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Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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die Enge zu treiben, war Høgsbro an der Reihe. Er hielt sich nicht lange bei den Anklagepunkten auf, die er als reine Spekulation bezeichnete, sondern konzentrierte sich vor allem darauf, ihre beeindruckende Karriere nachzuzeichnen. So entstand das Bild einer geradezu mustergültigen Polizistin, die ihren Kollegen stets mit gutem Beispiel vorangegangen war und im Übrigen eine der höchsten Aufklärungsquoten im ganzen Land hatte. Er zählte die Reihe aufsehenerregender Mordfälle auf, deren Ermittlungen sie geleitet hatte. Als er zum Ende kam, war es äußerst schwierig, in ihr etwas anderes zu sehen als eine kompetente, engagierte und hoch professionelle Kriminalrätin, die meilenweit von der Gewalttäterin entfernt war, die Palsby skizziert hatte.
    Die Vorsitzende ordnete eine kurze Unterbrechung an, ehe der Arzt, der Søren Rohde untersucht hatte, in den Zeugenstand gerufen wurde. Palsby ging auf den medizinischen Bericht ein, in dem der Arzt geschrieben hatte, Søren Rohde sei physischer Gewalt ausgesetzt gewesen. Von drei gebrochenen Rippen war die Rede gewesen, von Läsionen und Blutergüssen an Armen und Beinen. Er erwähnte auch, dass Søren Rohde nach einem der späteren Verhöre bei Katrine Bergman wegen einer gebrochenen Nase behandelt werden musste. Høgsbro legte Einspruch ein, da diese Episode in der Anklageschrift nicht erwähnt wurde.
    Danach machte sich Høgsbro daran, den medizinischen Bericht auseinanderzunehmen. Er stellte infrage, dass Rohde die Verletzungen in der Gefängniszelle erlitten habe. Vielmehr sei es doch viel wahrscheinlicher, dass sie von seiner Verhaftung herrührten, bei der er heftigen Widerstand geleistet habe.
    Neunmal musste der Arzt bestätigen, dass dies nicht auszuschließen sei.
    Als er fünfundzwanzig Minuten später den Zeugenstand verließ, warf Høgsbro Katrine einen lächelnden Blick zu und senkte die Stimme. » Aus dem hat Palsby nicht viel herausgekriegt. Den medizinischen Bericht können wir vergessen.«
    Er tätschelte ihr die Hand. Sie lächelte zurück.
    Als Nächstes wurde Hauptkommissar John Mathiasen, einer der Mitangeklagten, als Zeuge aufgerufen. Er war sichtlich nervös und ließ vernehmlich seine Finger knacken. Palsby begann mit seiner Befragung. Mathiasen bestätigte, dass er gemeinsam mit seinem Kollegen und Kriminalrätin Katrine Bergman in der besagten Zelle gewesen sei.
    » Haben Sie unnötige Gewalt angewendet?«
    » Nein«, antwortete John leise.
    Høgsbro nickte zufrieden.
    » Wie erklären Sie sich dann die Verletzungen, die der Inhaftierte nach Ihrem Besuch aufwies? Sind die ganz von selbst entstanden?«
    John sah zu Boden. Seine Wangen glühten. » Nein … es war Kriminalrätin Katrine Bergman, die ihn geschlagen hat.«
    Høgbros Lächeln erstarrte. Palsby bat den Polizisten freundlich, seine Aussage zu präzisieren.
    » Wir waren bereits in der Zelle des Inhaftierten, um ihm die Handfesseln abzunehmen. Da kam die Kriminalrätin herein und sagte, wir sollten das bleiben lassen. Wir fanden das etwas verwunderlich.« Er warf Palsby einen verstohlenen Blick zu.
    » Fahren Sie fort. Was ist dann geschehen?«, fragte der Staatsanwalt, als wäre er ein Lehrer, der einem langsamen Schüler auf die Sprünge helfen muss.
    » Dann hat sie ihn angegriffen. Hat ihn geschlagen und getreten, während er gefesselt war.«
    » Aber hätten Sie die Kriminalrätin nicht stoppen und dem Gefangenen zu Hilfe kommen können?«
    John nickte. » Doch, aber ich war einfach zu schockiert. Das Ganze geschah so schnell und heftig.«
    Palsby nickte väterlich.
    Die Aussage wirkte alles andere als einstudiert.
    John erzählte, dass sie dem Übergriff irgendwann ein Ende bereitet und einen Arzt gerufen hätten.
    » Besser spät als nie«, schloss Palsby seine Befragung.
    Høgsbro versuchte, die Aussage des Beamten zu relativieren, doch John hielt in allen Einzelheiten an ihr fest. Als sein Kollege an der Reihe war, bestätigte er den Verlauf der Auseinandersetzung.
    Katrine schloss die Augen. Auch wenn die Aussage der beiden Kollegen nicht ganz der Wahrheit entsprach, wusste sie genau, was das zu bedeuten hatte. Man hatte den beiden sicherlich Straffreiheit zugesichert, wenn sie sämtliche Schuld auf sie abwälzten. Schlimmstenfalls würden sie sich wegen eines » Dienstvergehens« zu verantworten haben. Ihr Kopf hingegen wurde der Richterin auf dem Silbertablett serviert.
    Danach betrat der Hauptzeuge der Anklage den Raum. Katrines Blick folgte ihm, während er im

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