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Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Titel: Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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Zukunft wurde ein Bevölkerungszuwachs im Neuen Gelobten Land erwartet: Drei Frauen, alle noch jung, trugen dicke Schwangerschaftsbäuche vor sich her, und nur von einer wusste man, dass sie sozusagen die Frau des buckligen Buchhalters war. Aber wessen Frauen die anderen waren, wusste niemand.
    Archipka-Stepan sonderte sich von den allgemeinen Tätigkeiten ab. Tagsüber schlief er, nachts aber saß er im Gras, in eine Decke gewickelt, die Trofim ihm geschenkt hatte, der sie zuvor bei einem Bauern der nahen Kolchose gegen zwei Paar Stiefel eingetauscht hatte. So saß er im Gras, blickte immerzu in den Himmel und suchte in Gedanken versunken nach verschiedenen Sternen.
    Einmal kam der Oberdeserteur zu ihm, mit dem gemeinsam er den Weg ins Neue Gelobte Land angetreten hatte. Er fragte ihn, ob er nicht noch einen weiteren wegweisenden Stern kennen würde. Archipka-Stepan zeigte ihm einen kleinen, unscheinbaren Stern. In derselben Nacht ging der Oberdeserteur für immer fort, da er im Neuen Gelobten Land sein Glück nicht gefunden hatte.
    So verging die Zeit und allmählich wurde es Spätherbst. Viele Bauern begannen bereits über die bevorstehende Ernte nachzudenken, und um sie einzufahren und in die von den Bauarbeitern errichteten Speicher zu bringen, hatten die Bauern mit den benachbarten Kolchosbauern vereinbart, dass diese ihnen nachts mit ihren Traktoren zu Hilfe kommen würden.
    So floss also das Leben der Bewohner des Neuen Gelobten Landes dahin, und wenn es auch nicht immer gerecht und vollkommen glücklich war, so war es doch einfach und für jedermann verständlich.

    **** russisches Dampfbad

Kapitel 27
    Der Propeller des schmutziggrünen Bombenflugzeugs sang laut sein sinnloses Lied. Das Lied ließ die Maschine erbeben und mit ihr bebte auch alles, was sich in ihr befand, so auch der Pilot, der das Steuer mit sicherer Hand lenkte, und der Volkskontrolleur, der hinter ihm am Seitenfenster saß. Der mächtige Gesang ließ sogar Dobrynins Reisesack, der seine Axt und die Beweise für Kriwizkijs Verbrechen enthielt, mit einem dumpfen Klappern über den eisernen Fußboden wandern. Das aber störte Dobrynin nicht. Den zweiten Flug empfand der Volkskontrolleur bereits als etwas völlig Normales und Alltägliches, wie das Lesen eines guten Buches oder die Nahrungsaufnahme. Und daher war Pawel Aleksandrowitsch Dobrynin mehr mit seinen Gedanken beschäftigt als mit dem Flug.
    Er dachte an die toten Kontrolleure, deren Körper sich noch immer im Eis des Flusses Omola befanden, er dachte an die guten Soldaten, die stets bereit waren, ihm zu helfen, und natürlich an seinen Retter – das Ein-Mann-Volk Dmitrij Waplachow. Es verwunderte Dobrynin, dass ein so einfacher, aber ehrlicher Mensch wie er selbst es geschafft hatte, an einem fremden Ort mit fremdem Klima eine gerechte Ordnung herzustellen. Zwar war er überzeugt davon, dass die von ihm geschaffene Gerechtigkeit bei weitem nicht vollkommen war, aber die Tatsache, dass es trotzdem Gerechtigkeit gab, freute ihn von Herzen.
    Der Feind ist hinterhältig, dachte er, und zu allem bereit! Dieser Gedanke bestärkte während des Fluges das Bewusstsein des Volkskontrolleurs und er begann zu begreifen, welch ein schweres Leben vor ihm lag, besonders wenn es vom Anfang bis zum Ende dem Dienst an seinem großen Vaterland gewidmet sein würde.
    Und während er über Dinge nachdachte, die nichts mit dem Flug zu tun hatten, sah Dobrynin aus dem Fenster, um einen Blick auf das heimatliche Sowjetland zu erhaschen.
    Das Flugzeug flog über das Leben hinweg: über die Natur, die als Flecken von Wäldern und Quadrate von Feldern in die grenzenlose Weite hingestreut und von den Wasserbändern der Flüsse und den spiegelglatten Seen durchzogen war; über Städte, über Baustellen und über Straßen. Und Dobrynin hatte Gefallen daran, hinunterzuschauen und seinen Blick über die farbenprächtige Erdoberfläche gleiten zu lassen, ohne dabei den Kopf zu bewegen. In seinem Inneren brannte ein Gefühl, das so stark war wie ein Panzerwagen, ein Gefühl, das imstande war, nicht nur seinem Geist, sondern auch seinem Körper einen Befehl zu erteilen. Dieses Gefühl brachte ihm ein völlig neues Verständnis vom Sinn seines Lebens. Unten, dort, wohin das schmutziggrüne Bombenflugzeug flog, fuhr ein ungewöhnlicher Zug, der von zwei aneinandergekoppelten Lokomotiven gezogen wurde. Der Zug bestand aus grellroten, großen Tankwaggons, und es waren so viele, dass man sie gar nicht auf einmal zählen

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