Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman
Fluss zu begleiten, wo in der Mitte ein gestreifter Messstab steht. Sie müssen nachsehen, bis zu welcher Markierung das Eis reicht, das dann aufschreiben und mir berichten.“
Der Auftrag war verständlich und Dobrynin hatte keine weiteren Fragen.
„Dann breche ich also gleich auf?!“, wandte er sich fragend an Kriwizkij.
„In Ordnung“, antwortete Kriwizkij. „Warten Sie nur noch eine Minute!“ Und er ging zur Wand, dorthin, wo das Bild des Zeitung lesenden Iljitsch hing, und machte mit der Faust ein Klopfzeichen.
Einen Augenblick später trat ein kleiner, untersetzter Mann in einer braunen Lederjacke und einer dicken, wattierten Hose ins Zimmer.
„Darf ich vorstellen, das ist unser Funker Wasja Poltoranin!“, sagte Kriwizkij. Dobrynin und der Funker schüttelten einander die Hand und machten sich miteinander bekannt.
„Zeig ihm, wo der Fluss ist. Er wird die Stärke des Eises prüfen!“, befahl der Vorsitzende Poltoranin.
Dieser nickte.
Dobrynin verabschiedete sich von Kriwizkij, warf seinen Sack über die Schulter und folgte dem Funker nach draußen. Seine Hände froren in den Taschen seines Pelzes. Die Luft war offenbar kälter geworden, obwohl seine Gesichtshaut nicht mehr so spannte wie unmittelbar nach seiner Ankunft.
Sie gingen schweigend dahin. Der Funker Poltoranin sah vor sich auf den Boden und hob nur manchmal den Kopf, um zu schauen, ob sie noch auf dem richtigen Weg waren.
„Es wird wohl kälter?“, begann der Volkskontrolleur als Erster zu sprechen, da er das unangenehme Schweigen nicht ertrug.
„Ja!“, nickte Poltoranin. „Man kann gar nicht mehr richtig ausspucken!“
„Wie spuckt man richtig?“, fragte Dobrynin verständnislos nach.
„Na wie schon?! Wenn man richtig spuckt, dann geht das so: Die Spucke fliegt aus dem Mund und landet auf einem Gegenstand oder auf der Erde, aber hier, vor allem bei einer solchen Kälte, wenn du da Lust bekommst zu spucken, die Spucke sammelst und ausspuckst, dann fliegt schon ein Stück Eis aus deinem Mund! So ist das.“
Dieser Gedanke interessierte Dobrynin. Er selbst hatte hier noch kein einziges Mal ausgespuckt, da er seinen Mund die ganze Zeit geschlossen hielt. Ihm war im Freien zu kalt, um ihn zu öffnen, da die frostige Luft sofort durch den Mund eindrang und den Körper von innen her zum Frieren brachte. Aber jetzt, da er die Worte des Funkers gehört hatte, entschloss sich Dobrynin zu einem Versuch. Aber kaum hatte er im Mund etwas Speichel gesammelt, kalte Luft in seine Lungen gesogen und seinen Mund geöffnet, als die Spucke schon gefror und sich in ein Stückchen Eis verwandelte, das der Volkskontrolleur nur noch mit der Zunge hinausstoßen konnte.
„Jaaa“, entfuhr es ihm, als er begriff, dass man im Norden nicht einmal normal spucken konnte.
„Hier ist schon der Fluss!“ Der Funker wies mit der Hand nach vorne.
„Wo?“, fragte Dobrynin nach, da er nur die immer gleiche schneeweiße Oberfläche vor sich sah.
„Sofort!“, sagte der Funker und nachdem sie noch etwa zehn Schritte gegangen waren, blieb er stehen und fuhr mit dem Stiefel über die Oberfläche, um den Schnee wegzuwischen.
Unter dem Schnee kam Eis zum Vorschein, das ziemlich durchsichtig war. Durch das Eis konnte man einen guten Meter nach unten sehen.
„Und der Stab?“, fragte Dobrynin. „Zum Messen?“
Mit den Augen suchte Poltoranin den erwähnten Messstab, fand ihn und zeigte ihn dem Volkskontrolleur. Bis zum Messstab waren es noch etwa vierzig Schritte.
„Ich muss zurück!“, sagte der Funker. „Ein dringender Auftrag, ich muss mit Jakutsk Verbindung aufnehmen!“
„Na dann geh“, nickte Dobrynin. „Ich schaffe das allein, auch der Rückweg ist kein Problem, ich habe mir den Weg gemerkt.“
„Alles Gute!“, sagte Poltoranin und stapfte zurück in die Stadt Chulajba.
Ohne Hast stapfte Dobrynin los in Richtung des vor ihm sichtbar gewordenen rot-weißen Messstabs. Im Gehen dachte er darüber nach, dass er nun endlich dem Vaterland nützlich zu werden und seine Verpflichtungen zu erfüllen begann. Und er stellte sich einen Kulturpalast vor, der wie echtes Glas glänzen und sich über die übrigen Gebäude der Stadt Chulajba erheben würde und dessen eisige Schönheit die Blicke der großen und kleinen Völker dieses kalten, geheimnisvollen Gebietes auf sich ziehen würde. Und all diese Völker, die in den Palast Zutritt hatten, würden leicht in ihm Platz finden und sich dort wohlfühlen wie in einer einträchtigen Familie, und im
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