Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Mördergrube.
    Hazard rief bei seiner Dienststelle an und ließ sich die Privatnummer des Kollegen Sam Kesselman geben.
    Als er die Nummer hatte, überdachte er sein Vorhaben noch einmal. Er wusste, dass er seinen Feinden damit womöglich sämtliche Waffen in die Hand gab, die sie brauchten, um ihn zu vernichten.
    Oma Rose, seine Großmutter, hatte ihm einmal erklärt, dass das gewaltige Gewebe der Welt mit dem unsichtbaren Netz des Bösen durchschossen sei, auf dem tödliche Spinnen zum Takt einer geheimen, verführerischen Melodie tanzten. Sie arbeiteten alle an demselben dunklen Werk, jede auf ihre Weise. Widersetzte man sich diesem klebrigen Netz nicht, wenn man immer wieder spürte, wie es an einem zerrte, dann wurde man irgendwann selbst zu einer der verbogenen achtbeinigen Seelen, die darauf hockten. Und wenn man die giftigen Wesen nicht bei jeder Gelegenheit, die sich einem bot, bekämpfte, gab es bald nur noch unzählige Spinnen, aber keine Menschen mehr.
    Hazard tippte die Nummer ein.
    Sam Kesselman nahm den Anruf selbst entgegen, erst hustend, niesend, fluchend und dann mit einer so brüchigen, rauen Stimme, dass er wie das Erzeugnis eines gentechnischen Labors, das sich mit der Kreuzung von Menschen und Fröschen beschäftigte, klang.
    »Mann, hörst du dich übel an«, sagte Hazard. »Warst du schon beim Arzt?«
    »Klar. Ist ein Grippevirus, da hilft kein Antibiotikum. Der Doktor hat mir Hustensaft verschrieben und gesagt, ich soll mich ausruhen und ’ne Menge trinken. Jetzt kippe ich mir täglich zehn Bier hinter die Binde, aber sterben muss ich wahrscheinlich trotzdem.«
    »Erhöh die Dosis auf zwölf.«
    Kesselman hatte schon gehört, dass Rolf Reynerd von Hector X erschossen worden war und dass Hazard den Mörder gleich anschließend erwischt hatte. »Und, will das Untersuchungsteam dir was anhängen?«, fragte er.
    »Ich bin scheint’s aus dem Schneider«, sagte Hazard. »Schaut jedenfalls so aus. Hör mal, Sam, es gibt da offenbar einen Zusammenhang mit dem Mord an Reynerds Mutter, an dem du dran bist.«
    »Du meinst, dass Reynerd was damit zu tun gehabt hat.«
    »Und du hast wohl schon die ganze Zeit gerochen, dass da was nicht stimmt, oder?«
    »Das Alibi war einfach zu wasserdicht.«
    »Leider kein seltener Fall.«
    Hazard berichtete Kesselman von dem unvollendeten Drehbuch, nahm dabei jedoch ein paar redaktionelle Änderungen vor. Den Plan, einen Filmstar zu ermorden, ließ er einfach weg und beschränkte sich auf die Idee, wie in dem Hitchcock-Film Der Fremde im Zug jeweils einen Auftragsmord zu begehen.
    »Du glaubst also … Reynerd hatte … einen Komplizen«, sagte Kesselman zwischen zwei Hustenanfällen.
    »Das weiß ich sogar genau, und ich bin mir ziemlich sicher, dass der den Namen Vladimir Laputa trägt. Hör mal, Sam, ich weiß, dass der Vamp und die Lampe dein Fall ist, aber ich möchte trotzdem gern an der Sache dranbleiben und diesen Laputa schnappen, wenn ich kann.«
    Entweder musste Kesselman tatsächlich eine rekordverdächtige Menge Schleim loswerden, oder das ganze Räuspern war eine Verzögerungstaktik, um nachdenken zu können. »Wieso?«, sagte er schließlich. »Du hast doch selbst genug zu tun.«
    »Na ja, ich hab den Eindruck, dass dieser Fall uns seit gestern Abend beide angeht.« Bisher hatte Hazard Kesselman noch nicht direkt angelogen, jetzt fing er damit an. »Weil ich glaube, dass Laputa nicht bloß Mina Reynerd ermordet, sondern auch Hector X angeheuert hat, um deren Sohn umzulegen.«
    »Dann ist es zwar mein Fall, aber de facto auch deiner. Tja, so wie ich mich momentan fühle, darf ich mich bis mindestens nächste Woche nicht mehr als zwanzig Schritte von ’nem Klo entfernen; also tu nur, was du nicht lassen kannst.«
    »Danke, Sam. Noch etwas. Falls man sich je erkundigen sollte, wie das zwischen uns gelaufen ist, könntest du dann sagen, ich wäre bei dir vorbeigefahren, statt dich anzurufen, und zwar etwas früher als jetzt, so ungefähr vor zwölf Stunden?«
    Kesselman schwieg. »Sag mal, willst du uns beide eigentlich ans Messer liefern?«, sagte er dann.
    »Wenn ich die Sache in den Sand gesetzt habe«, sagte Hazard, »wird man dich in hohem Bogen rausschmeißen, dir die Pension wegnehmen und mit deinem guten Ruf ein öffentliches Klo auswischen. Aber dafür darfst du wahrscheinlich Jude bleiben.«
    Kesselman lachte; das Lachen verwandelte sich in ein Husten, und als das Husten endlich abflaute, lachte er weiter. »Solange wir gemeinsam in der Gosse

Weitere Kostenlose Bücher