Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
zuschlagen wollten. Im nächsten Moment prasselten die Schläge auf den Mann ein, der sich schützend die Arme über den Kopf hielt. Sie brachen ihm Handgelenke und Unterarme. Bjarne legte sein ganzes Gewicht in jeden Schlag. Als er den Kopf des Mannes traf, war ein knirschendes Geräusch zu hören. Benjamin zögerte einen Augenblick, dann schlug er genau dorthin, wo Bjarne zuvor getroffen hatte. Er zerschmetterte Wangenknochen und Nase des Mannes, der zusammensank wie ein nasser Pappkarton.
Nach ein paar Minuten hörten sie auf. Bjarne wischte sich keuchend den Schweiß von der Stirn.
» Lass uns abhauen«, sagte Benjamin. » Ehe jemand kommt.«
» Einen Augenblick«, entgegnete Bjarne und starrte auf den Mann hinunter. » Schlaf gut«, sagte er und schwang seinen Schläger ein letztes Mal. Er traf ihn an der Stirn und riss seinen Schädel auf.
Benjamin betrachtete die blutige Masse und schluckte. » Du hast ihn umgebracht.«
» Wir haben ihn umgebracht. Komm jetzt.«
Benjamin wischte sich das Blut von der Wange. Dann lief er hinter Bjarne her. Diesmal waren sie den Weg bis zu Ende gegangen.
Sie fuhren bis zum Amager Fælled, wo die nackten weißen Birkenstämme im Mondlicht schimmerten. Am Rand des kleinen Waldstücks vergruben sie die Baseballschläger und ihre blutgetränkten Jacken. Benjamin schob mit den Füßen die Erde darüber. » Glaubst du, er ist tot?«, fragte er, obwohl er die Antwort kannte.
» Und wenn schon. Ein Affe weniger.«
» Die Polizei wird bestimmt ermitteln.«
» Na und?«, fragte Bjarne und starrte ihn an. » Solange wir dichthalten, kann uns nichts passieren.«
Sie gingen zum Auto zurück. » Wann fährst du in den Sudan?«
» Übermorgen.«
» Am liebsten würde ich mitkommen.«
Bjarne packte ihn am Kragen. » Jetzt reg dich mal wieder ab, Benjamin. Ich kann mich doch auf dich verlassen, oder? Das hier haben wir beide getan.«
Benjamin schaute weg. » Natürlich kannst du dich auf mich verlassen.«
Bjarne tätschelte ihm die Wange. » So muss sich das anhören, Blutsbruder.«
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HERRSCHE DURCH FURCHT
Wir werden ihre Macht untergraben, indem wir die Schwäche ihrer Regierung aufzeigen. Wir werden die Opposition anstacheln. Die Stärke der Machthaber auf die Probe stellen. Die Zahl ihrer Gegner registrieren. Denn letztendlich werden sie alle unter unserer Knute leben.
K apitel XVII : F estnahme der W iderständler
Storm und Kampmann marschierten den Gang hinunter. Kampmann war auf dem Weg zum Direktor und hatte Storm gebeten, ihn dorthin zu begleiten, um ihn auf den neuesten Stand zu bringen. Storm war das sehr recht, weil er dann nicht den halben Vormittag in Kampmanns Büro verbringen musste.
» Das CTA legt letzte Hand an seinen Lagebericht nach dem Tod von Mullah Udeen in London«, sagte Storm. » Die ersten Reaktionen aus den einschlägigen Kreisen lassen vermuten, dass es bald eine islamistische Antwort geben wird. Vermutlich in Großbritannien oder in den Kriegsgebieten. Wir haben den jeweiligen Botschaften eine Warnung zukommen lassen.«
Kampmann hörte nur mit einem Ohr zu und lachte. » Palsby ist wirklich untröstlich, weil Udeen sich selbst in die Luft gesprengt hat. Dabei hatte er sich schon so auf die Auslieferung gefreut. A sitting duck, wie sie auf der anderen Seite des großen Teichs sagen.«
» Der Mullah hat sich bestimmt nicht in die Luft gesprengt, um Palsby zu ärgern«, entgegnete Storm leicht sarkastisch. » Der MI 5 hält uns auf dem Laufenden, was die Vernehmungen der Terroristen ergeben, die überlebt haben. Es ist also immer noch möglich, dass der eine oder andere, der vielleicht in Verbindung mit dem Anschlag am Kongens Nytorv steht, an uns ausgeliefert wird.«
Kampmann winkte ab. » Alles kleine Fische. Das ist nicht das Gleiche, Nikolaj. Die ganze Sache wird sowieso ein Riesenchaos anrichten. Denken Sie nur an die Lockerbie-Geschichte. Die bereitet der jetzigen Regierung auch noch fünfundzwanzig Jahre später ziemliche Probleme.«
» Wir wollen bei unseren Ermittlungen doch wohl keine Rücksicht auf bestimmte Politiker nehmen.«
Kampmann schaute ihn nachsichtig an. » Was sind Sie doch für ein naiver Mensch.«
Storm wandte den Blick ab. » Ich werde jedenfalls heute Nachmittag mit dem MI 5 telefonieren.«
Kampmann lächelte, weil ihm plötzlich etwas eingefallen war. » Tom Schæfer hat mir von Gerüchten im Internet erzählt, dass die Explosion in London gar nicht durch eine Bombe verursacht wurde, die sich innerhalb des
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