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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nicht aus dem Sinn gehen. Selbst wenn ihm nur ein paar letzte Moleküle der verräterischen, auf sein Ableben hindeutenden Substanz an den Händen klebten, konnte Gevatter Tod ihn womöglich am Geruch erkennen und die Galgenfrist aufheben, die ihm gewährt worden war.
    Als er sein Bild im Spiegel betrachtete, erwartete er fast, wie durch einen dünnen Vorhang durch sich hindurchsehen zu können, aber sein Körper war massiv.
    Ethan spürte, dass er in Gefahr war, sich in seinen Phantasien zu verlieren. Um sich nicht endlos die Hände zu waschen, bis er sie blutig geschrubbt hatte, trocknete er sie sich rasch mit ein paar Papiertüchern ab und verließ die Toilette dann.
    Im Aufzug stand ein ernstes junges Paar, das sich an der Hand hielt, wie um sich gegenseitig Kraft zu geben. »Sie wird bestimmt wieder gesund«, murmelte der Mann, und die Frau nickte. In ihren Augen glänzten unterdrückte Tränen.
    Als Ethan im siebten Geschoss ausstieg, fuhr das junge Paar weiter zu einem höheren Elend.
    Duncan »Dunny« Whistler lag nun schon drei Monate lang auf dem siebten Geschoss. Zwischen Aufenthalten auf der im selben Stock gelegenen Intensivstation kam er immer wieder in verschiedene Krankenzimmer. Seit der letzten Verschlechterung vor fünf Wochen lag er auf Zimmer 742.
    Eine Nonne mit einem freundlichen irischen Gesicht sah Ethan in die Augen, lächelte kurz und ging dann ohne jedes Rascheln ihres weiten Habits an ihm vorüber.
    Der Orden, der das Krankenhaus führte, verweigerte sich der Einführung jener modernen Nonnentracht, die an die Uniform von Flugbegleiterinnen erinnerte. Stattdessen trugen seine Mitglieder das althergebrachte bodenlange Habit mit geräumigen Ärmeln und Flügelhaube.
    Ihre Kutten waren leuchtend weiß statt weiß-schwarz. Wenn Ethan sie ätherisch durch die Flure gleiten sah, weniger gehend, als wie gute Geister schwebend, hatte er fast den Eindruck, dass dieses Krankenhaus nicht nur in Los Angeles stand, sondern eine Brücke zwischen dieser Welt und der nächsten bildete.
    Dunny befand sich buchstäblich in der Schwebe zwischen zwei Welten, seit vier wütende Zeitgenossen ihm den Kopf einmal zu oft in die Toilettenschüssel gedrückt und zu lange unter Wasser gehalten hatten. Das Wasser hatten ihm die Rettungssanitäter zwar aus der Lunge pumpen können, aber den Ärzten war es anschließend nicht gelungen, ihn aus dem Koma zu wecken.
    Ethan betrat das dämmrige Zimmer 742. Im Bett neben der Tür lag ein bewusstloser alter Mann. Man hatte ihn an ein Beatmungsgerät angeschlossen, das ihm mit rhythmischem Schnaufen Luft in den Leib presste.
    Das Bett am Fenster, in dem Dunny die vergangenen fünf Wochen verbracht hatte, war leer. Im Dunkeln leuchtete frisch gestärktes Bettzeug.
    Durchs Fenster fiel trübes Tageslicht und warf die verschwommenen Schatten amöbenhafter Regenspuren aufs Bett. Durchsichtige Spinnen krochen über die Laken.
    Als Ethan sah, dass die Patientenkarte fehlte, nahm er sofort an, dass Dunny in ein anderes Zimmer oder wieder einmal auf die Intensivstation verlegt worden war.
    An der Schwesternstation erkundigte er sich nach dem Verbleib von Duncan Whistler. Die junge Krankenschwester bat ihn, auf die Oberschwester zu warten, die sie gleich anschließend mit ihrem Piepser rief.
    Ethan kannte Oberschwester Jordan von früheren Besuchen her. Sie war schwarz, trug die entschlossene Haltung eines Unteroffiziers zur Schau und besaß die weiche, rauchige Stimme einer Chansonsängerin. Als sie ankam, überbrachte sie Ethan die Nachricht, dass Dunny am Morgen verschieden sei.
    »Es tut mir schrecklich Leid, Mr. Truman, aber ich habe bei beiden Nummern angerufen, die Sie uns gegeben haben, und eine Nachricht hinterlassen.«
    »Wann ist das denn gewesen?«, fragte Ethan.
    »Er ist um zehn Uhr zwanzig gestorben. Etwa fünfzehn, zwanzig Minuten später habe ich Sie dann angerufen.«
    Gegen zehn Uhr vierzig hatte Ethan vor Rolf Reynerds Wohnungstür gestanden, zitternd von der Erinnerung an seinen vorausgeahnten Tod, und versucht, wie der nicht existente Jim Briscoe auszusehen. Sein Handy hatte er im Wagen gelassen.
    »Ich weiß, Sie haben Mr. Whistler nicht sehr nahe gestanden«, sagte Schwester Jordan, »aber bestimmt ist es trotzdem ein Schock für Sie. Tut mir Leid, dass Sie es auf diese Weise erfahren haben – durch ein leeres Bett.«
    »Hat man den Toten ins Gartenzimmer gebracht?«, fragte Ethan.
    Schwester Jordan betrachtete ihn mit neu erwachtem Respekt. »Ich wusste gar

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