Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman
denke, wir werden damit Erfolg haben!“
Ein Leutnant, der klein und sehr dünn war, betrat das Zimmer und hielt eine zusammengerollte Karte in der Hand. Er rollte die Karte auf dem Tisch aus und beschwerte sie am Rand mit gewichtigen Bänden, die Dienstvorschriften enthielten.
„Kannst du Karten lesen?“, fragte Iwaschtschukin den Urku-Jemzen.
„Nein“, gab Dmitrij zu.
„Egal, schau her!“ Der Oberst tippte mit dem Finger auf einen roten Punkt inmitten einer grünen Fläche. „Hier ist eine Bärenhöhle markiert, und hier“, er presste den Zeigefinger der linken Hand auf einen zweiten roten Punkt, „noch eine. Wenn wir in einer halben Stunde mit dem Panzer losfahren, dann werden wir in drei Stunden bei der Höhle sein, die näher liegt. Ist das korrekt, Genosse Leutnant?“
„Jawohl!“, brüllte der Dünne.
„Ausgezeichnet“, fuhr Iwaschtschukin, plötzlich nachdenklich geworden und etwas sanfter, fort. „Hast du auch befohlen, drei Knallkörper mitzunehmen?“
„Jawohl, Genosse Oberst!“, antwortete der Leutnant und spannte dabei seinen Körper wie eine Feder.
„Nun gut! Das heißt also, wir haben drei Knallkörper, und sobald wir auf Schussdistanz herangekommen sind, schicken wir einen Soldaten mit den Knallkörpern in Richtung Höhle. Und was bewirken die?“ Der Oberst sah den Urku-Jemzen scharf an.
„Ich weiß es nicht“, murmelte Dmitrij verwirrt.
„Also, verstehst du unsere Taktik im Großen und Ganzen?“, fragte Iwaschtschukin.
„Im Großen und Ganzen ja.“ Der Urku-Jemze nickte wenig überzeugt.
„Dann los!“, kommandierte der Kommandant.
Die beiden Offiziere und Dmitrij Waplachow verließen das Stabshaus. Direkt gegenüber stand der Panzer, an dem sich drei Soldaten zu schaffen machten. Sie befestigten ein eisernes Gitter zwischen den Kraftstoffbehältern.
„Aufgesessen!“, rief ihnen der Oberst fröhlich zu.
Die Soldaten wie auch alle Übrigen bestiegen die Kampfmaschine. Wieder hielt der Leutnant die zusammengerollte Karte in der Hand, und nachdem der Oberst mit strengem Blick die Ordnung im Inneren überprüft hatte, rief er einem der Soldaten zu:
„Soldat Sablin, wie viele Granaten haben Sie erhalten?“
„Zwei Granaten, Genosse Oberst!“, rief der Soldat und seine Stimme klang dumpf im Metallgehäuse des Panzers.
„Und warum so wenige?!“, wunderte sich Iwaschtschukin.
„Fähnrich Nogtew hat mir nicht mehr gegeben, er sagte, dass in der Einheit nur mehr drei Granaten übrig seien“, berichtete der Soldat. „Er sagte, dass er die Einheit nicht ohne Munition zurücklassen dürfe.“
„Geizhals!“, äußerte der Oberst kurz und bündig seine Meinung dazu und befahl loszufahren.
Der Motor des Panzers heulte auf, brummte und bebte, und eine grüne Munitionskiste wanderte langsam über den Boden aus Eisen.
Sie fuhren lange, blieben von Zeit zu Zeit stehen und warfen einen Blick auf die Karte mit den militärischen Zeichen. Beim letzten Halt endlich wurde der Soldat Sablin auf Erkundung hinausgeschickt. Er kehrte mit guten Neuigkeiten zurück.
„Genosse Oberst!“, berichtete er. „Habe die Höhle gesichtet, der Feind schläft!“
„Ausgezeichnet!“, lobte der Kommandant gut gelaunt. „ Soldat Sablin, ich befehle dir, den Knallkörper zu nehmen und den Feind aufzuwecken. Und dann entfernst du dich sofort auf fünfzehn Meter und gehst in Deckung! Klar?“
„Jawohl, Genosse Oberst!“
„Und du, Unteroffizier Warnabin, führst eine vorläufige Zieleinstellung durch, sodass die Granate fünf Meter vor dem festgelegten Ziel einschlägt, und sobald der aufgeschreckte Feind aus seiner Deckung kommt, schießt du. Klar?“
„Jawohl, Genosse Oberst.“
„Die Operation beginnt jetzt!“, ertönte Iwaschtschukins laute Bassstimme und sogleich begann eine unglaubliche Hektik, die den Urku-Jemzen, der das Militärleben nicht gewohnt war, ganz und gar überrumpelte. Der Soldat Sablin ergriff den Knallkörper und stieg aus dem Panzer, der Unteroffizier begann, an irgendwelchen Hebeln zu drehen, und beugte sich immer wieder zu dem schmalen Sehschlitz hinunter. Der Leutnant breitete die Karte auf dem Boden aus und studierte sie, wobei er sie mit beiden Händen niederhielt. Der Oberst beugte seinen Kopf ebenfalls über die Karte, und da stürzte plötzlich der Unteroffizier, der die Hebel fertig eingestellt hatte, zum Munitionskasten und warf da^bei den in der Hocke sitzenden Leutnant um. Der Leutnant rückte schweigend zur Seite, bedachte den
Weitere Kostenlose Bücher