Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
wem sie die Wahrheit herauskriegen würden.
Sie meldeten sich im Vorzimmer. Tom wartete bereits und machte große Augen, als er Katrine sah. Sie lächelte ihn an.
» Katrine unterstützt mich bei den heutigen Vernehmungen«, erklärte Storm mit größter Selbstverständlichkeit.
» Aber …«
Storm legte ihm die Hand auf die Schulter. » Tom, ich möchte gern, dass du die Vernehmungen mit den Technikern am Bildschirm verfolgst.«
» Ja … natürlich.«
Damit wollte Storm sicherstellen, dass Tom bei ihnen blieb, statt unverzüglich zu Kampmann zu laufen.
Faris saß auf seinem Platz und blickte zu ihnen auf. Es dauerte ein wenig, bis er Katrine wiedererkannte. Er lächelte sie vielsagend an. » Oh, da hat dich aber jemand erwischt. Vielleicht jemand von den Brüdern?«
Sie ging nicht auf ihn ein und setzte sich neben Storm. Storm begann mit der Vernehmung und wollte zunächst, dass Faris seine Aussage vollständig wiederholte.
Faris ließ sich auf seinem Stuhl zurückfallen. » Ich habe meine Aussage schon tausendmal wiederholt. Reicht das nicht langsam?«
Storm lächelte. » Es gibt immer noch ein paar Details, die etwas unklar sind.«
Faris reckte resigniert die Arme in die Luft. Dann erzählte er ein weiteres Mal, wie er den anderen begegnet war, wie sie Mullah Udeen getroffen, den Sprengstoff besorgt und den Anschlag am Kongens Nytorv verübt hatten. Danach hatten sie eine weitere Aktion am Einkaufszentrum Fisketorvet geplant, sich Waffen, ein neues Fahrzeug und weiteren Sprengstoff besorgt. Es war Faris deutlich anzumerken, dass er es müde war, ein ums andere Mal dieselbe Geschichte zu erzählen. Storm erkundigte sich erneut nach dem Treffen mit Mullah Udeen , und Faris erklärte ein weiteres Mal, dass sie einen Großteil der Nacht damit verbracht hatten, in der Umkleide auf ihn zu warten.
Während der gesamten Vernehmung hörte Katrine schweigend zu. Faris verunsicherte dies offenbar, und er drehte sich schließlich zu ihr um. » Du sagst ja gar nichts.«
Sie warf ihm einen kühlen Blick zu, was ihn provozierte. » Du verhältst dich so still, wie es eine gute muslimische Frau tun soll. Wie schön, dass du etwas gelernt hast.«
» Sprichst du etwa von deiner eigenen Frau?«, fragte Katrine. » Entschuldigung, ich meine natürlich Exfrau.«
Faris’ Augen blitzten. » Wir sind nicht geschieden.«
» Ihr wohnt doch nicht mehr zusammen. Das habt ihr nicht getan, seit sie einen anderen gefunden hat.«
Faris’ sprang so heftig auf, dass er dabei den Stuhl umwarf.
» Ich habe sie rausgeworfen, weil sie sich gotteslästerlich gegen den Propheten geäußert hat.«
» Wenn du dich nicht hinsetzt, werde ich dafür sorgen, dass du an den Stuhl gekettet wirst, und glaub mir, ich habe noch sehr viele Fragen an dich«, sagte Katrine.
Faris murmelte ein paar arabische Flüche, während er den Stuhl aufrichtete und sich hinsetzte.
» Die skandinavische Zelle? Die Schneeleoparden? Sind das die Namen, die ihr euch gegeben habt? Und du behauptest, dass du der Anführer bist?«
Er warf ihr einen arroganten Blick zu. » Ich bin der Anführer.«
Sie schüttelte den Kopf. » Ich bin mir da nicht so sicher. Ich glaube eher, dass Hamza euer Anführer war und dass auch die Idee zu dem Anschlag von ihm kam. Er war es, der Kontakt zu Mullah Udeen aufgenommen hat, und er hat auch das Material für die Bombe besorgt.«
» Das ist nicht wahr …«
» Er war es doch auch, der dem Mullah geschrieben hat. Schließlich weiß er, wie ein Computer funktioniert und wie man Nachrichten verschlüsselt. Dass du davon keine Ahnung hast, konnten wir sehen, während wir deine Wohnung überwacht haben. Du kannst dir nur Pornos im Internet angucken, auch wenn die bei dir nicht viel in Bewegung setzen können.« Sie blickte ihm zwischen die Beine.
Faris’ Hände krampften sich um die Tischplatte. Sein Gesicht war kupferrot angelaufen.
» Es war Hamza, der zusammen mit Jamaal das Feuer eröffnet hat. Selbst der kleine Mustafa hat Widerstand geleistet. Und was hast du gemacht? Bist wie eine Ratte in den Keller geflüchtet.«
» Sei ruhig!«, rief Faris, dem der Speichel aus dem Mund flog. » Halt dein verdammtes Maul!«
» Warum erzählst du uns nicht einfach die Wahrheit, Faris? Typen wie dich habe ich in meinem Leben oft genug kennengelernt. Typen, die sich immer hinter anderen Leuten verstecken. Die nichts anderes können, als Befehle entgegenzunehmen. Ihr seid nicht für das Bombenattentat am Kongens Nytorv
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