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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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reden wollte.
    « Und wie alt bist du? Du hast einen Führerschein. Also bist du mindestens achtzehn. »
    Konrad zögerte.
    « Zwanzig », antwortete er leise.
    Jenny atmete geräuschvoll ein.
    Oh!
    Gedankenverloren betrachtete sie ihn. Sein hellblaues Licht lag als dünner Film über seinem Hals und zog sich die Schultern bis zum Handgelenk hinunter.
    « Du hast ein wunderschönes Licht », sagte sie leise vor sich hin.
    Sie erschrak, als sie merkte, dass sie es tatsächlich gesagt und nicht nur gedacht hatte. Obwohl Konrad nicht darauf einging, konnte Jenny sehen, dass er sich geschmeichelt fühlte. Sie wurde einfach nicht schlau aus ihm.
    Komischer Typ!

13. Kapitel

    Vor dem Haus des Weißen Bundes parkten Autos mit fremden Kennzeichen. Jenny war aufgeregt und gespannt. Sie war sich sicher, dass das Außerordentliche der Ratssitzung ihre Wenigkeit betraf. Natürlich durften an der Sitzung nur die Ratsmitglieder teilnehmen, aber danach wurden auch die Mitglieder über die Beschlüsse informiert, und auch wenn sie keines war, würde sie vielleicht etwas davon mitbekommen. Unter Jennys Schritten knarzte der Schnee. Noch einmal atmete sie tief durch, stieg die Stufen hinauf und läutete an der Haustür.
    Diesmal war es Samuel, der erwartungsvoll die Tür aufriss.
    « Jenny! Endlich! Ich dachte schon du kommst nicht mehr. »
    « Jenny, wie schön! », rief Ruth, schob Samuel sanft zur Seite und zog Jenny am Ärmel herein.
    Noch ehe sie protestieren konnte, streifte Samuel ihr die Jacke ab und hängte sie an die Garderobe. Als Ruth sie in die Eingangshalle drängte, wurde Jenny flau. Eine kleine Ansammlung fremder Menschen starrte sie teils neugierig, teils ungläubig an. Ihre Blicke erinnerten sie an ihre erste Begegnung mit Konrad. Auch wenn sie nicht die Intensität erreichten, gruben sie sich doch weit in die Tiefe. Es waren vier Leute, die Jenny nicht kannte. Die zwei Krieger unter ihnen waren leicht zu erkennen, denn Cynthia, Arthur und Benedict fielen neben ihnen kaum auf. Eine der beiden Frauen vorne war gerade mal so groß wie Eva und in eine Art indisches Tuch gewickelt. Die andere war betörend schön und nicht viel größer als Jenny, aber mit einer Figur, von der diese nur träumen konnte. Ihr langes, schwarzes Haar fiel in Wellen über die Schultern und umrahmte fast ebenso dunkle, warme Augen. Die vollen Lippen leuchteten in natürlich schönem Rot. Sie hatte eine beruhigende, ausgeglichene Ausstrahlung und Jenny entspannte sich ein wenig. Arthur, Benedict, Konrad, Eva und Cynthia schenkten Jenny ein aufmunterndes Lächeln. Was die Fremden wohl in ihr sahen? Sie selbst konnte nicht mal ihr rosafarbenes Licht sehen. « Dieses Mädchen soll die Prophezeiung erfüllen? », konnte sie in ihren Gesichtern lesen. Keiner sagte ein Wort. Ruth stand ebenso reglos neben ihr wie Samuel. Dann sah Jenny aus dem Esszimmer ein weißes, gleisendes Licht heraus scheinen. So hell, als würde der Mond nur drei Meter vor ihr aufgehen. Wie eine Kuppel wölbte es sich über die Leute und kam näher. Schließlich teilte sich die Menge und hindurch trat eine Gestalt, die umgeben war von diesem unsagbar hellen und vollkommen reinen, weißen Licht. Jenny musste blinzeln. Sie wollte hinsehen, konnte der Helligkeit aber nicht begegnen. Es war ein alter Mann, etwa einen Kopf größer als Jenny. Sie schätzte ihn auf neunzig, wenn nicht sogar noch älter. Jenny spürte es, auch wenn er vollkommen aufrecht ging und keinerlei sichtbare körperliche Gebrechen aufwies. Scheinbar trug er eine Art Gewand. Genau konnte sie es mit halb zugekniffenen Augen nicht erkennen. Sie hielt sich geblendet die Hand vor die Augen und schloss sie schließlich ganz.
    « Oh entschuldige, liebe Jenny », sagte der Mann. Langsam wurde es wieder dunkler und Jenny öffnete neugierig die Augen. « Ich vergaß, dass es für dich sehr hell sein muss. »
    Jenny sah, dass sein Licht bis auf einen halben Meter um ihn herum geschrumpft war. Sie war sich sicher, dass es kein Versehen, sondern ein Test gewesen war. Eine Art Vergewissern, dass sie eine Fähigkeit besaß, von der er vermutet hatte, dass sie sie besaß. Jenny fand, er hätte sie auch einfach fragen können. Das war also Aaron, der Weise. Ebenso weise, wie er war, so weiß war auch sein Licht. Aaron strahlte Jenny an. Er hatte sie erkannt, und sie hatte ihn erkannt.
    Ich bin unsagbar glücklich dich bei mir zu haben, Jenny. Endlich! Hörte Jenny ihn in ihren Gedanken. Du bist so tapfer und mutig. Und meine

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