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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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    Wahrscheinlich würde es niemandem außer Mrs. McBee auffallen, dass ein Dutzend der 214 Lampen fehlten; aber Mrs. McBee kam erst am Donnerstagmorgen aus Santa Barbara zurück.
    Trotzdem ging Fric nur in abgelegenen und selten benutzten Räumen auf Diebeszug, wo man das Verschwinden der Lampen kaum bemerken würde. Er brauchte sie für sein spezielles, geheimes Versteck.
    Den Picknickkorb hatte er dabei, weil dieser einen Deckel hatte. Solange der geschlossen blieb, war der Inhalt nicht sichtbar, falls Fric unvermutet auf ein Mitglied des Personals stieß.
    Sollte jemand fragen, was im Korb sei, würde Fric »Sandwiches« sagen. Er wolle sich im Billardzimmer aus Decken ein Zelt bauen und so tun, als wäre er ein Schwarzfußindianer aus der Zeit des späten 19. Jahrhunderts.
    Natürlich war die Idee, im Billardzimmer Indianer zu spielen, total bescheuert, aber die meisten Erwachsenen waren ja glücklicherweise der Meinung, dass spleenige zehnjährige Jungen solche bescheuerten, spleenigen Sachen taten, weshalb man ihm glauben würde, während man ihn wahrscheinlich gleichzeitig bemitleidete.
    Wenn die Leute Mitleid mit einem hatten, war das immer noch besser, als wenn sie meinten, man sei so meschugge wie Barbra Streisands zweiköpfige Katze.
    Dieser Spruch stammte vom Schattenpapa. Wenn er der Meinung war, dass jemand nicht alle Tassen im Schrank hatte, sagte er: »Der Typ ist so meschugge wie Barbra Streisands zweiköpfige Katze.«
    Vor Jahren hatte Channing Manheim einmal einen Vertrag für einen Film unterzeichnet, bei dem Barbra Streisand Regie führen sollte. Dabei war irgendetwas schrecklich schief gelaufen, und schließlich hatte er sich aus dem Projekt zurückgezogen.
    Er hatte nie auch nur eine einzige negative Bemerkung über Ms. Streisand gemacht, was aber wiederum auch nicht hieß, dass Barbra und Channing so gern gemeinsam auf Abenteuersuche gingen wie all die kleinen Tiere in Der Wind in den Weiden .
    Im Showbusiness taten alle so, als wären sie dick befreundet, selbst wenn sie sich womöglich wie die Pest hassten. Sie gaben sich Küsschen, schmierten sich Honig ums Maul, umarmten sich, schlugen sich auf die Schulter und rühmten sich gegenseitig so überzeugend, dass selbst Sherlock Holmes nicht herausbekommen hätte, wer wen am liebsten umgebracht hätte.
    Der Schattenpapa hatte einmal erklärt, niemand in Hollywood wage es, die Wahrheit über irgendwelche Kollegen zu sagen. Man wisse nämlich, dass jeder zu einem blutigen Rachefeldzug fähig sei, dessen Gehässigkeit selbst dem übelsten Mafioso den Schweiß auf die Stirn getrieben hätte.
    Eigentlich besaß Barbra Streisand gar keine zweiköpfige Katze. Es war, wie Frics Vater sich ausdrückte, nur eine »Metapher« für eine Figur, die sie in ihren Film einfügen wollte, nachdem er auf der Grundlage eines Drehbuchs ohne zweiköpfige Katze zugesagt hatte.
    Der Schattenpapa hatte die zweiköpfige Katze für eine völlig verrückte Idee gehalten, während Ms. Streisand der Meinung gewesen war, damit eine Riesenmenge Oscars einzuheimsen. Deshalb hatten die beiden sich verständigt, sich nicht verständigen zu können; sie hatten sich Küsschen gegeben, umarmt, gegenseitig über den grünen Klee gelobt und waren dann unblutig auseinander gegangen.
    Als Fric zuvor im Flur auf Mr. Truman gestoßen war und ihm um ein Haar von Moloch, dem Spiegelmann und dem ganzen anderen Zeug erzählt hätte, war er in akuter Gefahr gewesen, für so meschugge gehalten zu werden wie Barbra Streisands zweiköpfige Katze. Den Fehler würde er nicht noch einmal machen.
    Schließlich war seine Mutter einmal in die Klapsmühle eingewiesen worden.
    Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm , würde man denken.
    Seine Mutter war nach zehn Tagen wieder entlassen worden.
    Wenn Fric jedoch anfing, von Spiegelmännern zu schwafeln, dann würde man ihn nie entlassen. Nicht nach zehn Tagen und auch nicht nach zehn Jahren.
    Schlimmer noch – wenn er in der Klapsmühle war, wusste Moloch genau , wo er ihn finden konnte. In einer Gummizelle gab es kein Versteck.
    Während er wie bei der Ostereiersuche mit dem Picknickkorb umherwanderte und im hinteren Treppenhaus, in einem der stillen Flure, im Teezimmer und im Meditationsraum verstohlen Notlampen stibitzte, murmelte er unablässig »Sandwiches, Sandwiches« vor sich hin. Er hatte Angst, bei der Begegnung mit einem Dienstmädchen oder Hausmeister keinen Ton herauszubringen, weil er vergessen hatte, was er vorschwindeln wollte.
    Von

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