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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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ablud. Denn die hatte schon genug Angst.
    Hätte ich das alles nur nie erfahren!
    « Ach ja? », entgegnete Jenny. « So wie Eva und Cynthia es sagten, klang es, als sei es ganz normal. Geh hol Cynthia! Zeig dich! Als wäre das üblich so unter Seelenträgern. »
    Ruth lachte: « Nun, Eva hat einfach an dich geglaubt und Cynthia hat ein äußerst gutes Gespür für die Fähigkeiten anderer. Wahrscheinlich hat sie in deiner Energie gelesen, wozu du fähig bist. Sie ist sehr intuitiv, weißt du? » Dann wurde Ruth ernst. « Auch wenn deine Entwicklung nicht so schnell gehen sollte », sagte sie leise und nahm nachdenklich einen Schluck Kaffee aus ihrer Tasse.
    « Wie läuft es denn normalerweise ab? », fragte Jenny.
    « Ruhiger », antwortete Ruth und begann mit der Handkante nicht vorhandene Brotkrümel auf dem Tisch zusammenzuschieben. « Weißt du, normalerweise ist es so, dass die dunkle Seite Heranwachsende überfällt, die wir noch nicht erkannt haben und die noch nicht beschützt sind. Es ist nicht üblich, sich einem zu bemächtigen, der schon beschützt ist. Du darfst dir das nicht vorstellen wie in einer Fernsehserie, wo von morgens bis abends Gut gegen Böse kämpft. Die Gefahr der Übermacht besteht in der Kontinuität. Ist ein Heranwachsender beschützt, dann sucht man sich eben den nächsten. Bisher eilte es nicht mit der Übermacht. Aber es hat sich verändert. Wir wussten, dass sich mit deiner Reifung vieles verändern würde. Derartige Überfälle zeigen, wie verzweifelt die Schattenträger ihre Macht stärken wollen, eh die Auserwählte auftaucht. »
    « Könnte ich mir das Buch von Aaron ausleihen? », fragte Jenny. « Ich würde die Prophezeiung gern selbst lesen. »
    Hinter Jenny brach jemand in Gelächter aus. Auch Ruth blickte amüsiert. Samuel stand in der Tür zum Esszimmer.
    « So einfach ist das nicht, Jenny », sagte er. « Es ist kein Buch, das man in der Buchhandlung kaufen oder bestellen kann. Es ist das Buch des Weisen Aaron. Ein geheimes Buch. Eines, das nur auserwählte Seelenträger lesen dürfen. Vielleicht wirst du eines Tages zu ihnen gehören? »
    « Aber woher kennen die Dunklen dann die Prophezeiung? », fragte Jenny.
    Samuel machte ein enttäuschtes Gesicht, kam langsam zu ihnen und setzte sich an den Tisch. « Ich erwähnte bereits, dass es Humānimi gab, die dem weisen Bund angehörten und zur anderen Seite überliefen. Dummerweise wussten sie somit alles, was wir wussten. Es gab Zeiten, da war Aarons Buch hier bei uns im Arbeitszimmer, zwischen all den anderen Büchern aufbewahrt. Erst als wir begriffen, wie wertvoll es ist, haben wir es versteckt. Seitdem ist es nie lange an einem Ort. Es wird unregelmäßig an Gleichgesinnte des Bundes weitergegeben. Wo es ist, wissen nur Aaron und derjenige, der es gerade hat. »
    « Ja und wissen die Schattenträger denn, dass ihr mich für die Auserwählte haltet? » Jenny schluckte.
    Allein der Gedanke erschreckte sie.
    « Dafür haben wir keinen Anhaltspunkt. Aber natürlich erkennen sie dich als Heranwachsende. »
    « Und außerdem hast du ihnen ja schon einen Hinweis gegeben, dass du die Auserwählte sein könntest. » Konrads Stimme ertönte vom Flur her.
    In der Hand hielt er eine Wasserflasche und nahm einen großen Schluck daraus. Er musste im Keller irgendetwas Anstrengendes gemacht haben, denn er schwitzte. Langsam kam er näher und lehnte sich gegen den Türrahmen des Esszimmers.
    « Was? » Jenny starrte ihn entsetzt an.
    « Scheinbar », nach Bestätigung suchend sah Konrad zu Samuel und Ruth, « spricht die Prophezeiung, von einem weiblichen Humānimus, der Wahrträume hat. Und falls du dich erinnerst, warst du vorgestern so nett dem Sammler direkt auf die Nase zu binden, dass du diese Fähigkeit hast. »
    Scheiße!
    Tatsächlich hatte sie so etwas in der Art losgelassen. Aber zu dem Zeitpunkt wusste sie doch noch gar nichts von einer Prophezeiung.
    « Deshalb warst du also böse auf mich? », stellte sie fest.
    Konrad schüttelte den Kopf: « Nein. Es war dein permanentes Fluchtverhalten, das mir auf den Geist ging », sagte er, drehte sich um und lief wieder die Treppen zum Keller hinunter.
    « Liebes, das hat ihm aber nur verraten, dass du eine Seherin bist. Nichts weiter. Das macht dich verdächtig, aber es macht dich noch nicht zur Auserwählten. Deine Zeitsprünge müssen wir aber für uns behalten. » Ruth lächelte kurz. « Außerdem hat er dich zwar gesehen, weiß aber nicht, wer du bist. Es bedeutet für uns

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