Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman
aber sie sind erfroren.“
„Und warum?“, fragte Walerij Palytsch, nachdem er seinen Zug gemacht hatte.
„Wegen mangelhafter Zündhölzer, hieß es. Man hat sie direkt vor Beginn eines Schneesturms mit einem Geländewagen dorthingebracht, ihnen eine ganze Kiste mit Zündhölzern abgeworfen, aber es stimmte irgendetwas mit dem Schwefel nicht, sie rauchten, fingen aber nicht an zu brennen. So konnten sie also den Ofen nicht anheizen … Und die guten Zündhölzer lagen im verschlossenen Bestand des Lagers, aber die Schlüssel zu diesem Bestand hatte nur Oberst Baranin. Also sind sie erfroren, es stürmte genauso wie jetzt, vielleicht sogar noch stärker …“
In Gedanken bedauerte Pawel die unglücklichen Soldaten und kam zu dem Schluss, dass, wenn es in jener Zündhölzerfabrik Volkskontrolleure gegeben hätte, diese nicht zugelassen hätten, dass solche Zündhölzer ausgeliefert würden … So fand sich in Dobrynins Gedanken ein anschauliches Beispiel für einen unverschuldeten Tod aufgrund von Gewissenlosigkeit und dem Fehlen von Kontrolle. Er erinnerte sich auch daran, wie innig und respektvoll Genosse Kalinin über die Kontrolleure gesprochen hatte, und er wurde sich ein weiteres Mal seiner Verantwortung bewusst. Er wollte nichts mehr, als endlich aus dieser Sturmgefangenschaft auszubrechen und an irgendeinen Ort zu gelangen, um sich dem vom Vaterland erteilten Auftrag zu widmen.
„Fertig!“, sagte Walerij Palytsch recht sachlich und ohne jede Freude.
Pawel zählte seine Augen – eine Kleinigkeit, elf. Nichts zum Aufschreiben.
Fjodor hatte nicht so viel Glück, bei ihm kamen fünfunddreißig Augen zusammen und der Pilot schrieb diese Ziffer in die entsprechende Spalte, die auf ein Blatt aus dem „Heft zur Aufzeichnung von Funkmeldungen“ gemalt war.
„Was ist, Zeit für das Mittagessen, oder?“ Der Pilot sah seine Genossen an.
Man war einverstanden, aber buchstäblich eine Minute später verkündete Fjodor mit trauriger Stimme, dass nur noch eine halbe Tasse Hirse übrig war.
Zur gleichen Zeit heulte der Sturm vor dem Fenster langgezogen auf, was Fjodors Worte in der Tat kummervoll klingen ließ.
Schweigend bereiteten sie diesen Rest zu und gaben mehr Salz als nötig hinein. Der Pilot öffnete die letzte Dose mit Trockenkeksen. Und Pawel band die lange Schnur seines Reisesacks auf und holte daraus drei ganze Zwiebackscheiben hervor, für jeden eine.
Sie teilten das Essen zu gleichen Teilen auf und aßen, immer noch schweigend. Nur das Pferd Grigorij bekam nichts zu fressen, aber dafür wärmten sie ihm einen ganzen Kochtopf voll Wasser. Es trank das Wasser langsam und scheinbar lustlos, und wenn es die Menschen ansah, die um den Tisch saßen, dann schlug es mit dem Huf auf den hölzernen Bodenbelag, so als würde es tatsächlich fordern, dass man es besser behandle.
Dieses Mal war der Tee sehr stark geraten, er war schließlich das Einzige, um das es ihnen nicht leid sein musste. Pawel, der einen so starken Teesud nicht gewohnt war und dazu noch ohne Zucker, blies mehr auf seine Tasse, als er davon trank.
Da stieß Grigorij plötzlich den Topf von sich, verschüttete das Wasser über den Fußboden, wich mit einem Satz zur Seite aus, zum Tisch hin, und hätte beinahe den am nächsten sitzenden Piloten verletzt, streifte ihm aber nur mit dem Schweif über das Gesicht.
Walerij Palytsch fuhr in die Höhe.
Pawel, der den richtigen Umgang mit Pferden kannte, stand ebenfalls auf, war mit zwei Schritten bei dem Tier, klopfte ihm mit beiden Händen auf den Hals und begann, es auf den ihm bestimmten Platz zurückzudrängen.
Das Pferd wieherte, gehorchte aber.
Der Pilot setzte sich wieder, blickte vorsichtig auf das rebellierende Pferd und wischte mit dem Ärmel den Tee von der ledernen Pilotenjacke.
Fjodor weichte Dobrynins Zwieback auf, indem er ihn löffelweise in die Tasse einrührte. Der Vorfall hatte ihn, wie es schien, kein bisschen erschreckt, und er beteiligte sich auch in keiner Weise an dem darauffolgenden Durcheinander. Auf einmal zeigte sich die nördliche Natur seines urwüchsigen Charakters.
Vor dem Fenster wirbelte der Propeller immer noch Schnee auf und erfüllte den Raum vor dem Fenster mit einem lautstarken Gemisch von lebhaft heulenden und jammernden Geräuschen.
„Ich denke“, sagte Fjodor ruhig, nachdem er einen Schluck Tee getrunken hatte, „sobald der Sturm nachlässt, müssen wir zum Lager gehen. Was hat es für einen Sinn zu hungern, wenn es ganz in der Nähe alles
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