Der Waisenstern.
Jungen als gleichberechtigten Widersacher an.
»Ja.« Der Junge nickte und deutete dann auf seine Schulter, wo Pip eindrucksvoll gähnte. »Ich bin nie ohne Pip. Er ist zum einen meine Versicherung, und darüber hinaus mein Freund. Sie hätten bemerken müssen, daß die Mechanos ohne Reptile erschienen.«
»Bring ihn um!« schrie Mahnahmi erneut.
Challis wandte sich zu ihr um. »Sei ruhig, sonst laß ich Francis mit dir spielen, wenn er wieder zu sich kommt. Warum diese plötzliche Wut, Mahnahmi. Er hat recht... ich könnte inzwischen schon ein paarmal tot sein, wenn er das wirklich wünschte. Ich beginne zu glauben, daß er die Wahrheit spricht. Warum bist du so... «
»Weil er...«, begann sie, hielt dann aber plötzlich inne und blickte stumm zu Boden. »Weil er mir Angst macht.«
»Dann geh wohin, wo er dir keine Angst macht. Geh in dein Zimmer. Los, verschwinde!«
Das Kind mit den goldenen Haaren drehte sich um und ging widerstrebend zur Tür, murmelte dabei halblaut etwas, das Challis ganz bestimmt nicht gefallen hätte, wenn er es hätte hören können.
Der wandte sich neugierig wieder Flinx zu. »Wenn Sie mich nicht töten wollen, warum, in Ausredens Namen, haben Sie mich dann durch das halbe Commonwealth verfolgt?« Plötzlich war er ganz der besorgte Gastgeber. »Kommen Sie herein. Trinken Sie einen Schluck. Bleiben Sie zum Abendessen?«
Flinx schüttelte den Kopf und grinste dabei auf eine Art und Weise, die Challis gar nicht behagte.
»Ich will Ihre Freundschaft nicht, Challis. Nur einige Informationen.«
»Wenn es um die Janussteine geht oder etwas, das mit ihnen in Verbindung steht, dann kann ich Ihnen gar nichts sagen.«
»Damit hat es nichts zu tun. Auch nicht mit Ihrem Versuch, mich in Ihre privaten Schweinereien hineinzuziehen. Als Sie... Ihr Haus in Drallar verließen, sagten Sie etwas über meine Mutter oder meine Vorfahren mütterlicherseits.«
Challis sah ihn verblüfft an. »Wenn Sie das sagen, dann wird es wohl stimmen. Und?«
»Ich weiß überhaupt nichts über meine natürlichen Eltern. Alles, was der Händler meiner Adoptivmutter geben konnte, war mein Name. Sonst nichts.« Er beugte sich vor. »Ich glaube, Sie wissen mehr.«
»Nun, ich... ich hatte nicht darüber nachgedacht.«
»Sie sagten, Sie hätten eine Akte über mich... Informationen über meine Vorgeschichte.«
»Das stimmt. Um mich zu vergewissern, daß Sie tatsächlich über die Talente verfügten, die ich suchte, mußte ich gründliche Nachforschungen über Sie anstellen.«
»Und wo haben Sie diese Informationen gefunden?«
»Ich sehe keinen Grund, das vor Ihnen geheimzuhalten, ich weiß es bloß nicht.« Flinx' Hand kroch auf den tödlichen Schalter zu. »Das ist die Wahrheit, ganz bestimmt!« heulte Challis, plötzlich wieder in Panik. »Glauben Sie, ich merke mir alles, was meine Leute in Erfahrung bringen?« Er richtete sich in gespieltem Stolz auf. »Ich bin zufälligerweise der Leiter eines der... «
»Ja, ja«, räumte Flinx ungeduldig ein. »Kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit einer Liste Ihrer Titel. Können Sie die Informationsquelle ausfindig machen? Jetzt wollen wir einmal sehen, ob Ihre Akten so organisiert sind, wie Sie behaupten.«
»Wenn ich das tue«, sagte der Mann mit scharfer Stimme, »bin ich Sie dann los?«
»Ich interessiere mich absolut nicht für Sie, Challis.«
Der Händler traf eine Entscheidung. »Warten Sie hier.« Er drehte sich um und ging ans andere Ende des Raums. Dort klappte er den Deckel eines Möbelstücks auf, bei dem es sich um einen antiken Schreibtisch handeln mußte. Sein Innenleben bestand freilich aus durchaus modern wirkenden Komponenten, die eine Art Konsole bildeten. Challis' Finger tanzten schnell über die Tasten. Das führte zum Aufblitzen einiger Lämpchen und Skalen und einigen Geräuschen in den Tiefen des Apparates.
Schließlich wurde er für seine Mühe mit einem kleinen Streifen belohnt, den er in ein anderes Gerät schob.
»Da. Sehen Sie selbst.«
»Danke, ich bleibe lieber hier. Lesen Sie vor.«
Challis schüttelte den Kopf über diesen unsinnigen Mangel an Vertrauen und wandte dann seine Aufmerksamkeit der vergrößerten Schrift auf dem Bildschirm zu. »Männliches Kind«, begann er mechanisch, »im Alter von sieben Monaten in ein von der Kirche unterstütztes Waisenhaus in Allahabad, Terra, Provinz Indien, eingeliefert. Anschließend kommen einige Vermutungen der dortigen Angestellten... Identifizierungspunkte... Netzhautmuster,
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