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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Das , hatte er erwidert, sei ein Film, den er bestimmt nie sehen wolle.
    Ob Rowena nun auf den Harry-Huck in Ethan oder auf andere gute Eigenschaften reagierte, sie schien jedenfalls zu akzeptieren, was er von sich behauptete.
    »Wenn ich errate, welche Kletterrose Sie am liebsten mögen«, sagte er, »beantworten Sie mir dann ein paar Fragen über einen Kunden, den Sie heute Nachmittag bedient haben?«
    »Hat das mit Ihrer Vergangenheit als Polizist oder mit Ihrem prominenten Boss zu tun?«
    »Mit beidem.«
    »Klasse! So gut mein Rosenladen auch duftet, besonders aufregend ist es hier nie. Also los, dann raten Sie mal!«
    Weil Ethan in Rowena ein gealtertes Ebenbild von Hannah sah, nannte er den Namen der Kletterrose, die seine tote Frau am meisten geliebt hatte: »Saint Joseph’s Coat.«
    Rowena sah aufrichtig überrascht und erfreut drein. »Stimmt haargenau! Sherlock Holmes hätte es nicht besser machen können.«
    »Jetzt zu Ihrem Anteil an unserem kleinen Abkommen«, sagte Ethan und stützte sich mit beiden Armen auf die Theke. »Heute Nachmittag ist hier ein Mann reingekommen und hat einen Strauß Broadway-Rosen gekauft.«
    Die strahlend roten Blüten auf Hannahs Grab waren von einer Zellophanhülle geschützt gewesen. Um diese zusammenzuhalten, hatte man weder Klebestreifen noch Heftklammern verwendet, sondern eine Reihe von sechs Aufklebern aus schicker Folie. Auf jedem standen Name und Adresse des Blumenladens.
    »Wir hatten nur zwei Dutzend«, sagte Rowena, »und er hat sie alle genommen.«
    »Also erinnern Sie sich an ihn?«
    »Aber ja. Er war … ziemlich bemerkenswert.«
    »Können Sie ihn beschreiben?«
    »Groß, athletisch, aber ein bisschen mager. Er trug einen eleganten grauen Anzug.«
    Duncan Whistler besaß zahllose feine Anzüge, alle von einem teuren Maßschneider.
    »Er war ein gut aussehender Mann«, fuhr Rowena fort, »aber schrecklich bleich, so als wäre er monatelang nicht in der Sonne gewesen.«
    Während seiner zwölf Wochen im Koma hatte Dunny eine Krankenhausblässe angenommen, die von einer guten Stunde in der Leichenhalle sicher noch verstärkt worden war.
    »Er hatte ungemein magnetische graue Augen mit grünen Sprenkeln«, sagte Rowena. »Wunderschön.«
    Sie hatte Dunnys Augen absolut perfekt beschrieben.
    »Die Rosen wollte er für eine ganz besondere Frau.«
    Bei Hannahs Beerdigung hatte Dunny die Broadway-Rosen auf ihrem Grab gesehen.
    Rowena lächelte. »Er hat gesagt, es würde nicht lang dauern, bis ein alter Freund von ihm hier hereinschneit und fragt, welche Rosen er gekauft hat. Ich nehme an, ihr beide seid hinter demselben Mädchen her.«
    Weder der Wintertag draußen noch die kühle Luft im Blumenladen waren verantwortlich für das Frösteln, das Ethans Zähne zum Klappern gebracht hätte, hätte er sie nicht fest zusammengebissen.
    Plötzlich bemerkte er, dass Rowenas Lächeln seltsam schief war. Es wirkte unsicher und beklommen.
    Als sie sah, wie sehr ihre Bemerkung ihn verstört hatte, löste ihr vorsichtiges Schmunzeln sich in Luft auf.
    »Er war ein seltsamer Mensch«, sagte sie.
    »Hat er noch etwas gesagt?«
    Rowena wandte den Blick ab und sah zum Eingang hinüber, als erwartete sie, dort jemanden stehen zu sehen, der ihr bekannt, aber unwillkommen war.
    Ethan ließ ihr Zeit, ihre Worte zu überdenken. Nach einer Weile sagte sie schließlich: »Er hat gesagt, Sie halten ihn für tot.«
    In Ethans Erinnerung stiegen Bilder auf: die leere Bahre und das zerknüllte Leichentuch im Gartenzimmer des Krankenhauses, das flüchtige Phantom im beschlagenen Badezimmerspiegel, die Eidechse auf der Rampe, die sich mit ihrem gebrochenen Rückgrat nach oben gekämpft hatte, trotz des steilen Gefälles und des herabströmenden Wassers, das so kalt und erbarmungslos war wie der Lauf der Zeit …
    »Er hat gesagt, Sie halten ihn für tot«, wiederholte Rowena und sah Ethan wieder in die Augen. »Und ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie damit völlig Recht hätten.«

22
    Obwohl Hazard im Flur und auf der Treppe durchaus bewusst war, was für ein gutes Ziel ein Bär Bär von einem Mann in engen Räumlichkeiten abgab, war er mit Leib und Seele bei der Verfolgungsjagd. Wenn man seinen Beruf ergriff, wusste man schließlich, dass man nicht wählen konnte, an welchem Ort man sein Leben aufs Spiel setzte.
    Außerdem gab er sich wie die meisten Polizisten dem Aberglauben hin, dass das größte Risiko in dem Moment bestand, in dem man zögerte oder kurz die Nerven verlor. Ob man

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