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Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Titel: Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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Dobrynins Ohren. Durch diese Explosion verlor er für einen Augenblick die Besinnung, und als er wieder zu sich kam, brauchte er fünf Minuten, um zu verstehen, wo er sich befand.
    „Also?“, fragte Woltschanow, der sich über den Volkskontrolleur beugte.
    Dobrynin strengte sich an, und irgendwoher aus den Tiefen seines Gedächtnisses stiegen deutlichere Teile von Gesprächen auf, die er geführt hatte.
    „Und nimm mir von dort Birkenholz mit – ein Geschenk von meinem Freund im Kreml …“, sagte der Volkskontrolleur mit mechanischer Stimme.
    „Ah!“, schrie der Oberleutnant erfreut auf. „Wer? Wer hat das gesagt?“
    Dobrynin tauchte tiefer und tiefer in sein Gedächtnis ein, das wie kochendes Wasser seinen ganzen Körper verbrühte. Wie ein Seil aus einem Brunnen zog Pawel Aleksandrowitsch die bereits bekannten Worte über das Birkenholz und den Kremlfreund aus dem Gedächtnis, und er musste die Worte noch einmal wiederholen, aber schließlich ertönte in seinem Ohr die Stimme, die diese Worte ursprünglich gesagt hatte, und diese Stimme konnte nur einem einzigen Menschen gehören.
    „Kriwizkij! Kriwizkij hat das gesagt!“, rief Dobrynin aus.
    „Ausgezeichnet!“ Woltschanow strahlte nur so vor gesundem, sportlichem Eifer. Er trat näher und klopfte dem Volkskontrolleur kameradschaftlich auf die Schulter. Dann fragte er:
    „Möchtest du es noch weiter versuchen?“
    Dobrynin nickte entschlossen. Was war schon dieser Schmerz, wenn er ihm doch dazu verhalf, sich tatsächlich an so viel Nützliches und Notwendiges zu erinnern!
    Wieder schoss der unsichtbare Pfeil durch seinen Körper, aber dieses Mal war der Schmerz schwächer. Vielleicht begann sich der Volkskontrolleur daran zu gewöhnen, wie an etwas Unausweichliches, aber Sinnvolles.
    „Abunaj-gin urke bimi nelesken niwren!“, sprach Dobrynin, nachdem er in sein Gedächtnis eingetaucht war.
    „Und wer hat das gesagt?!“, fragte Woltschanow nun etwas zurückhaltender.
    So sehr Dobrynin auch versuchte, sich zu erinnern, er konnte es nicht sagen.
    „Und was heißt das?“, fragte der Oberleutnant.
    Auch auf diese Frage vermochte der Volkskontrolleur nicht zu antworten und er wurde deshalb traurig.
    Als Woltschanow Dobrynins Stimmung bemerkte, bekümmerte ihn das sehr. Der Oberleutnant mochte es nicht, wenn Menschen traurig waren.
    „Das macht doch nichts“, versuchte er den Volkskontrolleur aufzumuntern. „An das Wichtigste hast du dich erinnert! Jetzt können wir ohne Probleme seinen Komplizen im Kreml ausforschen! Wir müssen nur überprüfen, wer Birkenholz bestellt hat!“
    Aber nicht einmal das konnte dem Volkskontrolleur ein zufriedenes Lächeln entlocken.
    „Wenn du willst, dann zeige ich dir einen Trick!“, schlug der Oberleutnant vor. „Nun, genauer gesagt ist es weniger ein Trick als eine wissenschaftliche Erkenntnis. Dank dieses Mechanismus kannst du dich an etwas erinnern, das du vorher gar nicht gewusst hast!“
    „Wie geht das?“, starrte Dobrynin Woltschanow verwirrt an.
    „Es ist beinahe die gleiche Prozedur. Möchtest du es versuchen?“
    „Ja!“
    Der Oberleutnant ging zum Apparat und berührte wieder die Kurbel.
    „Hier die Frage: Wie viele Panzer befinden sich am Standort der militärischen Einheit Nr. 6432-D in der Siedlung Sosnowka im Bezirk Ust-Ilnizkij? Ich starte den Mechanismus!“
    Wieder fuhr der unsichtbare, spitze Pfeil durch den Körper des Volkskontrolleurs, aber auch jetzt kam er Dobrynin wieder schwächer vor. Er ertrug ihn, ohne das Bewusstsein zu verlieren, und unmittelbar darauf leuchtete als Ergebnis eines geheimnisvollen Arbeitsprozesses des Gehirns in seinem Kopf die Zahl „2“ auf.
    „Zwei!“, sagte Pawel Aleksandrowitsch überzeugt.
    „Richtig!“, freute sich der Oberleutnant. „Möchtest du vielleicht mich irgendetwas fragen?“
    Dobrynin war einverstanden. Woltschanow und er tauschten Plätze. Der Oberleutnant erklärte dem Volkskontrolleur, welche Kurbel er drehen musste. Und Dobrynin überlegte sich eine Frage.
    „Gleich kommt meine Frage!“, warnte der Volkskontrolleur Woltschanow vor. „Wie heißt mein Hund?“ Und er drehte die Kurbel am Apparat.
    Den Oberleutnant hob es ein wenig vom Stuhl. Er landete ziemlich unsanft und zertrümmerte mit seinem Hinterteil die Armlehne. Er beruhigte sich aber schnell wieder, kniff die Augen zusammen, erinnerte sich an etwas, das er nicht wissen konnte, und stieß im selben Atemzug hervor:
    „Dmitrij!“
    „Richtig!“, bestätigte Dobrynin

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