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Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Titel: Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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Manjascha diesen Zwieback nicht für ein Pferd getrocknet hatte, sondern für ihn, Pawel.
    Sie hatten gerade erst zu spielen und die Steine auszulegen begonnen, als sie bemerkten, dass das Pferd sich einigermaßen beruhigt hatte. Der Pilot und Fjodor gingen mit raschen Schritten zur Tür und schlüpften hinaus, Pawel lief gleich hinterher und schob den Eisenriegel vor. Aber offenbar hatte er sich umsonst beeilt. Das Pferd stand an seinem Platz, hatte das Maul gesenkt und suchte mit großen Augen nach irgendetwas am Boden. Anscheinend wollte es Heu oder Hafer finden, konnte aber natürlich nichts sehen, was es dort nicht gab.
    Pawel kehrte zum Tisch zurück, betrachtete noch einmal die Spielsteine, studierte die allgemeine Situation im unterbrochenen Spiel und kam zu dem Schluss, dass alles davon abhing, wer die „fünf-zwei“ hatte. In jedem Fall hatte er gute Chancen, die Partie zu gewinnen.
    Draußen heulte es nach wie vor, aber Dobrynin hatte sich daran gewöhnt und schenkte dem Lärm vor dem Fenster keine besondere Aufmerksamkeit.
    „Soll es nur heulen“, dachte er. „Wir gewinnen doch! Trotz allem ist der Mensch stärker als die Natur!“
    Nachdem er eine Weile tatenlos am Tisch gesessen und im Ofen Flechten nachgelegt hatte, wärmte er sich an dem ehemaligen Benzinfass und erinnerte sich an den Tag, den er in Moskau verbracht hatte, an das Treffen mit dem Genossen Kalinin und natürlich an das Buch, das der Führer des Landes ihm persönlich geschenkt hatte, damit er es lese und sich all das Nützliche aneigne, das in diesem Buch enthalten war.
    Dobrynin holte das Buch aus dem Reisesack hervor, setzte sich wieder zum Tisch, zog die Petroleumlampe näher heran und schlug die zweite Erzählung auf, die „Lenin am Tannenbaum“ hieß. Der Titel der Erzählung verwunderte den Volkskontrolleur sehr, aber nachdem er eine Weile nachgedacht hatte, kam er zu dem Schluss, dass es in der Erzählung vermutlich um die Kindheit des Führers ging und darum, wie dieser als Kind auf Bäume geklettert war. Um die Richtigkeit seiner Gedanken zu bestätigen, erinnerte sich Dobrynin an seine eigene Kindheit und ihm fiel sogar ein, dass er als etwa sechsjähriger Bengel vom Apfelbaum auf den Nachbarszaun gefallen war und mit dem Rücken zwei Bretter herausgebrochen hatte.
    Aber in der Erzählung „Lenin am Tannenbaum“ ging es, wie sich herausstellte, um etwas ganz anderes. In dieser Erzählung besuchte der Führer ein Neujahrsfest für Kinder, das im Kreml veranstaltet wurde. Er kam nicht zufällig zu diesem Fest, sondern um es durch seine Anwesenheit aufzuwerten und noch fröhlicher zu machen. Er tanzte mit den Kindern einen Reigen um die geschmückte Tanne, verteilte Geschenke, Schokoladebonbons und andere Süßigkeiten, die mühevoll in ganz Moskau gesammelt worden waren, und am Ende führte er den Kindern Zaubertricks vor, womit er sie in völlige Zufriedenheit und erstaunliche Fröhlichkeit versetzte.
    Nachdem er zu Ende gelesen hatte, schob Dobrynin die Petroleumlampe weg, stellte die Flamme kleiner, damit das Petroleum nicht so schnell zu Ende gehen würde, und begann, über den Sinn und Nutzen der Geschichte nachzudenken. Diese Erzählung kam dem Volkskontrolleur komplizierter vor als die erste, in der Lenin die Suppe aß, die ihm nicht schmeckte. In dieser zweiten Erzählung gab es, wie Dobrynin fand, keinen Hauptgedanken, es gab keine einfache und klare Moral, was getan werden musste oder wie etwas zu tun war. Pawel Aleksandrowitsch dachte noch angestrengter nach und kam zu dem Schluss, dass das Hauptaugenmerk in der Erzählung nicht auf der Tanne lag, um die Lenin einen Reigen tanzte, sondern auf etwas anderem. Dass der Führer den Kindern Zaubertricks vorführte, war zweifellos interessant, aber auch nicht das Wichtigste. Und das bedeutete, fuhr Dobrynin in Gedanken fort, dass der Hauptgedanke darin bestand, dass Lenin diese Feier organisierte und Kinder dazu einlud. Und natürlich, dass es ihm gelungen war, in dieser schweren nachrevolutionären Zeit in Moskau Geschenke und Schokoladebonbons aufzutreiben. Und da begriff Dobrynin, dass er nicht ganz verstand, worüber er nachdachte. Ach natürlich, er verstand nicht, was Schokoladebobons waren, genauer gesagt, er verstand ein Wort nicht – Schokolade. Bonbons hatte er schon ein paar Mal in seinem Leben gegessen, aber Schokoladebonbons … Und Dobrynin dachte noch eine Weile nach und entschied, dass das eine sehr billige und wenig schmackhafte Art von Bonbons

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