Bewegung. Jedem, wie er‘s mag. » Ruth ging voran nach unten.
Im Keller staunte Jenny nicht schlecht. Sie mussten fast vier lange Treppen hinunter, um ihn zu erreichen. Er bestand aus einem großen Raum, der fast über die gesamte Grundfläche ging, nur vereinzelt mit starken Stützpfeilern bestückt. Die Bezeichnung Trainingsraum war eher untertrieben, denn die Größe und vor allem die enorme Höhe ließ den Keller einer Sporthalle gleichen. Auch das Equipment sprach dafür: An einer Wand hing ein Basketballkorb, auf dem Boden lagen große Turnmatten und auch die Bank am Rand der Trainingsfläche fehlte nicht. Jenny nahm sogleich darauf Platz und Samuel setzte sich neben sie.
« Hier werden gute Krieger gemacht », sagte er stolz. « Arthur ist einer der Besten. Er trainiert auch die Wächter. Er selbst trainiert mehrere Stunden täglich. Genauso wie Cynthia, Benedict und die anderen Krieger, die dem Bund angehören und sich regelmäßig hierher verirren. »
« Was für Fähigkeiten hat Arthur? », fragte Jenny.
Samuels Gesicht wurde ernst.
Er mied Jennys direkten Blick, als er sagte: « Sicher verstehst du, dass ich dir darüber keine genauen Angaben machen darf. Du wirst sie im Laufe der Zeit selbst herausfinden. Noch bist du kein Bundmitglied und gemäß unserer Satzung dürfen wir dir nicht alles offenbaren. Die unzähligen Mitglieder müssen ihre Tarnung beibehalten. Deshalb ist das Haus auch zurzeit so leer. Normalerweise herrscht hier Leben wie auf dem Rummel. Es ist nicht üblich, dass sich ein Heranwachsender hier im Haus aufhält. Daran kannst du sehen, wie wichtig du für uns bist. » Samuel machte eine kurze Pause. « Aber Krieger im Allgemeinen beherrschen den Kampf. Verschiedene Kampftechniken, Waffenkunde, Schnelligkeit, Koordinationsfähigkeit. Sie haben eine entsprechende körperliche Konstitution. Eben alles, was einen guten Krieger ausmacht. Arthur ist besonders gut im Schwertkampf, dafür ist Benedict ein Meister in waffenlosen Kampftechniken. »
« Welche Waffen? » Jenny sah Samuel mit großen Augen an.
« Keine Schusswaffen », antwortete er sofort. « Schusswaffen sind einerseits zu gefährlich, da man leicht Unbeteiligte verletzten kann. Andererseits sind sie im Kampf gegen ein starkes Energieschild nutzlos. Die Kugel wird durch die Energie zu stark ausgebremst. Die gefährlichste Waffe für uns ist das Schwert. Und nicht nur weil es die Geschicklichkeit trainiert. Ein Schwert von einer starken Krieger-Kraft geführt, durchschneidet wenn nötig auch ein energetisches Schutzschild. In großen Schlachten muss man leider auch solche Waffen beherrschen. »
Jenny erinnerte sich an den Angreifer vom Vortag, der irgendwann ein
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