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Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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einschlägig bekannten Kreisen war es bemerkenswert still.
    Aufgrund der großen Menge von Nitratdünger, der zur Bombenherstellung benutzt worden war, hatte man die Ermittlungen auf Einbrüche in Scheunen und Ställen konzentriert. Vor allem zwei Einbrüche in Varde und im schwedischen Jönköping, bei denen größere Mengen Dünger gestohlen worden waren, standen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch bisher gab es keine Tatverdächtigen.
    Das Bombenauto hatte man bis zu einem Parkhaus im Bregnehøjpark zurückverfolgt. Die Überwachungskameras ließen darauf schließen, dass der Wagen dort achtundvierzig Stunden lang gestanden hatte. Leider zeigten die Aufnahmen nicht, wer ihn dort geparkt und wieder weggefahren hatte. Storm erinnerte sich daran, dass die Attentäter des ersten Bombenanschlags auf das World Trade Center vom FBI aufgespürt worden waren, weil sie versucht hatten, die Kaution von der Mietwagenfirma zurückzubekommen. Doch zweifelte er daran, dass auch sie so großes Glück haben würden.
    » Wo stammen Sie her?«, fragte Tom.
    » Sie wissen, dass ich aus Syrien komme«, antwortete Ebrahim und wies mit dem Kopf auf die Dokumente, die auf dem Tisch lagen.
    » Aber Sie wohnen hier bereits seit zwanzig Jahren.«
    » Einundzwanzig.«
    » Dennoch sind Sie weiterhin syrischer Staatsbürger.«
    Ein beunruhigter Ausdruck wanderte über Ebrahims Gesicht. » Und?«
    Tom lehnte sich über den Tisch. » Wenn ich herausfinde, dass Sie sich auch nur das Geringste haben zuschulden kommen lassen, und sei es, dass Sie bei Rot über die Straße gegangen sind, dann schieben wir Sie ab.«
    Ebrahims Kinnlade klappte nach unten. » Sie … Sie drohen mir?«
    » Ich weiß nicht, wie die syrische Geheimpolizei reagiert, wenn Sie mit einem Ausweisungsbeschluss nach Hause kommen, aber ich bin sicher, dass sie Sie nicht zum Kaffee einladen werden.« Er wies mit dem Kinn zur Kaffeetasse, die auf dem Tisch stand.
    Ebrahim warf Storm einen Hilfe suchenden Blick zu. » Nikolaj … das ist nicht fair. Ich habe dir immer geholfen.«
    Storm atmete tief durch. » Ich weiß.« Er breitete entschuldigend die Arme aus. » Kannst du mir nicht zumindest die zehn Minuten geben, die mir fehlen?« Er zog einen Kugelschreiber aus seiner Innentasche.
    » Welche zehn Minuten?«
    Er prüfte die Schreibfähigkeit des Kulis auf dem Papier, das vor ihm lag. » Die von Badr Udeen.«
    » Ich verstehe nicht …«
    Storm blickte auf. » Die zehn Minuten, die vergingen, nachdem er seine Rede beendet hat und bevor er durch den Hinterausgang die Halle verließ. Was hat er in dieser Zeit getan? Mit wem hat er gesprochen?«
    Ebrahim sah sich unsicher um. » Er hat mit den Zuhörern gesprochen, mit niemand Bestimmtem.«
    Storm kniff die Augen zusammen. » Die meisten Zuhörer haben die Halle durch den Vorderausgang verlassen, um sich mit uns eine Straßenschlacht zu liefern. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er auch nicht mit den Frauen gesprochen hat, die auf der Empore gesessen haben. Also, was hat er gemacht?«
    Ebrahim schien wirklich verwirrt zu sein. » Er … er hat sich ausgeruht. In einem der Umkleideräume.«
    » Wollten Sie nicht zusammen die Moschee besuchen?«, fragte Tom.
    » Doch … hinterher … nachdem er sich ausgeruht hatte.«
    » War er allein?«
    » Ja … das heißt seine Leibwächter waren bei ihm. Sonst niemand.«
    » Es ist also eine große Ehre, wenn man mit seinem Chef aufs Klo gehen darf«, entgegnete Tom sarkastisch.
    Storm beugte sich zu Ebrahim vor, legte ihm die Hand auf den Arm und senkte vertraulich die Stimme. » Wenn er sich da drinnen mit irgendjemandem getroffen hat, dann will ich das wissen.«
    Ebrahim blinzelte. » Natürlich. Aber ich bin mir sicher, dass dort niemand auf ihn gewartet hat.«
    Nachdem Ebrahim gegangen war, sagte Tom lächelnd: » Lief doch alles bestens.«
    Storm drehte sich zu ihm um. » Das ist das letzte Mal, dass du einem meiner Informanten drohst. Hast du das verstanden?«
    Tom starrte ihn mit offenem Mund an. » Aber ich dachte …« Er räusperte sich. » War die Abschiebungsstrategie nicht Kampmanns Idee?«
    » Solange ich hier das Sagen habe, gebe ich hier die Richtlinien vor, verstanden?«
    Tom schluckte und nickte. » Natürlich …«
    Am nächsten Tag bekam Storm einen Anruf von Ebrahim. Er hatte sich diskret in der Gemeinde umgehört. Niemand habe jemand anders in oder unmittelbar außerhalb der Umkleide gesehen als Badr Udeen. Er sei davon überzeugt, dass sich der Mullah mit niemandem

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