Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
Gebäudes befand, sondern dass die englischen Sicherheitskräfte eine Rakete auf das Haus abgeschossen hätten.«
Storm schüttelte den Kopf. » Das ist doch völliger Unsinn.«
» Natürlich. Die Leute sind solche Narren. Manchmal kann man die alte bolschewistische Idee von der Gedankenpolizei wirklich gut nachvollziehen. Nicht wahr?«
Storm enthielt sich eines Kommentars.
Als sie Møllers Büro erreicht hatten, legte Kampmann die Hand auf die Türklinke, hielt jedoch inne. » Wie läuft’s eigentlich mit unserer schlagkräftigen Kriminalrätin?«
» Mit Katrine Bergman? Ausgezeichnet, warum?«
» Weil ich mich darüber wundere, dass sie ein Dienstfahrzeug benutzt, um im Nordvest-Viertel eine öffentliche Grünfläche zu ruinieren und danach jemanden von einer Parkbank prügelt.«
Storm bemühte sich, sein Erstaunen zu verbergen. » Woher haben Sie diese Informationen?«
» Von der Kopenhagener Polizei, bei der die Beschwerden von besorgten Anwohnern eingegangen sind.«
» Ich … werde das mit ihr besprechen.«
» Ja, tun Sie das.« Kampmann öffnete die Tür und verschwand in Møllers Büro.
Storm betrat die Ermittlungsabteilung und sah sich nach Katrine um. Doch der Platz an ihrem Schreibtisch war leer, und es gab niemanden, der sie bisher gesehen hatte. » Wenn sie kommt, dann sag ihr, sie soll mich sofort anrufen.«
» Aber gern«, entgegnete Tom.
Storm wusste sehr genau, dass die Ermittlungsergebnisse ohne Katrines Engagement wesentlich bescheidener ausgefallen wären und dass es Faris Farouk möglicherweise sogar gelungen wäre, die Bombe zu zünden. Er wusste ihren Einsatz also durchaus zu schätzen, konnte aber auch nicht verhehlen, dass er über ihr baldiges Ausscheiden eine gewisse Erleichterung empfand. Zumal die Sache mit Polyphem offenbar im Sande verlief und die Ermittlungen wohl in Zusammenarbeit mit dem MI 5 abgeschlossen werden sollten.
» Nikolaj!«, rief Katrine quer durch den Raum.
Storm drehte sich um. Katrine lief ihm entgegen, Niels ihr dicht auf den Fersen.
» Wir müssen mit dir reden.«
Die Augen der gesamten Abteilung waren auf sie gerichtet.
Storm zeigte in Richtung seines Büros.
Katrine informierte Storm in aller Kürze darüber, was ihre Ermittlungen ergeben hatten. Wie es Niels gelungen war, Bjarne Kristoffersen inmitten einer Gruppe von Hooligans aufzuspüren, und wie sie bei der Vernehmung von Dennis Ravnsborg von einer neonazistischen Vereinigung namens Blutsbrüder erfahren hatte. Einer Vereinigung, der Bjarne und offenbar auch andere Mitarbeiter von Valhal Securities angehörten.
» Ich habe schon von deinem letzten Besuch bei Dennis gehört«, entgegnete er. » Es gibt Leute, die bezeugen, dass du ihn geschlagen hast. Ihn fast überfahren hättest.«
» Das ist eine vollkommen falsche Betrachtung der Dinge«, erwiderte Katrine, » und hat mit der Sache an sich auch gar nichts zu tun. Dennis’ Aussage hat sich nämlich bestätigt.«
Storm biss sich auf die Zunge, um nicht alle Paragrafen aufzuzählen, gegen die sie verstoßen hatte. Stattdessen erkundigte er sich nach dieser Vereinigung, auf die sie gestoßen war.
Niels öffnete seine Mappe und legte eine Reihe von Fotos vor ihm auf den Tisch. » Die Blutsbrüder sind eine neonazistische Organisation, die unter anderem jedes Jahr am Rudolf-Hess-Gedenkmarsch teilnimmt. Sie wurde 2001 von Torben Duval und Lars Meyer gegründet. Beide vorbestraft wegen Gewaltdelikten und Drogenhandel. Die Blutsbrüder haben sich von Combat 18 abgespalten, mit denen sie jetzt im Krieg liegen. Die Gruppe zählt ungefähr dreißig Mitglieder. Sie tauchen bei jedem Spiel des FC Kopenhagen auf und stammen aus dem Nordvest-Viertel. Vermutlich haben sie schon öfter Immigranten tätlich angegriffen und waren vor allem nach dem Bombenanschlag ziemlich aktiv.«
» Wie viele Mitarbeiter von Valhal Securities sind dort Mitglieder?«, fragte Storm.
» Das wissen wir noch nicht genau, doch fürs Erste haben wir einen Mann namens Bjarne Kristoffersen identifiziert. Außerdem einen verhältnismäßig neuen Mitarbeiter, Benjamin Andreasen, sowie einen früheren Angestellten namens Rasmus Mogensen.«
» Mit anderen Worten, ein paar Fußballrowdys mit mangelnden historischen Kenntnissen«, sagte Storm.
Katrine warf ihm einen raschen Blick zu. » Es besteht kein Grund, die Gefahr herunterzuspielen, die von ihnen ausgeht. Erst gestern Nacht wurde in meinem Viertel ein älterer Mann, der niemandem etwas getan hatte, brutal erschlagen. Ein
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