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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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vor die Füße warf. Aus Gründen, über die nur der heimliche Herr des Universums Bescheid wusste, erwischte er mehr Ermittlungen mit Kriminellen, die sich als schießwütige Spinner entpuppten, als Fälle, in denen feine ältere Damen ihren gebildeten Galanen vergifteten Tee serviert hatten.
    Glücklicherweise verfehlten ihn die meisten Schüsse, die man auf ihn abfeuerte. Er war bislang erst zweimal getroffen worden, und in beiden Fällen war es bei geringfügigen Wunden geblieben. Zwei seiner Partner waren bei derartigen Gelegenheiten schwerer verwundet worden, allerdings war keiner von ihnen gestorben oder bleibend geschädigt worden.
    Vier Jahre lang hatte Ethan mit Hazard zusammengearbeitet, eine Zeit, in der er mit seinem Job zufriedener gewesen war als in all den anderen Jahren.
    Als Yancy nun beim dritten Läuten abhob, sagte Ethan: »Na, schläfst du immer noch mit einer aufblasbaren Lady?«
    »Willst du dich für den Job bewerben?«
    »Sag mal, Hazard, hast du ’nen Augenblick Zeit für mich?«
    »Na ja, da liegt gerade einer und hat meine Fußsohle auf dem Hals.«
    »Wortwörtlich?«
    »Im übertragenen Sinne, sonst würde ich dem Dreckskerl nämlich jetzt auf der Luftröhre rumtrampeln, und du hättest nur den Anrufbeantworter dranbekommen.«
    »Wenn du wirklich gerade jemand am Kragen hast …«
    »Ich warte auf eine Nachricht vom Labor. Die kommt bestimmt erst morgen Früh.«
    »Wie wär’s, wenn wir zusammen zu Mittag essen, auf Channing Manheims Kosten natürlich?«
    »Solange ich deshalb nicht gezwungen bin, mir einen seiner beschissenen Filme anzuschauen, jederzeit.«
    »Über Geschmack lässt sich streiten«, sagte Ethan und nannte den Namen eines bekannten Restaurants in der Westside, wo für Manheim immer ein Tisch frei war.
    »Gibt’s da echtes Essen oder bloß Dekomaterial auf ’nem überdimensionalen Teller?«
    »Auf der Karte stehen kreativ ausgehöhlte Zucchiniboote mit Gemüsemousse und Babyspargel, dekoriert mit einem Muster feiner Saucen«, sagte Ethan. »Willst du lieber armenisch essen gehen?«
    »Bist du wahnsinnig? Armenisch um ein Uhr mittags?«
    »Da könnte ich wenigstens als ein Typ auftreten, der wie ein früherer Cop aussieht und einen besonders gerissenen Eindruck erwecken will.«
    Als Ethan den Abschaltknopf drückte, um das Gespräch zu beenden, war er überrascht, dass es ihm gelungen war, völlig normal zu klingen.
    Die Hände zitterten nicht mehr, nur die kalte, klebrige Furcht kroch ihm immer noch durch alle Windungen der Eingeweide. Die Augen, die er im Rückspiegel betrachtete, kamen ihm nicht ganz vertraut vor.
    Ethan stellte den Scheibenwischer an und verließ den Parkplatz der Palomar Laboratories.
    Im Hexenkessel des Himmels braute das Vormittags-licht sich zu einer düsteren Suppe zusammen, die eher zu einer winterlichen Abenddämmerung gepasst hätte.
    Die meisten Fahrer hatten die Scheinwerfer eingeschaltet. Helle, gespenstische Schlangen krochen über das nasse, schwarze Pflaster.
    Da Ethan bis zum Mittagessen noch eine gute Stunde totzuschlagen hatte, beschloss er, den lebenden Toten einen Besuch abzustatten.

6
    Bei dem Krankenhaus mit dem schönen Namen Our  Lady of the Angels handelte es sich um einen hohen, weißen Bau, dessen oberste Stockwerke stufenförmig zurücksprangen. Den Abschluss bildete eine Reihe sich verjüngender Sockel, auf denen sich eine Säule erhob, die von einer Lichtkuppel gekrönt wurde. Über der Kuppel ragte ein Antennenmast mit einem rot blinkenden Warnlicht für den Flugverkehr auf.
    Offenbar hatte der Bau die Funktion, den leidenden Seelen auf den Hügeln und den dicht bevölkerten Ebenen von Los Angeles ein Signal der Barmherzigkeit zu senden. Seine spitz zulaufende Form ließ an eine gewaltige Rakete denken, die alle, deren Leben weder durch Medizin noch durch Gebete gerettet werden konnte, in den Himmel beförderte.
    Ethan verschwand zuerst in der Herrentoilette neben der Eingangshalle, wo er sich ausgiebig die Hände wusch. Die MTA im Labor hatte nicht alle Blutspuren unter seinen Fingernägeln beseitigt.
    Die Flüssigseife im Spender strömte einen starken Zitrusduft aus. Als Ethan mit dem Händewaschen fertig war, roch es in der Toilette wie in einem Orangenhain.
    Durch die Unmengen von heißem Wasser und das viele Reiben war die Haut krebsrot geworden. Es war nicht mehr der kleinste Fleck sichtbar. Trotzdem hatte Ethan das Gefühl, dass seine Hände noch immer unrein waren.
    Ein beunruhigender Gedanke wollte ihm

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