Der Waechter
Schwert zog. Und Cynthia, die ebenfalls eines bei sich hatte.
« Ich kann mit meinem Schutzschild eine Kugel abfangen? »
Samuel lachte. « Ja, ganz bestimmt. Aber lass es vorerst bitte nicht darauf ankommen. »
12. Kapitel
Arthur trainierte weiter mit Cynthia, die zu ihnen gestoßen war, während Jenny nach oben ging. Im Erdgeschoss blieb sie in der Mitte des Flurs stehen, als sie im Wohnzimmer einen großen, dunkelblonden Mann stehen sah, der ihr den Rücken zuwandte. Er hatte Arthurs Größe und Statur und war eindeutig ein Krieger.
Benedict!
Jenny wollte ihn begrüßen gehen, blieb aber in der Tür stehen, als sie Konrad entdeckte, der vor der Glastür zum Garten stand und nachdenklich hinaus schaute.
« Du wusstest, dass es schwer werden würde », hörte sie Benedict mit tiefer Stimme zu Konrad sagen.
Konrad zögerte. Ohne sich umzudrehen, antwortete er nach einer Weile: « Ja, ich wusste, dass es schwer wird. »
Instinktiv schlich Jenny sich rückwärts in die Küche. Sie hatte das Gefühl, dass dieser kurze Dialog nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen war.
« Hey Jenny », Ruth trat aus der Küche, « du kommst genau richtig. Das Essen ist so gut wie fertig. Setzt euch schon mal hin. »
Benedict drehte sich um. « Hi Jenny. »
Mit großen Schritten kam er auf sie zu. Jenny glaubte, ihren Augen nicht zu trauen. Benedict sah Konrad derart ähnlich, dass man sie für Brüder halten musste. Sein Haar war heller und die Augen nicht ganz so durchdringend hell, aber die markanten Gesichtszüge und in gewissem Maße auch der Ausdruck waren sich ähnlich. Jenny schätzte ihn auf Ende zwanzig.
Konrad hat einen Bruder! Der Glückliche!
Höflich streckte Benedict ihr seine Hand entgegen und lächelte sie charmant an. Ein Lächeln, das sie an Konrad bisher noch nicht gesehen hatte. Also waren sie sich doch nicht so ähnlich.
« Ich bin Benedict, freut mich dich endlich kennenzulernen. Bisher habe ich dich nur von Weitem gesehen. »
Er war eine Schönheit. Mehrere Schrammen sprachen für eine bewegte Vergangenheit als Krieger. Doch eine Narbe lag direkt neben dem linken Auge und legte sich in Falten, wenn er lächelte. Jenny fand, dass er dadurch anziehend verwegen aussah.
Kurz vor sechs saß Jenny mit Ruth, Samuel, Arthur, Benedict, Cynthia und Konrad am Esstisch, aß zu Abend und war glücklich. Sie war noch nirgends so herzlich und freundschaftlich empfangen worden wie hier im Haus des Weißen Bundes. Obwohl sie die Menschen an diesem Tisch kaum kannte, fühlte sie sich, als seien sie eine große Familie und sie bereits ein Teil von ihr. Ihr gegenüber saß Benedict. Die Ähnlichkeit zwischen ihm und Konrad ließ sie nicht los. Er hatte einen stoppeligen Dreitagebart und ebenso wie Arthur hatte er einen kampflustigen, rauen Ausdruck im Gesicht, aber einen warmen in den Augen. Scheinbar war das eines der Dinge, das Krieger gemeinsam hatten. Auf den ersten Blick hatte Jenny geglaubt, dass sie es nicht wagen würde, Benedict unaufgefordert anzusprechen, aber nach ausgiebiger Betrachtung wirkte er gütig und großzügig auf sie. Er hatte ein wunderschönes, blaues, mit hellblauen Streifen durchzogenes Fragment in sich.
« Lass mich raten », sagte sie schließlich zu ihm, « du bist ein Krieger. »
Benedict grinste und nickte anerkennend.
« Schlaues Mädchen. »
Er deutete mit seinem Löffel in ihre Richtung und sah zu Konrad. Der lächelte ungewöhnlich entspannt zurück. Bewunderung lag in seinem Blick.
« Selbst für Brüder seht ihr beide euch unglaublich ähnlich », fuhr sie fort und deutete auf Konrad.
Benedict blickte zu Konrad und nickte zögernd.
« Ja », sagte er und rührte nachdenklich in seinem Teller.
Sein Fragment zog sich langsam in ihn zurück. Da fiel Jenny ein, was Ruth gesagt hatte: « Es hat mal eine ganze Familie gegeben … Es war schrecklich … ». Jenny schluckte. Sie erinnerte sich an den Moment, als sie Konrad fragte, ob seine Eltern nichts dagegen hätten, dass er hier wohnte. Wie er dabei erstarrte. War es seine Familie, die Ruth meinte? Und was war Schreckliches passiert?
« Hab ich vorhin was Falsches gesagt? », fragte Jenny, als sie einen Moment mit Ruth alleine in der Küche war. « Benedict und Konrad. Alle waren plötzlich so still. »
Freundlich sah Ruth sie an: « Nein, du hast nichts Falsches gesagt. Es gibt nur Dinge, über die die beiden nicht gern reden. Es ist nicht gut, alles preiszugeben. »
« Aber was ist so schlimm daran, dass sie Brüder
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