Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
war es, dass jemand mitten in Kopenhagen eine Bombe zünden würde? Passieren kann alles.«
Katrine betrachtete den Bildschirm. Der Mann, der neben Bjarne stand, kam ihr irgendwie bekannt vor, aber sie konnte sein Gesicht nicht einordnen.
» Ist das Jonas Vestergaard, der neben Bjarne steht?«
Niels schüttelte den Kopf. » Ich habe schon überprüft, ob Vestergaard auf einer der Aufnahmen zu sehen ist, aber ich habe ihn nicht gefunden. Außerdem ist dieses Bild nach seinem Tod entstanden.«
Sie nickte nachdenklich. Dann wurde ihr plötzlich klar, wo sie den Mann schon mal gesehen hatte. » Benjamin Andreasen«, sagte sie. » So hieß der Mann, der Jonas’ Tasche abgeliefert hat. Ich bin mir sicher, dass er das ist, der auf dem Foto in die Schlägerei verwickelt ist.«
» Vielleicht haben sie bei Valhal ihren eigenen kleinen Sportverein«, scherzte Niels.
» Das lässt sich herausfinden.«
Sie bat ihn, die Porträts aller Mitarbeiter von Valhal Securities hochzuladen, die ein offizielles Sicherheitszertifikat besaßen, und sie vom FR -Programm prüfen zu lassen, wie er das mit Bjarne getan hatte.
» Wir sehen uns, wenn ich wieder da bin«, sagte sie und stand auf.
» Wo willst du hin?«
» Ich muss mal eben mit einem kleinen Sonntagsnazi reden.«
Katrine fuhr in ihrem Mondeo durch das ärmliche Nordvest-Viertel der Stadt. Als sie ihr Ziel erreicht hatte, ließ sie den Blick an den niedrigen Wohnblocks entlangschweifen. Die ersten Dealer zogen sich bereits in die Treppenhäuser zurück. Als sie das Ende der Straße erreicht hatte, entdeckte sie Dennis Ravnsborg. Er saß auf einer Bank, die sich auf einer Rasenfläche zwischen den Wohnblocks befand, und trank ein Bier. Noch hatte er sie nicht gesehen.
Dieser kleine Dreckskerl, dachte sie. Dennis hatte ihr letztes Mal eine dieser wirkungsvollen Lügen serviert, die zur Hälfte der Wahrheit entsprachen. Er hatte ihr Bjarnes Visitenkarte gegeben. Doch diesmal sollte er nicht so einfach davonkommen. Sie schaltete in den ersten Gang zurück, fuhr den Bordstein hoch und jagte mit Vollgas über die Rasenfläche zwischen den Häusern. Dennis sah so paralysiert aus wie ein Tier, das sich auf die Autobahn verirrt hatte. Sie trat im letzten Moment auf die Bremse, sodass der Wagen weniger als einen halben Meter vor Dennis’ Beinen zum Stehen kam. Katrine stieß die Tür auf und stieg aus. Dennis erkannte sie sofort. Er warf die Bierflasche weg und sprang von der Bank auf.
» Stopp!«, rief sie. Und hob drohend den Zeigefinger. » Du willst ganz sicher nicht, dass ich dir hinterherlaufe!«
Dennis hielt abrupt inne und drehte sich zu ihr um. » Was hab ich denn getan?«, fragte er mit nassen Hundeaugen. Er sah nicht aus, als würde er groß Widerstand leisten.
» Du hast mich angelogen! Und du weißt doch, wie sehr ich Lügen hasse.«
» Entschuldigung …«
» Entschuldigung? Man kann sich nur für etwas entschuldigen, dass man nicht mit Absicht getan hat oder das man bereut. Wofür willst du dich entschuldigen, Dennis?«
» Äh … was?« Ihm stand der Mund offen.
Sie gab ihm eine schallende Ohrfeige. » Hör auf, mich für dumm zu verkaufen! Es gibt nur eine Sorte Menschen, die ich noch mehr hasse als Lügner. Das sind die Leute, die glauben, sie könnten mir jeden Scheiß erzählen. Glaubst du das wirklich, Dennis? Bist du wirklich so bescheuert? Antworte mir!«
Ihr Wortschwall schien ihn so zu verwirren, dass er sich wieder auf die Bank sinken ließ. » Ich weiß wirklich nicht, wovon du redest.«
» Ich rede von Jonas, und diesmal wirst du mir die Wahrheit sagen. Die reine und volle Wahrheit. Kriegst du das hin?« Sie packte seinen Kopf und zwang sein Kinn nach oben. » Tust du das?«
» Ja.«
» Wie habt ihr euch kennengelernt?«
Er zuckte die Schultern. » Durch Per, meinen Freund, der zusammen mit Jonas beim Militär war. Wir sind jeden Sonntag zum Fußball gegangen. So hat das alles angefangen. Später, als sie ihn zu Hause in Herning oder Haslev oder wo immer er auch herkam, rausgeschmissen haben, ist er bei mir eingezogen.«
» Wie habt ihr Bjarne kennengelernt? Und erzähl mir bloß nicht, er hätte euch seine Scheißvisitenkarte gegeben, dann brech ich dir sofort die Nase.«
» Bjarne ist auch zum Fußball gegangen. Wir waren da so eine Gruppe.«
» Die Krawall gemacht hat?«
Er zuckte die Schultern. » Ja, manchmal … war es ziemlich heftig.«
» Und da haben Jonas und Bjarne sich angefreundet?«
» Die waren ja alle in Afghanistan,
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