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Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Titel: Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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angehörten.
    Und Dobrynin begriff, dass Kriwizkij eben einer dieser Feinde war, über die oft in der Zeitung geschrieben wurde und die unter dem Deckmantel der Parteimitgliedschaft ihre dunklen Machenschaften ausübten. In Hinblick auf Kriwizkij war Dobrynin alles klar, aber zugleich tauchten viele Fragen auf: Wer wusste von dem Vorfall, warum hatte der Komsomolze Zybulnik dem Volkskontrolleur nichts gesagt, warum hatte der Funker Wasja Poltoranin, der Dobrynin zum Fluss geführt hatte, ihn nicht vor der Lebensgefahr gewarnt? Hatte er es denn etwa nicht gewusst?
    Der Volkskontrolleur seufzte tief. War das Leben wirklich so grausam?
    „Das Essen ist fertig“, sagte Waplach und berührte mit dem Finger die Wand des Kessels, der auf dem Ofen stand.
    Dobrynin sah den Urku-Jemzen an. Pawel war die Lust zu essen vergangen, aber er wollte seinen Retter auf keinen Fall kränken.
    „Etwas später“, sagte er und wieder versank er in Gedanken.
    „Der Russe Kriwizkij ist ein böser Mensch“, nickte Waplach, als ob er die Gedanken des Volkskontrolleurs gelesen hätte und ihnen laut zustimmen wollte.
    „Weißt du was, Waplach“, sagte Dobrynin. „Nenn ihn bitte keinen Russen. Was ist er denn für ein Russe?! Er hat ja das Gesicht einer Frau.“
    „In Ordnung“, war der Urku-Jemze einverstanden. „Und wie soll man ihn dann nennen?“
    „Nenn ihn einfach Kriwizkij, obwohl er natürlich ein Dreckskerl ist. Und er muss hart bestraft werden für alles, was er getan hat.“
    Der Gedanke an Bestrafung gefiel Dobrynin und er fuhr fort, sich eine solche auszumalen, aber sein Respekt vor Ordnung bremste ihn ein, schließlich wusste er, dass man nur von einem Richter oder einem Menschen bestraft werden konnte, der dafür eine besondere Genehmigung hatte. Dobrynin selbst jedoch verfügte nur über eine Bewilligung zur Überprüfung und Kontrolle, das bedeutete, dass er nichts tun konnte, was nicht in dieser Vollmacht stand. Diese Gedanken stimmten den Volkskontrolleur traurig.
    „Möchte der Russe Dobrynin vielleicht Tarasun trinken?!“, schlug Waplach vor, als er Pawels finsteres Gesicht sah.
    „Hör zu“, stieß Dobrynin hervor. „Sag nicht Russe zu mir!“
    „Aber warum, ist Dobrynin kein Russe?“
    „Doch, ich bin Russe, aber nenn mich einfach Pawel. Du bist Waplach, ich bin Pawel. Verstanden?“
    „Ja“, nickte der Urku-Jemze. „Und möchte Pawel Tarasun?“
    „Nein“, erwiderte Dobrynin scharf. „Wir müssen etwas tun anstatt Wodka zu trinken! Wir müssen den Verbrecher bestrafen, aber hier gibt es ja gar keinen Richter oder etwas Ähnliches. Und ich selbst, verstehst du, Waplach, habe nicht das Recht ihn zu bestrafen …“
    „Abunajka ist ein kluger Mann, wir müssen mit ihm sprechen!“, schlug der Urku-Jemze vor.
    „Dein Abunajka ist der Stellvertreter von Kriwizkij!“
    „Das macht nichts!“, lächelte Waplach. „Dafür ist er klug! Ich gehe zu ihm und bringe ihn her. Pawel kann inzwischen etwas essen!“
    Der Urku-Jemze ging los und ließ Dobrynin in dem kleinen behaglichen Zelt allein. Die trockenen Flechten prasselten im Ofen; Pawel wurde warm und er knöpfte sogar seinen Rentierpelz auf, den er wegen des rauen Klimas schon lange nicht mehr abgelegt hatte. Dann beugte er sich über die gelbe Aktentasche und öffnete sie. Die Papierblätter darin waren feucht, aber der Volkskontrolleur fühlte mit den Fingern, dass man sie nun schon voneinander lösen konnte, und so zog er das ganze Päckchen heraus, setzte sich auf den Boden neben den Ofen und legte es auf seine Knie. Vorsichtig löste er das oberste Blatt, rückte näher an das Feuerloch des Ofens und versuchte im rötlichen Schein der schwelenden Flechten zu lesen, was auf dem Blatt geschrieben stand. Aber so sehr er seine Augen auch anstrengte, er konnte nichts erkennen, denn die Tinte auf dem aufgeweichten Papier war zerronnen und nur einzelne Wortteile ließen sich unterscheiden, die aber keinen Sinn ergaben. Für alle Fälle legte Dobrynin das erste Blatt auf den Boden neben den Ofen in der Annahme, dass es, wenn es erst ganz trocken war, vielleicht doch besser zu entziffern sein werde. Er nahm das nächste Blatt zur Hand und hob es an das schwache Licht des Ofens.
    „Durch die Worte des einheimischen Bewohners Barulaj“, las Dobrynin den gut erhaltenen Text, der mit einem Kopierstift geschrieben war, „erfuhr ich vom bestialischen Mord an Schenderowitsch, Parteimitglied der SDAPR , abgesandt zur Einführung der Sowjetmacht in der

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