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Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Titel: Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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Petroleumkocher, füllten den Kochtopf wie zuvor mit Schnee und stellten ihn wieder zum Ofen, um für das Pferd Wasser zu wärmen.
    So begann das Warten auf das Ende des Schneesturmes.
    Vor dem Fenster heulte und tobte die unkontrollierbare Naturgewalt des Nordens und erschütterte die Wände, während im Inneren des Hauses in gewöhnlicher Weise Menschen lebten, die mit Schwierigkeiten vertrauten waren, Essen zubereiteten und Wasser für das Pferd Grigorij wärmten, das das Wasser nicht verschmähte, aber trotzdem heiser atmete und schnaubte.
    Die Gegenwart des Pferdes veränderte den Geruch in der Unterkunft, aber alle drei Bewohner verhielten sich gelassen und ohne Aufregung, sie kehrten nur von Zeit zu Zeit die Pferdeäpfel in die hinterste Ecke des Hauses. Sie tranken Tee, spielten Domino und unterhielten sich über Verschiedenes.
    So vergingen drei Tage, und die Langeweile begann Dobrynin zu überwältigen, was er freilich nicht zugab. Wie gewohnt, tranken sie seit dem Morgen Tee, saßen am Tisch neben dem Fenster, mischten die Dominosteine und begannen zu spielen. Das Licht der Petroleumlampe war nicht hell, aber es spiegelte sich im dunklen Fenster und verstärkte sich dadurch und das gefiel Pawel.
    „Wer hat den Doppel-Einser?“ Er stellte die Frage, die in den vergangenen drei Tagen sicherlich schon dreißig Mal oder öfter ausgesprochen worden war.
    Fjodor legte den entsprechenden Doppelstein auf den Tisch.
    Das Spiel verlief gewissermaßen mit allzu großem Ernst, ohne die übliche Leidenschaft in hitzigen Wortgefechten, ohne zu scherzen und die Steine auf den Tisch zu donnern. Das Spiel lief so sachlich ab, als ob die drei mit einer ernsthaften Arbeit beschäftigt wären. Und das Gespräch, das am Tisch geführt wurde, betraf das Spiel nicht im Geringsten.
    „Ich bin hier schließlich die meiste Zeit allein“, sagte Fjodor. „Na, wenn hier Sommer ist, also nicht allzu kalt, dann bin ich immer draußen, schau die Sonne an, finde manchmal ein aufgetautes Stück Erde, und dort wächst immer irgendein Pflänzchen. Das schau ich dann an, und das ist so angenehm, dass einem davon ganz warm wird. Und wenn ich spazieren gehen möchte, dann geh ich zu Fuß zu diesem Militärlager. Ich stöbere herum und finde immer etwas Brauchbares, das ich hierherschleppe, damit sich der Spaziergang gelohnt hat. Einmal habe ich einen ovalen Block aus einer speziellen harten Paste zum Polieren glänzender Dinge gefunden, so heißt es jedenfalls in der Anleitung. Also habe ich etwa dreihundert Gramm abgeschlagen, hierhergebracht, und immer, wenn das Wetter nicht sehr schön ist, sitze ich hier am Tisch und poliere damit den Teekessel und die Gürtelschnalle.“
    Dobrynin warf einen Blick auf den Teekessel, der natürlich nicht umsonst so vornehm glänzte, was den Volkskontrolleur auch gewundert hatte, als er ihn zum ersten Mal sah.
    „Sechs-drei.“ Der Pilot legte einen Stein und schielte ebenfalls mit einem Auge auf den Teekessel. „Ich stelle ihn noch mal auf, ist noch etwas Tee da?“
    „Ja, es ist noch eine Menge Aufguss da“, antwortete Fjodor. „Schade, dass wir nichts zum Naschen haben … Ja, und von den Trockenkeksen ist auch nur mehr eine Dose übrig. Das Pferd hält es heute noch aus, und morgen hört vielleicht schon der Schneesturm auf, dann gehen wir gemeinsam zum Lager und nehmen so viel mit, dass ich damit ein halbes Jahr auskomme …“
    Pawel wollte sich schon für sein Pferd einsetzen, dann aber beschloss er, dass Fjodor recht hatte. Immerhin waren doch die Menschen das Wichtigste im Leben, das Pferd aber kam irgendwann an dritter Stelle nach dem Hund, der bekanntermaßen der beste Freund des Menschen war.
    Das Pferd schnaubte wieder, als ob es verstanden hätte, dass sie von ihm redeten. Aus seinem Schnauben war Unzufriedenheit herauszuhören.
    „Wie ist das, wohnen dort Menschen?“, fragte Dobrynin, ohne den Blick von seinen Steinen zu nehmen.
    „Wo?“, verstand Fjodor nicht.
    „Im Lager …“
    „Nein“, antwortete der Hausherr. „Dort wohnt niemand.“
    „Aber wird es denn nicht bewacht?!“ Aus Pawels Stimme sprach Verwunderung.
    „Ja, vor wem sollte es denn bewacht werden, wenn rundum nur ich allein wohne … Und wie viel kann ich von dort schon mitnehmen, wenn ich kein Geländefahrzeug und keinen Propellerschlitten habe?“ Fjodor schwieg einen Augenblick, legte zwei Doppelsteine zugleich an, einen Sechser und einen Dreier, und fuhr dann fort: „Früher gab es dort zwei Soldaten,

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