Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
gestanden habe.
» Der Fall ist also aufgeklärt?«
» Dazu ist es noch etwas zu früh. Doch alles deutet auf Badr Udeen hin.«
» Haben Sie in diesem Fall Hilfe vom MI 5 bekommen?«
Storm schüttelte den Kopf. » Sie werden verstehen, dass ich darüber nichts sagen kann. Aber wir pflegen mit allen westlichen Nachrichtendiensten eine gute Zusammenarbeit.«
» Werden Sie Auslieferungsanträge stellen, um die Verdächtigen in Dänemark vor Gericht bringen zu können?«
» Es besteht ohnehin ein internes Auslieferungsabkommen mit den anderen EU -Ländern. Doch wann dies geschehen wird, kann ich derzeit nicht sagen.«
Katrine spürte, dass ihr Handy in der Tasche vibrierte. Sie zog es heraus und schaute aufs Display. Es war Niels.
» Was gibt’s, Niels?«, fragte sie leise und wandte dem Konferenzraum den Rücken zu.
» Komm doch mal in den Keller. Polyphem hat deinen Mann gefunden.«
» Auf dem Kongens Nytorv?«, fragte sie ein wenig zu laut, doch glücklicherweise schien niemand darauf zu reagieren.
» Komm her und sieh’s dir an.«
Katrine kam zur Tür herein. Niels schaute von seinem Platz am Kontrollpult auf. Über ihm, auf den Monitoren, waren Bilder vom Kongens Nytorv zu sehen.
» Mach die Tür zu«, sagte er ernst.
Sie drückte die Tür ins Schloss und ging zu ihm. » Also, was hast du für mich, Niels?«
Sie betrachtete die Monitore, konnte auf den ersten Blick aber nichts Besonderes entdecken.
» Nachdem Polyphem in der Nähe vom Kongens Nytorv nichts gefunden hat, hab ich’s mal mit einem erweiterten Suchbefehl versucht.«
» Und?«
Niels’ Finger liefen über die Tastatur, worauf eine Reihe von neuen Bildern erschien.
» Bjarne Kristoffersen geht gern zum Fußball.« Er zeigte auf den mittleren Monitor. » Aber nicht, um sich die Spiele anzugucken, sondern um Randale zu machen.«
Auf dem Bildschirm sah man Bjarne inmitten einer Gruppe glatzköpfiger Hooligans, die sich eine wilde Schlägerei mit den übrigen Zuschauern lieferten.
» Wo ist das aufgenommen?«
» Im Parken, vor ein paar Wochen.«
» Daraufhin habe ich mir mal das Hooliganregister angeschaut und mir ein paar Kerle heruntergeladen.«
Niels drückte ein paar Tasten, worauf verschiedene Fußballtribünen zu sehen waren, auf denen es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam. Das FR -Programm arbeitete auf Hochtouren und filterte rasch heraus, wo auf den körnigen Bildern sich Bjarne befand.
» Bjarne ist also ein Hooligan«, sagte Katrine.
» Mehr als das.«
» Wie meinst du das?«, fragte sie und nahm neben ihm Platz.
» Innerhalb der Hooliganbewegung gibt es verschiedene Gruppen. Diejenigen, die einfach nur Krawall machen wollen, wenn ihr Verein spielt, und die mehr politisch orientierten. Die Ultras.«
Niels’ Finger glitten über die Tastatur, worauf die Gesichter von acht Skinheads auf dem Monitor erschienen. Einige von ihnen machten den Hitlergruß.
» Mehrere Personen, die mit Kristoffersen auf den Bildern zu sehen sind, gehören dem äußersten rechten Flügel der Bewegung an. Das sind Leute, die sich offen zum Nationalsozialismus bekennen und Adolf Hitler verehren.«
» Wie viele verschiedene Gruppen gibt es?«
» Zwischen zwanzig und dreißig, aber es kommen ständig neue hinzu. Die bekanntesten sind White Pride, Combat 18 und DNSB .«
» Wie gefährlich sind die?«
» Sie sind mit Sicherheit eine wachsende Gefahr. Viele der hate crimes gehen von diesen Gruppen aus.«
» Ich denke an größere Verbrechen.«
» Wie groß?«
» Ich frage mich, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine rechtsextremistische Organisation hinter einem Terroranschlag wie dem am Kongens Nytorv steckt.«
Niels drehte sich auf seinem Bürostuhl hin und her. » In Norwegen und Schweden hat es schon Brandanschläge von Rechtsextremisten gegeben. Genauso wie sich hartnäckig Gerüchte halten, dass Olof Palme und Anna Lindh den Rechtsradikalen zum Opfer gefallen sind.«
» Aber in Dänemark?«
» Unsere Nazis verhalten sich tatsächlich etwas friedlicher, abgesehen von dem Bombenanschlag auf das Büro der Sozialistischen Internationale in den Neunzigern. Der sogenannte Søllerødgade-Fall.«
» Storms Fall?«
Niels nickte lächelnd. » Bis heute fehlt der endgültige Beweis, dass der Anschlag wirklich von einer rechtsradikalen Gruppe verübt wurde.«
» Hältst du das für unwahrscheinlich?«
» Wie wahrscheinlich war es, dass jemand mit Passagiermaschinen ins World Trade Center fliegen würde? Wie wahrscheinlich
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