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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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Konrads Hand spüren. Sein Licht zog sie magisch an. Es pulsierte und schien eine Art Sog auszuüben. Ihre Energie konnte dem nicht widerstehen und näherte sich seiner. Langsam legte sich Jennys Licht über Konrads. Dann schlüpfte es hinein, vermischte sich mit seinem, bis es schließlich im gleichen Rhythmus pulsierte. Unaussprechliche Glückseligkeit kam über sie, sodass ihrem Körper ein Stöhnen entwich. Es war, als sei ein fehlender Teil zu ihr zurückgekehrt. Sie fühlte, was er fühlte, dachte, was er dachte, sah, was er sah. Konrad öffnete die Augen und nickte Samuel zu.
    «Gut Jenny. Und jetzt gehe noch einmal im Gedanken alles durch, was du gestern erlebt hast. Fange an mit dem Letzten, was du getan hast, als du noch in deinem Körper warst.»
    Sie tat es und Konrad sah, was sie gesehen hatte. Jenny spürte, wie er in das Meer des goldenen Lichts gesaugte wurde und glückselig darin eintauchte. Spürte, wie er die gleichen Ängste hatte, die sie gehabt hatte, als das goldene Licht der Wärme sie wieder ausspuckte. Wie er ebenso panisch wurde wie sie in Anbetracht der Aussichtslosigkeit, Arthur helfen zu können. Ihre Erinnerung endete mit Konrads Worten zu Konstantin. Konrad nickte Samuel erneut zu.
    «Und nun Jenny löse dich wieder und kehre zurück in deinen Körper», sagte Samuel.
    Es geschah instinktiv. Sie musste nicht überlegen, wie sie das am besten anstellte. Sie wünschte es sich einfach und kaum, dass Konrads Licht ihres losließ, fand es auch wieder den Weg zurück in ihren Körper. Es war eine schmerzvolle Trennung, schlimmer als sonst, wenn sie sich aus Konrads Nähe löste. Fest drückte Konrad ihre Hand und lächelte ihr aufmunternd zu, nahm sie in den Arm. Jenny stand ohne Probleme auf. Für sie war es eine kurze Reise gewesen. Doch Konrad wirkte schwach auf den Beinen, als sie gemeinsam ins Esszimmer zurückkehrten. Ruth legte ihre heilenden Hände auf seine Schultern. Jenny wünschte, dass alle sehen könnten, wie Ruths Energie in grün-gelben Bahnen um Konrads floss und teilweise von seinem Licht aufgesaugt wurde wie Wasser von einem trockenen Schwamm. Alle schauten erwartungsvoll zu Konrad, keiner wollte ihn drängen. Doch er begann sogleich, zu erzählen.
    «Es war überwältigend!», hauchte er, als könnte er mit seinem Atemstoß das, was ihn beeindruckt hatte, für alle sichtbar in den Raum hinaus atmen.
    Fragende Blicke trafen Jenny, die nur mit den Schultern zuckte. Ja, die Vereinigung ihrer Fragmente war überwältigend gewesen, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass er hier vor allen darüber reden wollte.
    «Ach, ich glaube er meint das Bad im goldenen Licht!», glaubte sie zu wissen.
    «Es war ein Ruf der Gesandten», sagte Konrad mit geschlossenen Augen.
    «Was?», riefen alle gleichzeitig, gefolgt von einem ungläubigen Raunen.
    Plötzlich redeten sie wild durcheinander.
    «Wie ist das möglich?»
    «Du musst dich irren!»
    «Das kann nicht sein!“
    Jenny verstand nichts von all dem, aber es zerriss sie beinahe vor Neugierde.
    «Ihr meint die Fragmente, die uns mit der Quelle verbinden? Was hat das zu bedeuten?»
    Endlich wurde es still. Die Blicke der anderen gegenüber Jenny waren plötzlich voller Ehrfurcht.
    Samuel rückte sich in seinem Stuhl zurecht.
    «Die Gesandten fungieren wie eine Art Wächter der Quelle. Ihre Aufgaben sind vielfältig. Sie schützen sowohl die Quelle als auch die Fragmente während der Beseelung. Bezüglich der Quelle sorgen sie dafür, dass beschädigte Fragmente vorab mit Liebe und Güte aufgefüllt werden, damit sie das energetische Gleichgewicht der Quelle bei der Wiedervereinigung nicht durcheinanderbringen. Wir nennen das Harmonisierung. Sie können sich ganz von der Quelle lösen, aber sie tun es nur im Notfall. Ein solcher Notfall wäre zum Beispiel, dass ein Fragment aus einem Körper fährt, der besonders viel Leid und Tragik erfahren hat, und das daher kaum mehr Kraft hat, seine restliche Energie zusammenzuhalten. Ein Gesandter wird ihm entgegeneilen und wenn nötig auch, zugunsten der Schnelligkeit, ein Loslösen von der Quelle in Kauf nehmen.»
    «Und wenn ihr von einem Ruf sprecht, meint ihr, dass sich ein Gesandter zu mir losgelöst hat?»
    «Nun, so ähnlich. Losgelöst hat er sich sicher nicht, aber er hat dich aufgesucht und dich geführt. Wenn wir von einem Ruf sprechen, meinen wir damit, dass ein Gesandter seinen Kontakt zu deinem Fragment derart nutzt, dass er dich etwas wissen lässt. Oder wie in deinem Fall,

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