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Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Einfahrt.
    Das Polizeirevier lag einsam und verlassen im strömenden Regen da.
    Katrine betrat den Eingangsbereich. Als sie am Empfang vorbeigehen wollte, wurde sie von dem jungen Wachhabenden aufgehalten. Er wusste genau, wer sie war, dennoch forderte er sie auf, sich auszuweisen. Sie atmete tief durch und zog ihren Polizeiausweis aus der Tasche.
    » Ich habe die Anordnung, Ihren Ausweis einzuziehen«, sagte er und hob das Kinn, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    Sie wollte schon in die Luft gehen. Aber es gab keinen Grund, alles noch schlimmer zu machen, also warf sie den laminierten Ausweis vor ihn auf den Tisch.
    » Setzen Sie sich bitte da drüben hin, bis Sie abgeholt werden.«
    Sie setzte sich zu den übrigen » Gästen«.
    Fünf Minuten später tauchte Holck von der Schutzpolizei auf. Er lächelte sie herzlich an und winkte sie zu sich herüber. Als sie zu ihm kam, öffnete er die Schranke und hielt sie galant oben, bis sie hindurchgegangen war. » Schön, dich zu sehen.«
    » Gleichfalls«, entgegnete Katrine.
    Holck arbeitete hier seit Menschengedenken und war in all seiner freundlichen Autorität der Inbegriff des guten alten Polizisten.
    Als sie den Gang hinuntergingen, drehte er sich halb zu ihr herum. » Tut mir wirklich sehr leid für dich.«
    » Wir legen Revision ein«, sagte sie rasch. » Die Sache ist noch nicht entschieden.«
    Er nickte kurz. » Dann kann man nur das Beste hoffen.«
    Sie gingen an ihrem alten Büro vorbei und spazierten durch die Abteilung. Es wurde still, als sie eintrat. Die Kommissare an den ersten beiden Tischen wandten die Köpfe ab, als sie an ihnen vorbeiging. Holck führte sie zu dem Schreibtisch, den man ihr zugewiesen hatte, solange ihr Prozess noch andauerte.
    » Lass dir Zeit, Katrine.«
    Sie nickte. Dankbar darüber, dass er nicht darauf bestand, sie zu überwachen, während sie ihre Sachen zusammenpackte.
    Sie spürte die Blicke ihrer Kollegen, als sie die Schubladen leerte. Einige von ihnen hatten sich auf diesen Tag gefreut. Sie war nie darauf aus gewesen, den ersten Preis im Sympathiewettbewerb zu gewinnen. Es war ihr immer auf die Resultate angekommen. Sie hatte das Morddezernat mit eiserner Hand geführt und ihre Mitarbeiter ein ums andere Mal gedrängt, gewisse Grenzen zu überschreiten, wenn sie bei ihren Ermittlungen feststeckten. Das hatte nicht nur Søren Rohde zu spüren bekommen. Sie hatte die Beschwerden gegen ihre Kommissare ignoriert, genau wie ihre Vorgesetzten bei ihren Regelverstößen ein Auge zugedrückt hatten, solange sie die gewünschten Ergebnisse abgeliefert hatte. Doch jetzt wehte ein anderer Wind. Jetzt wurde ihr ein selbstherrlicher Führungsstil vorgeworfen. Zum Teufel mit euch Heuchlern, dachte sie, als sie die letzte Schublade aufzog.
    Darin lagen sechs, sieben handgeschriebene Briefe. Sie nahm sie heraus und blätterte sie durch. Die Briefe waren von Angehörigen in einigen der Mordfälle, die sie gelöst hatte. Sie dankten ihr dafür, dass der Täter gefasst worden war. Auch der Vater eines Opfers von Søren Rohde hatte ihr geschrieben: » Danke, dass wir endlich Frieden gefunden haben«, stand dort kurz und bündig. Sie hatte den Brief aus sentimentalen Gründen aufgehoben.
    Jetzt warf sie die Briefe in den Papierkorb.
    Katrine folgte Holck ins Depot, wo sie ihre Uniform und ihre Pistole ablieferte. Sie fummelte am Klettverschluss und riss die Glock aus dem Holster. Sie hatte die Pistole nie außerhalb des Schießstands benutzt. Allerdings hatte sie in ihrer Anfangszeit als Kommissarin einen Psychopathen mit ihrer ersten Dienstwaffe, einer Walther PK , aufgehalten. In einem 7-Eleven-Shop. Ihr Kollege hatte gezögert, als der Mann sie mit einem Brotmesser angegriffen hatte. Sie nicht.
    Der Depotleiter händigte ihr eine Quittung aus, die sie zusammenknüllte und in die Tasche stopfte.
    » Viel Glück mit der Revision«, sagte Holck und öffnete ihr die Tür, die zum Parkplatz hinausführte.
    » Wir sehen uns bald wieder«, entgegnete sie ohne Überzeugung und ging hinaus.
    Sie zündete sich eine Zigarette an und schlenderte zu ihrem Wagen hinüber. Die Vordertür klemmte. Als sie ihr einen Stoß mit dem Knie versetzte, sprang sie auf.
    » Katrine Bergman«, hörte sie hinter sich eine Stimme.
    Sie drehte sich um.
    Vor ihr stand ein Mann, den sie noch nie gesehen hatte. Er machte einen gepflegten Eindruck und hatte dunkle, tief liegende Augen, die an einen Raubvogel erinnerten. Er lächelte kurz und gab ihr die Hand. » Mein

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