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Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Ich habe gerade gehört, dass die Hausdurchsuchung stattfinden wird.«
    » Die hab ich ausgesetzt.«
    » Ausgesetzt?« Sie schaute ihn sprachlos an. » Warum? Wir hatten doch alles schon bis ins kleinste Detail geplant.«
    » Es ist etwas passiert, das mich zwingt zu warten.«
    » Was?«
    Storm erzählte von Løvengrens Besuch und von dem Baseballschläger, den er ans Labor weitergeleitet hatte.
    » Dass Løvengren mit einer mutmaßlichen Mordwaffe bei dir auftaucht, gibt uns einen weiteren Grund, seine Firma unter die Lupe zu nehmen. Das sieht doch nach einem Akt der Verzweiflung aus.«
    » Absolut. Aber ich will das Ergebnis der Untersuchung abwarten, ehe wir etwas unternehmen. Ich will ganz sicher sein, dass es sich um die Tatwaffe handelt.«
    Sie schien seinen Entschluss nicht zu billigen.
    » Okay, dann warten wir also ab. Wo willst du eigentlich hin?«
    Storm wandte den Blick ab. » Hab was zu erledigen.«
    » Hat Løvengren noch was gesagt?«
    » Nicht viel. Dass er mit uns zusammenarbeiten will … so was in der Art«, antwortete Storm zerstreut. » Ich muss jetzt los.«
    Er eilte den Gang hinunter.
    » Nikolaj, die Hausdurchsuchung findet doch statt, oder?«
    Er hob eine Hand und winkte ohne sich umzudrehen.
    Storm fuhr den steilen Feldweg zur Baustelle hinauf, die auf dem weitläufigen Plateau des Hügels lag. Die Räder des schweren Audis drehten immer wieder durch und drohten jeden Moment im Schlamm stecken zu bleiben. Nachdem er den Hügel erklommen hatte, parkte er neben dem großen Schaufelbagger und einer Betonmischmaschine. Er stieg aus und spazierte um das halb fertige Anwesen herum, das aus einer Reihe asymmetrischer Pavillons bestand, in deren Mitte ein kleiner Turm stand. Zwischen den Pavillons und dem Turm wurde gerade ein Dach errichtet, sodass die nackten Dachsparren in alle Richtungen abstanden und wie eine riesige Dornenkrone aussahen. Ein hoher Kran schwenkte gerade eine Ladung Holzstämme heran, die vom dichten Nebel fast verschluckt wurden.
    Storm zog den Reißverschluss seiner Jacke nach oben. Es war bitterkalt. Er sah sich um und bemerkte zahlreiche ausländische Bauarbeiter und Handwerker. Dann entdeckte er auf der kleinen Fläche zwischen den Gebäuden seinen Vater, der sich zusammen mit dem Bauleiter über ein paar technische Zeichnungen beugte. Storm ging zu ihm. Er hatte seinen Vater seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gesehen. Die vielen Streitpunkte zwischen ihnen hatten zu diesem unausgesprochenen Waffenstillstand geführt. Trotz seines vorgerückten Alters war sein Vater im Grunde unverändert. Er besaß immer noch dieses scharfe Profil, den sehnigen Körper und die schwarzen, tief liegenden Augen eines Raubtiers – allesamt Züge, die Storm von ihm geerbt hatte.
    » Guten Tag, Vater.«
    Sein Vater drehte sich um, die halblangen weißen Haare flatterten im Wind. Für einen kurzen Moment schien er Nikolaj nicht zu erkennen, doch im nächsten Moment lächelte er breit, ging zu ihm und gab ihm die Hand. » Nikolaj. Wie schön, dich zu sehen, mein Junge.«
    Die Atmosphäre war bereits ein wenig befangen, aber da sie einander seit langer Zeit nicht gesehen hatten, begannen sie, über dies und jenes zu plaudern. Über Helle und die Mädchen, die er nie gesehen hatte, über Storms Beförderung, vor allem aber über das jüngste Projekt seines Vaters: die Kirche, an die er gerade letzte Hand anlegte.
    Er führte Storm über den Bauplatz und danach ins leere Hauptgebäude. Mit Begeisterung erzählte sein Vater ihm davon, wo das Taufbecken stehen sollte.
    Alles wie gehabt, dachte Storm. Sein Vater hatte wie früher nur seine Arbeit im Kopf. Hätte er keine so wichtigen Fragen an ihn, wäre er sofort wieder verschwunden, um erst zu seiner Beerdigung zurückzukehren.
    » Vater«, unterbrach er ihn. » Es gibt da etwas, worüber ich mit dir sprechen will.«
    » Ja?«, fragte der Vater mit wenig Interesse und musterte die Dachkonstruktion.
    » Es ist wichtig.«
    Sein Vater schaute ihn an.
    » Was gibt’s denn?«
    » Das Protokoll, sagt dir das etwas?«
    Er schüttelte den Kopf. » Nein, warum?« Dann wandte er seinen Blick wieder zur Decke. » Das ist völlig schief«, murmelte er.
    » Bist du sicher? Ich bin nämlich aufgefordert worden, dich nach dem Protokoll zu fragen.«
    » Ach so«, entgegnete er mit einem Lächeln. » Das Protokoll.« Er schaute Storm an. » Hat dich wirklich jemand aufgefordert, mich danach zu fragen? Wer?«
    » Das ist jetzt nicht so wichtig. Was kannst du mir

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