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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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in einem halb meditativen Zustand befinden, als wäre er nicht ganz da, so wie einer von diesen falschen Yogis, die immer so übersinnlich tun, aber bei ihm ist es echt. Und wenn er ununterbrochen über das Universum nachdenkt, dann muss er auch davon überzeugt sein, dass das Universum über ihn nachdenkt. Wahrscheinlich glaubt er an eine gegenseitige Faszination.«
    Hazard schob sich den letzten Bissen Kibbeh in den Mund. »Sag mal – waren Typen wie Spencer Tracy, Clark Gable, Jimmy Stewart und Bogart etwa alles Spinner, ohne dass jemand was davon wusste, oder waren die Filmstars damals echte Menschen, die noch mit beiden Beinen auf dem Boden standen?«
    »So welche gibt’s auch heute noch. Zum Beispiel hab ich mal Jodie Foster und Sandra Bullock kennen gelernt. Die kommen einem echt vor.«
    »Die sehen auch so aus, als könnten sie einem kräftig in den Hintern treten«, sagte Hazard.
    Um alles zu servieren, mussten zwei Kellnerinnen anrücken.
    Grinsend nickte Hazard jedes Mal, wenn ein Teller vor ihn hingestellt wurde. »Lecker. Lecker. Wunderbar. Wirklich lecker. Mmh, sehr lecker.«
    Die Erinnerung daran, einen Schuss in den Bauch abbekommen zu haben, verdarb Ethan den Appetit. Während er in seinem marokkanischen Lachs mit Couscous stocherte, schob er das Thema Rolf Reynerd jedoch vorläufig auf die lange Bank. »Du hast mir doch erzählt, hinter irgendeinem Dreckskerl her zu sein. Worum geht es da?«
    »Der Kerl hat ein zweiundzwanzig Jahre altes blondes Herzchen erwürgt und dann in ein Klärbecken geworfen. Wir nennen den Fall ›Die Blondine im Tümpel‹.«
    Jeder Polizist, der mit Morden zu tun hatte, veränderte sich durch seinen Job für immer. Die Opfer verfolgten ihn mit der lautlosen Beharrlichkeit von Bakterien, die ihr Gift im Blut verbreiteten.
    Humor war das beste und oft einzige Bollwerk gegen den Horror. Schon zu Beginn der Ermittlungen wurde deshalb jedem Mordfall ein scherzhafter Name verliehen, der anschließend innerhalb der gesamten Mordkommission verwendet wurde.
    Ein Vorgesetzter fragte also nie: Machen Sie Fortschritte im Mordfall Ermitrude Pottlesby? Stattdessen hieß es immer: Was Neues bei der Blondine im Tümpel?
    Als Ethan und Hazard einmal in einem Fall ermittelt hatten, bei dem es um den brutalen Mord an zwei weiblichen Homosexuellen orientalischer Herkunft ging, war die Sache unter der Bezeichnung »Lesben aus Tausendundeiner Nacht« gelaufen. Im Fall einer jungen Frau, die der Mörder an einen Küchentisch gefesselt hatte, um ihr dann Stahlwolle und mit Haushaltsreiniger getränkte Schwämme in Mund und Rachen zu stopfen, hatte man zu der Bezeichnung »Schrubber-Lady« gegriffen.
    Wenn Außenstehende von diesen inoffiziellen Bezeichnungen gehört hätten, wären sie wahrscheinlich empört gewesen. Schließlich hatten brave Bürger keine Ahnung, dass Kriminalbeamte oft von den Toten träumten, denen sie Gerechtigkeit verschaffen wollten, und dass ein Ermittler manchmal eine derart starke Beziehung zu einem Opfer aufbaute, dass er einen persönlichen Verlust verspürte. In keinem Fall hatten diese Spitznamen mit Respektlosigkeit zu tun; gelegentlich drückten sie sogar eine seltsame, melancholische Zuneigung aus.
    »Erwürgt«, sagte Ethan im Hinblick auf die Blondine im Tümpel. »Das lässt auf Leidenschaft schließen. Eine gute Chance, dass es sich um jemand handelt, der eine Liebesbeziehung mit ihr hatte.«
    »Aha. Also bist du trotz deiner teuren Lederjacken und deiner Gucci-Treter nicht total verweichlicht.«
    »Ich trage Rockports, nicht so Slipperzeug. Also, wenn er sie in ein Klärbecken geworfen hat, dann hat er sie wahrscheinlich beim Fremdgehen erwischt und sie deshalb für ein dreckiges, wertloses Miststück gehalten.«
    »Außerdem kannte er sich eventuell in der Kläranlage aus und wusste, wie man da mit einer Leiche reinkommt, ohne gesehen zu werden. Ist das ein Kaschmirpullover?«
    »Baumwolle. Dein Verdächtiger arbeitet also in der Kläranlage?«
    Hazard schüttelte den Kopf. »Er ist ein Mitglied des Stadtrats.«
    Ethan, der sofort völlig den Appetit verloren hatte, legte seine Gabel beiseite. »Ein Politiker? Wieso suchst du dir da nicht einfach ’ne hübsche Brücke und springst runter?«
    Hazard schob sich ein gefülltes Weinblatt in den Mund und schaffte es, beim Kauen zu grinsen, ohne die Lippen zu öffnen. »Eine geeignete Brücke hab ich schon gefunden«, sagte er, nachdem er hinuntergeschluckt hatte, »aber da stoße ich ihn runter.«
    »Wenn bei

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