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Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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getroffen habe. Storm dankte ihm für seine Hilfe. Als er schon auflegen wollte, sagte Ebrahim, es gebe jedoch ein Gerücht, das ihn unter Umständen interessieren könnte.
    » Was für ein Gerücht?«, fragte Storm.
    » Eine Frau sagt, dass sich am Vorabend, während der Vorbereitungen für die große Veranstaltung, ein Mann aus der Azra-Moschee in der Vorhalle aufgehalten habe. Ihr eigener Sohn, der seine Koranschule besucht, habe ihn grüßen wollen, aber der Mann habe den Kopf weggedreht, als wollte er nicht erkannt werden.«
    Storm machte sich Notizen.
    » Kannst du mir seinen Namen sagen?«
    » Er heißt Faris … Faris Farouk.«

8
    Katrine ging mit ihrem Anwalt Anders Høgsbro die Stutterigade hinunter. Er warf ihr einen verstohlenen Blick zu. » Ich hatte Sie gebeten, einen Rock anzuziehen. Sich ein wenig feminin zu kleiden.«
    » Ich ziehe nie einen Rock an«, antwortete Katrine. Sie trug Jeans, T-Shirt und eine enge schwarze Lederjacke. Genau wie bei der Arbeit. Über die Wahl ihrer Kleider hatte sie sich keine Gedanken gemacht, doch unbewusst vermittelten sie ihr wohl das Gefühl, weniger ausgeliefert zu sein.
    » Es gibt keinen Grund zur Besorgnis«, sagte Høgsbro lächelnd und zeigte seine schlechten Zähne. » Denken Sie einfach an die drei Grundsätze: Blickkontakt, deutlich sprechen und …«
    » Die Ruhe bewahren. Danke, ich kenne die Spielregeln.«
    » Okay, dann lassen Sie uns den kleinen Dreckskerl, der Ihnen diese Anklage eingebrockt hat, auseinandernehmen.«
    Katrine nickte. Der Dreckskerl war ihr ehemaliger Assistent. Er hatte die Sache dem Oberstaatsanwalt zugetragen, der sofort Feuer und Flamme gewesen war. Daraufhin hatte er ihre Stelle übernommen und sie als Sprungbrett für seine weitere Karriere benutzt. Sie wusste, dass Høgsbro den beruflichen Aufstieg ihres ehemaligen Assistenten als eigentliches Motiv für die Anklage darstellen würde. Doch zweifelte sie daran, ob dies für einen Freispruch ausreichen würde. Schließlich gab es Vorwürfe, die sich nicht so leicht entkräften ließen.
    Sie gingen auf den Eingang des Gerichtsgebäudes zu. Sie betrachtete die Inschrift über der Tür. » Zur Sicherheit der Gemeinschaft« stand dort geschrieben. Sie war bestimmt schon zweihundertmal durch diese Tür gegangen, ohne die Worte je zu bemerken.
    Als sie die Treppe zum Gerichtssaal im zweiten Stock hinaufgingen, zitterten ihre Beine so heftig, dass sie sich am Geländer abstützen musste. Auf dem Treppenabsatz des ersten Stocks bemerkte sie ein paar Kollegen von der Polizei. Sie standen vor dem Gerichtssaal und warteten darauf, als Zeugen vernommen zu werden. Die Beamten warfen ihr verstohlene Blicke zu und tuschelten miteinander. Sie ignorierte sie und gab sich einen Ruck. Nie im Leben sollten sie ihr die Nervosität ansehen. Mit festen Schritten ging sie weiter.
    Auf der Bank saßen die beiden Beamten von der Bereitschaftspolizei, die gemeinsam mit ihr angeklagt waren. Katrine ging zu ihnen und begrüßte sie. Sie gaben ihr widerwillig die Hand. Sie kannte die beiden zwar nicht näher, dennoch wunderte sie sich über ihr ablehnendes Verhalten.
    » Gehen wir hinein«, sagte Høgsbro.
    » Die werden ihre Aussagen doch nicht mehr ändern?«
    » Ach was!«, antwortete Høgsbro ungeduldig. » Alles ist genau verabredet. Ich mach das hier schließlich nicht zum ersten Mal.«
    Katrine nickte. Allein die Tatsache, dass sie auf einen Anwalt wie Høgsbro angewiesen war, zeigte, in was für einer prekären Situation sie sich befand. Schon mehrmals war er drauf und dran gewesen, seine Zulassung als Anwalt zu verlieren. In der Presse wurde er auch als » Pitbull« bezeichnet. Aber ihr blieb keine andere Wahl. Sie brauchte diesen Pitbull, wenn sie auch nur eine kleine Chance haben wollte.
    Der Staatsanwalt, Henrik Palsby, saß neben seinem Assessor und ging mit diesem seine Unterlagen durch. Er blickte auf und nickte Katrine und Høgsbro kurz zu, als sie zur Tür hereinkamen. Er war ein klein gewachsener Pedant, der seine Lesebrille auf der Nasenspitze trug. Da er sie in früheren Fällen schon mehrfach in den Zeugenstand gerufen hatte, kannte sie ihn als äußerst kompetenten Juristen, der aber auch sehr aufbrausend sein konnte. Ihm als Angeklagte gegenüberzustehen, hatte etwas Unwirkliches für sie. Aus alter Gewohnheit hätte sie sich fast in die Zuschauerreihen gesetzt, doch Høgsbro nahm sie am Arm und führte sie zum entgegengesetzten Ende des Saales. Katrine schaute sich um. Es war wie ein

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