Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman
gibt. Außerdem scheint ein hungriges Pferd gefährlicher als ein hungriger Mensch zu sein.“
„Ist das Lager in der Nähe?“, fragte der Pilot, der sich schon wieder beruhigt hatte, und rückte seine Mütze zurecht, die er nicht einmal nachts abnahm.
„Drei Kilometer etwa, ganz nah … Ich habe einen Kompass, wir packen uns warm ein und in drei bis vier Stunden sind wir zurück.“
Dobrynin wurde nachdenklich. Bei so einem Sturm, selbst wenn er sich etwas beruhigte, mochte er nicht aus dem Haus gehen. Da sagte Fjodor, als hätte er seine Gedanken gehört:
„Nun, ich denke, Genosse Dobrynin sollte hier auf uns warten und ein Auge auf den Ofen haben.“
Pawel nickte zum Zeichen des Einverständnisses. Mit einer solchen Anweisung war er ganz zufrieden.
„Und wie sollen wir alles tragen?“, fragte der Pilot Fjodor.
„Wir müssen nichts tragen“, antwortete der Hausherr. „Ich habe einen Hundeschlitten, wir können ihn beladen und hierherziehen. Er lehnt an der Wand, gleich hinter der Tür.“
Darauf einigten sie sich dann auch. Sie tranken den Tee aus, von dem Pawel ein sehr unangenehmer, bitterer Geschmack im Mund zurückblieb, und sie sprachen noch eine Weile über etwas Belangloses. Dann zog der Pilot seine Armbanduhr auf und teilte seinen Gefährten die Uhrzeit mit – halb zwei. Es vergingen dann noch zwanzig Minuten, während sie diskutierten, ob es nun Nacht oder Tag sei. Sie beendeten den Streit, ohne zu einer Einigung gelangt zu sein, waren aber ziemlich müde und beschlossen deshalb, schlafen zu gehen.
Am nächsten „Morgen“ wachte Fjodor als Erster auf. Er weckte auch die anderen. Die Uhr des Piloten zeigte drei viertel zwölf, aber darüber stritten sie nun nicht mehr.
Draußen war es tatsächlich etwas ruhiger, und sogar die Schneeflocken, die sich an die Scheibe hefteten und gleich wieder vom Wind weggerissen wurden, waren gut sichtbar.
Die Abwesenheit von dem Lärm und Geheule ließ Fjodor aufleben, und er begann sich zu beeilen und wurde ganz zappelig, stellte den Teekessel auf und suchte sogleich seine Pelzstiefel – im Haus trug er hohe Filzstiefel ohne Überschuhe. Der Pilot machte sich schnell fertig, ganz militärisch, indem er über die ziemlich dicke Fliegerjacke den Rentierpelzmantel zog und alle Knöpfe sowie die Häkchen am Kragen zumachte, und noch den Offiziersgürtel umlegte, den er am Boden neben dem Funkgerät gefunden hatte.
Nachdem sie sich angezogen hatten, tranken sie den morgendlichen Tee, jetzt nicht mehr ganz so stark.
Pawel saß entspannt dabei und war stolz auf seine Gefährten. Wieder gab er jedem von ihnen und auch sich selbst eine Scheibe Zwieback – die Trockenkekse waren am Tag davor zu Ende gegangen. Nun knabberte er an seinem Zwieback, fast ohne ihn dazu in Tee einzutauchen, um die Essenszeit zu verlängern. Fjodor und Walerij Palytsch hatten es jedoch eilig. Sie beendeten ihr Frühstück, als Pawel noch einen halben Zwieback und eine halbe Tasse Tee vor sich hatte.
„Na dann, alles Gute“, wünschte ihnen Pawel und begleitete sie zur Tür. „Kommt bald wieder!“
Als sie den Metallriegel zur Seite schoben und die Tür aufstießen, ertönte von hinten ein Gepolter, und als er sich umdrehte, sah Dobrynin, wie sein Pferd Grigorij zum Sprung ansetzte. Der stallmüde Hengst wollte offensichtlich in die Freiheit ausbrechen. Dobrynin stürzte nach vorne, stieß mit seiner Brust mit dem Pferd zusammen, doch im Fallen gelang es ihm, Grigorij mit der rechten Hand am Zügel zu fassen und ihn zum Stehen zu bringen. Pawel kam sogleich wieder auf die Beine, versetzte dem Pferd im Zorn zwei Schläge und drängte es wieder an die gegenüberliegende Wand, wo es zuvor gestanden hatte. Das Pferd gehorchte widerwillig, schnaubte und drehte das Maul hin und her.
„Los, solange ich ihn halte!“, rief Pawel und drehte sich zu seinen Gefährten um, die an der Tür stehen geblieben waren.
Aber da riss sich das Pferd erneut los und Pawel konnte es gerade noch festhalten, indem er die Zügel zu den Knien heranzog. Fjodor schloss die Tür wieder.
„Los, wir überlisten ihn!“, schlug er vor. „Wir spielen Domino, bis er sich beruhigt hat, du könntest ihm ein oder zwei Zwiebackstücke geben … Und sobald er ruhig ist, schlüpfen wir hinaus!“
Sie setzten sich und spielten Domino. Pawel beschloss, Grigorij keinen Zwieback zu geben. Zum einen, weil er ungehorsam gewesen war, und zum anderen betrachtete er Zwieback nicht als Pferdenahrung, umso mehr, als
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