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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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um Kinder oder Rinderhälften aufzuspießen.
    Da hatte er das Thema Haken vorerst beiseite getan und war auf den Einfall gekommen, dass es sich bei der Kammer um einen Luftabschneider handelte. Später hatte das Vorhandensein des Hebels, mit dem das Schloss von innen geöffnet werden konnte, jedoch auch diese Vorstellung widerlegt.
    Während das Pfeifen nachließ, der Atem immer leichter ging und die Enge in der Brust sich löste, betrachtete Fric die Haken und die mit mattem Stahl verkleideten Wände und versuchte, eine dritte Hypothese über den Zweck dieses Ortes aufzustellen. Ihm fiel nichts ein.
    Er hatte niemandem gegenüber auch nur ein Sterbenswörtchen davon verraten, dass der Mittelteil des Regals sich drehen ließ und einen Durchgang in den verborgenen Raum freigab. Das Schlupfloch war weniger wegen seines exotischen Charakters so cool als wegen der Tatsache, dass nur er von seiner Existenz wusste.
    Und deshalb konnte die Kammer auch als jenes »gute, spezielle, geheime Versteck« dienen, das er nach den Worten des Mysteriösen Anrufers bald brauchen würde.
    Vielleicht sollte er hier ein Vorratslager anlegen. Zwei oder drei Sechserpacks Pepsi, mehrere Packungen Doppelkekse mit Erdnussbutter, einige Taschenlampen mit Ersatzbatterien.
    Warmes Cola war zwar nicht gerade sein Lieblingsgetränk, aber immer noch dem Verdursten vorzuziehen. Selbst warmes Cola war besser, als ohne Wasser in der Mojavewüste zu sitzen und gezwungen zu sein, den eigenen Urin aufzufangen und zu trinken.
    So lecker Kekse mit Erdnussbutter unter gewöhnlichen Umständen auch waren, sie mussten unsagbar scheußlich sein, wenn man sie mit dem eigenen Urin hinunterspülte.
    Vielleicht sollte er doch lieber vier Sechserpacks Cola einlagern.
    Auch wenn er den eigenen Urin nicht trinken musste, brauchte er etwas, um hineinzupinkeln, falls es nötig war, sich mehr als nur ein paar Stunden zu verstecken. Einen Topf mit Deckel. Besser noch ein Glas mit Schraubdeckel.
    Der Mysteriöse Anrufer hatte nicht gesagt, wie lange Fric damit zu rechnen hatte, belagert zu werden. Das war ein Thema für das nächste Telefonat.
    Schließlich hatte der Fremde versprochen, sich wieder zu melden. Wenn es sich um einen Kinderschänder handelte, rief er bestimmt wieder an, um das nächste Mal dann ins Telefon zu sabbern. War es jedoch kein Kinderschänder, dann vielleicht ein echter Freund, und in diesem Fall rief er ebenfalls wieder an, wenn auch aus redlicheren Gründen.
    Die Zeit verging, das Asthma ließ nach, und Fric kam auf die Beine. Er klemmte sich den Inhalator wieder an den Gürtel.
    Ein wenig benebelt stützte er sich mit einer Hand an der kalten Stahlwand ab, während er zur Tür ging.
    Wenig später saß er in seinem Schlafzimmer auf der Bettkante und griff nach dem Telefonhörer. Auf der Tastatur leuchtete die Anzeige seines Privatanschlusses auf.
    Seit er im Eisenbahnzimmer auf sein Uuudilihuuudilih-uh reagiert hatte, war kein Anruf für ihn angekommen. Er gab den Rückrufkode »*69« ein und lauschte, während sein Telefon automatisch die Nummer des letzten Anrufers wählte.
    Leider besaß er weder die Fähigkeiten, die man von einem hyperintelligenten und supergefährlichen Geheimagenten verlangte, noch den übernatürlich empfindlichen Gehörsinn Beethovens, bevor dieser taub geworden war. Auch waren weder sein Vater noch seine Mutter ein Alien mit dem Auftrag, sich mit Erdenbewohnern zu kreuzen. Sonst hätte Fric die rasche Tonfolge im Hörer nämlich eventuell in Ziffern übersetzen und sich die Telefonnummer des Mysteriösen Anrufers für die Zukunft merken können.
    Stattdessen war er nur der Sohn des größten Filmstars der Welt. Diese Stellung brachte zwar allerhand Vergünstigungen mit sich, zum Beispiel eine kostenlose Xbox von Microsoft und lebenslang freien Eintritt in Disneyland, aber sie war weder mit auffälligem Genie noch mit paranormalen Kräften verbunden.
    Nachdem es zwölfmal getutet hatte, stellte Fric auf Freisprechen und ging zu einem Fenster, während das Telefon weiterwählte.
    Glatt wie ein Billardtisch führte der Rasen im Osten des Hauses unter Eichen und Zedern hindurch zu einem Rosengarten und verschwand dort in grauem Regen und silbernem Dunst.
    Fric überlegte, ob er irgendjemand von dem Mysteriösen Anrufer und seiner Warnung vor einer drohenden Gefahr erzählen sollte.
    Wenn er die weltweit erreichbare Handynummer des Schattenpapas wählte, nahm bestimmt entweder ein Leibwächter oder die persönliche

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