Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
sowieso ein einziges Chaos.
Bei den Mannschaftswagen suchte sie nach dem Einsatzleiter der Bereitschaftspolizei.
Faris hatte eine Viertelstunde Vorsprung. Das hieß, dass er immer noch in der Gegend sein musste. Sich irgendwo versteckt hielt. Sicher gab es hier viele Sympathisanten und viele Wohnungen, in denen er Zuflucht suchen konnte. Die meisten Personen aus seinem Umfeld waren vom PET registriert worden. Obwohl Tom nicht weit von ihr entfernt stand, hoffte sie, dass sich irgendwelche Kollegen von ihm der Sache angenommen hatten. Wenn Faris so dumm war, sich bei irgendwelchen Sympathisanten zu verstecken, würden sie ihn sich bald schnappen. Aber er war nicht dumm, im Gegenteil. Er wusste genau, dass er nur eine Chance haben würde, wenn er so schnell wie möglich aus dieser Gegend verschwand. Außerhalb dieses Viertels konnte er sich vielleicht bei anderen Islamisten verbergen, sich falsche Papiere besorgen und irgendwann über die Grenze nach Schweden oder Deutschland schmuggeln lassen … Doch zunächst musste er aus dem Bregnehøjpark herauskommen. Sie wusste, dass er ein Auto besaß, aber das wurde vom SEK überwacht. Der nächste S-Bahnhof lag zu weit entfernt, als dass er eine realistische Möglichkeit gewesen wäre. Er musste sich ein Auto im Bregnehøjpark besorgen oder die große Wiese überqueren und so zur Umgehungsstraße gelangen.
Sie blickte sich um. Bewaffnete Einheiten, so weit das Auge reichte. Sie hörte Hundegebell und das Knattern der Hubschrauber über ihren Köpfen. Es würde ihm nicht gelingen, sich über einen längeren Zeitraum hinweg versteckt zu halten. Schon gar nicht in seinem auffälligen weißen Qamis. Es sei denn … Faris befände sich immer noch unter der Erde.
Sie entdeckte den Einsatzleiter an einem der ersten Fahrzeuge. Sie begrüßten sich rasch.
» Olav, ist ihm jemand durch den Schacht gefolgt?«
» Wir sind gerade dabei.«
Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu. » Dort unten kann man sich leicht verlaufen. Die Gänge sind miteinander verbunden und bilden ein riesiges Netzwerk, das sich unter dem gesamten Viertel verzweigt.«
» Was schlagen Sie vor?«
» Dort unten war der Spielplatz meiner Kindheit, ich könnte ohne Weiteres die Führung übernehmen.«
» Danke. Wir können jede Hilfe gebrauchen.« Besorgt sah er zu den Schaulustigen hinüber.
Tom hatte ihnen zugehört und eilte jetzt auf sie zu. » Wir müssen uns sofort diese Gänge ansehen!«
» Wir waren gerade dabei …«
» Auf der Stelle!« Er wandte sich an Katrine. » Und du bleibst hier!«
Katrine schaute Olav an und zuckte die Schultern.
Tom schnappte sich ein paar Beamte und verschaffte sich in einem der Nachbarhäuser Zugang zu dem unterirdischen Labyrinth.
Wenn sie das gesamte System der unterirdischen Gänge erforschen wollten, brauchten sie viel mehr Leute. Und wenn sie sich nicht geschickt aufteilten, hatten sie sowieso keine Chance, Faris zu erwischen. Außerdem verlor man sich fast unweigerlich aus den Augen, wenn man mit diesem Tunnelsystem nicht vertraut war. Sie musste an die leeren Tüten Kunstdünger denken, die sie gefunden hatten. Faris und seine Komplizen hatten sich auf einen Einsatz in dieser Nacht vorbereitet. Ihre Bombe musste sich ganz in der Nähe befinden. Wenn sie die Bombe fanden, würden sie auch Faris finden. Sie berechnete den Inhalt des Glasbehälters und vergegenwärtigte sich die Anzahl der leeren Kunstdüngertüten im Keller. Es musste sich um eine große Bombe handeln. Etwa von der gleichen Größe wie diejenige, die am Kongens Nytorv explodiert war. Irgendwo hatte Katrine gelesen, dass sie mehrere Hundert Kilo gewogen hatte. Es war naheliegend, dass sich die Bombe bereits in einem Fahrzeug befand, das ein Kombi oder Lieferwagen sein musste. Sie eilte den Akaciestien hinunter, dem großen Parkplatz entgegen.
Sie stand auf der Treppe und blickte über den dunklen Parkplatz hinweg, der sich auf einer Länge von mehreren Hundert Metern vor ihr erstreckte. Der Regen trommelte rhythmisch auf die Autodächer. Es standen mehrere Lieferwagen auf dem Platz, und sie fragte sich, ob sie sie nicht sofort unter die Lupe nehmen sollte. Ein Blitz erhellte den Platz und das Parkhaus auf der anderen Seite. Vielleicht war die Bombe dort oben?
Sie schaute sich um. Ganz gleich, welche Kellertreppe er benutzen würde, er musste an ihr vorbei, um auf den Platz zu gelangen. Sie zog sich die Kapuze über den Kopf und wollte ihr Handy aus der Tasche ziehen. Doch in all dem Trubel
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