Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
verantwortlich.«
» Doch, das sind wir.«
» Unsinn. Badr Udeen hat euch gesagt, dass ihr die Verantwortung dafür übernehmen sollt.«
» Niemand hat uns gebeten, die Verantwortung zu übernehmen.«
» Komm schon, Faris. Du hast mit deinen kleinen Jungs doch nur Flugblätter verteilt. Mehr habt ihr nicht zustande gekriegt. Es waren Hamza, Jamaal und Mustafa, die unbedingt auch so ein Attentat verüben wollten, nachdem der Anschlag am Kongens Nytorv stattgefunden hatte.«
» Das ist nicht wahr.«
» Und ob das wahr ist. Warum warst du eigentlich dabei? Und warum waren all die Jungs in deinem Haus? Das verstehe ich nicht.« Sie kniff die Augen zusammen. » Deine Frau fickt einen anderen, und sobald sie aus der Tür ist, holst du dir eine Horde von kleinen Jungs ins Haus. Kleine Jungs, mit denen du dir Pornofilme anguckst.«
» Ich … ich …«
» Ich … ich … ich …«, äffte sie ihn nach. » Ich bin mir sicher, dass wir dich auch noch wegen Pädophilie drankriegen.« Sie schaute zu Storm hinüber. » Wie lautet die Formulierung? Nichtkoitaler Missbrauch von Minderjährigen?«
Storm nickte. » Ja, so lautet die Formulierung.«
Katrine schaute zu Faris zurück. » Na, da werden sich deine Knastkollegen aber freuen, wenn sie das erfahren.«
Faris warf sich über den Tisch. Katrine zuckte zurück und entging nur um Haaresbreite seinem Faustschlag. Im nächsten Augenblick stürmten drei Beamte zur Tür herein und warfen Faris zu Boden. Dann legten sie ihm Handschellen an.
Katrine stand auf und schaute auf ihn hinunter. » Ich denke, für heute sind wir fertig.«
» Na großartig, Katrine«, sagte Tom spöttisch, als sie sich auf dem Gang begegneten.
Katrine ignorierte ihn.
» Ich verstehe nicht, wozu das gut sein soll«, sagte Storm und schüttelte den Kopf. Er war sichtlich enttäuscht. » Warum haben Sie ihn so gedemütigt? Wir sind hier doch nicht in Abu Ghraib.«
» Tut mir leid, wenn der Ton etwas zu persönlich wurde. Aber Faris ist nicht derjenige, aus dem Sie die Wahrheit herauskriegen.«
» Und woher wissen wir das?«, fragte Tom.
» Nicht wir, Tom, denn du weißt wie üblich überhaupt nichts. Aber Faris wird hundertprozentig bei der Geschichte bleiben, die er uns schon hundertmal erzählt hat.«
» Warum?«, fragte Storm.
» Das Einzige, das Faris geblieben ist, ist der Respekt, der ihm in islamistischen Kreisen entgegengebracht wird, weil er den Terrorangriff am Kongens Nytorv gestanden hat. Und diesen Respekt will er bis zum Ende seines lächerlichen Lebens auskosten, das er größtenteils im Gefängnis verbringen wird. Im Augenblick ist er ein Held und bekommt all die Achtung und Bewunderung, nach der er sein Leben lang gelechzt hat. Warum sollte er riskieren, das sich das ändert? Ihr habt doch seine Reaktion gesehen, als ich gedroht habe, ihm diesen Respekt zu entziehen.«
» Was schlagen Sie vor?«
» Dass wir Faris vergessen. Und Jamaal ebenfalls, der ist aus demselben Holz geschnitzt.«
» Mustafa?«
Sie nickte. » Aber ich würde gerne mit ihm allein reden.«
Storm zögerte und sah sie beunruhigt an. » Sind Sie wirklich sicher, dass das eine gute Idee ist?«
Mustafa flezte mit dem Rücken zur Tür über dem Tisch. Er trug einen weißen Qamis und summte die Hymne der Märtyrer, wie er es auch getan hatte, als sie ihn am Bildschirm in Faris’ Wohnzimmer beobachtet hatten. Sie ging um ihn herum und setzte sich ihm gegenüber. Träge schaute er zu ihr auf, verstummte und lehnte sich zurück. Dann wandte er den Kopf, um zu sehen, ob sie allein waren.
» Wo … wo sind die Beamten?«
» Nur ich bin hier, Mustafa.«
Sie beugte sich über den Tisch, worauf Mustafa mit seinem Stuhl nach hinten rückte.
» Ich … ich weiß genau, wer Sie sind. Ich habe über Sie … in der Zeitung gelesen. Sie haben auch Faris angegriffen … im Park.«
Er blickte prüfend zur Überwachungskamera hinauf, die an der Decke befestigt war. » Ich möchte jetzt in meine Zelle zurückkehren. Sofort!«, rief er.
» Ganz ruhig, Mustafa. Es hört dich sowieso niemand«, log sie.
Er sprang auf und lief zur Tür. » Ich will in meine Zelle zurück!« Er hämmerte mit der Faust gegen die Metallplatte.
Katrine lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte die Arme. » Je eher du begreifst, dass ich die Einzige bin, mit der du reden kannst, umso besser. Niemand wird kommen, um dich zu retten, Mustafa. Dazu ist es schon lange zu spät.«
Mustafa schlug weiter gegen die Tür, bis ihm schließlich die
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