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Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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suchen.« Sie setzte sich wieder auf ihren Stuhl. » Fahrt ihr das Ding wieder hoch?«
    Claus und Niels warfen sich einen Blick zu. Dann wandte sich Niels an Katrine. » Jetzt gleich?«
    *
    Storm ging in die Küche und schenkte sich ein Glas Wasser ein. Er nahm zwei Paracetamol, Nummer sieben und acht des heutigen Tages. Das Treffen mit Kampmann hatte sich hingezogen, und er war gerade noch rechtzeitig nach Hause gekommen, um seine beiden Töchter ins Bett zu bringen. Jetzt war es Viertel nach elf, und er hatte den Großteil des Abends damit verbracht, die Risikoanalyse des CTA durchzugehen. In islamistischen Kreisen war in letzter Zeit eine erhöhte Aktivität festgestellt worden. Von der Azra-Moschee hörte man die beunruhigende Nachricht, dass die dortigen Koranschüler für den Krieg in Afghanistan angeworben wurden. Storm hatte vergeblich versucht, die Treffen mit der Imamgruppe wiederzubeleben, doch nicht einmal Ebrahim hatte auf seine Anrufe reagiert. Glücklicherweise hatte der Ramadan begonnen, und so konnten sie einem relativ geruhsamen Monat entgegensehen. Doch niemand wusste, was danach geschehen würde. Der Bombenschlag auf dem Kongens Nytorv sowie die öffentliche Berichterstattung über Faris Farouks Terrorzelle hatten erneut Öl ins Feuer gegossen und andere aus dem Milieu motiviert.
    Es klingelte an der Tür. Storm sah aus dem Küchenfenster, konnte auf der Straße jedoch niemanden entdecken. Schon öfter hatte er in letzter Zeit das Gefühl gehabt, verfolgt zu werden, hatte dies aber unter » Berufskrankheit« abgehakt.
    Er machte Licht im Flur und öffnete die Tür.
    » Katrine?«, sagte er überrascht.
    Katrine zog sich die durchnässte Kapuze vom Kopf und trocknete sich das Gesicht.
    » Was ist passiert?«, fragte er.
    Ihre Augen blitzten. » Wir haben einen Durchbruch.«
    » Komm rein«, sagte er. Sie folgte ihm ins Wohnzimmer.
    Katrine schaute sich um. » Nette Hütte. Entschuldige, dass ich hier alles volltropfe.«
    » Willst du ein Handtuch haben?«
    » Nein, danke.« Sie zog den Reißverschluss ihrer Lederjacke nach unten und holte eine Aktenmappe hervor. » Jetzt pass auf«, sagte sie und legte die Mappe auf den ellipsenförmigen Esstisch. Sie gab ihm ein Foto.
    Er runzelte die Stirn. » Ist das nicht …?«
    » Jonas Vestergaard, der unglückliche Soldat, wie die Medien ihn nennen. Einer der dreiundzwanzig Todesopfer vom Café Felix.«
    » Ich verstehe nicht, was du damit …«
    » Nein? Dann hör zu!«, entgegnete sie enthusiastisch. » Was hat ein junger Arbeitsloser aus Haslev im exklusiven Café Felix verloren?«
    » Wahrscheinlich wollte er zu Mittag essen, nehme ich an. Ich kenne das Profil von Jonas Vestergaard.«
    » Wusstest du, dass er wegen psychischer Probleme nach Hause geschickt wurde?«
    Storm nickte. » Posttraumatische Belastungsstörung, die am Bispebjerg-Hospital behandelt wurde.«
    » Die Kamera an der französischen Botschaft hat ihn für vier Sekunden auf dem Kongens Nytorv eingefangen.«
    » Und?«
    » Die zeigt, wie er völlig orientierungslos durch die Gegend irrt. Es wundert mich, dass sie ihn beim Café Felix überhaupt reingelassen haben.«
    » Da hat er wirklich Pech gehabt«, sagte Storm und legte das Foto auf die Aktenmappe. » Aber wir können doch keinen Verdacht daraus ableiten, dass er sich nicht an den üblichen Dresscode gehalten hat.«
    » Er war bei den Pioniertruppen. Der weiß genau, wie man Bomben zur Explosion bringt. Er hat also die nötigen Kenntnisse gehabt. Fehlt nur noch das Motiv.«
    Storm lächelte. » Wohl noch etwas mehr. Und was für eine Motivation soll er gehabt haben, nicht nur ein Restaurant, sondern auch sich selbst in die Luft zu sprengen?«
    » Desillusion! Das Gefühl, vom Militär und von der Gesellschaft betrogen worden zu sein. Das Gefühl, zum Außenseiter geworden zu sein, verbunden mit der Depression, wegen der er behandelt wurde. Und Kriegsinvaliden wie ihn gibt es jede Menge.«
    » Die keinen Schaden anrichten«, sagte Storm und schüttelte den Kopf. » Da musst du schon mit etwas mehr kommen, Katrine.«
    » Natürlich, aber das ist ja auch erst der Anfang. Ich finde, wir sollten eine nähere Untersuchung seiner Person einleiten.«
    Storm holte tief Luft. » Was sagt Niels dazu?«
    » Der sieht Parallelen zu den verschiedensten Attentätern im Lauf der Geschichte.«
    » Warum überrascht mich das nicht?«, fragte Storm spöttisch. » Habt ihr wirklich keine anderen Verdächtigen gefunden?«
    » Niemanden wie ihn.

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