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Der Waisenstern.

Der Waisenstern.

Titel: Der Waisenstern. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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einer schimmernden Masse höchst kompliziert wirkender medizinischer Geräte.
    Als sie sich dem Bett näherten, sah Flinx, daß darauf ein regloser Mann lag. Seine Augen standen offen und starrten ins Nichts. Indirektes, sorgfältig angeordnetes Licht sorgte dafür, daß seine starren Augen keinen Schaden litten, und ein winziges Gerät befeuchtete sie.
    Wach, aber seiner Umwelt nicht bewußt, bei Bewußtsein, aber nicht denkend, schwebte der Mann nackt - sah man einmal von den Drähten, Schläuchen und Röhren ab - auf einem Bett aus durchsichtiger medizinischer Gelatine.
    Flinx versuchte, dem Gewirr von Leitungen und Kabeln und Stromkreisen zu folgen, die den Mann fast wie eine metallische Mumie wirken ließen, und kam am Ende zu dem Schluß, daß der reglose Mann am ehesten noch einem Kraftwerk glich.
    Jiwe warf einen Blick auf den Schläfer. »Das ist Mordecai Povalo.« Er sah Flinx an. »Haben Sie je von ihm gehört?«
    Das hatte Flinx nicht.
    Der Ratsherr lehnte sich über die reglose Gestalt. »Er schwebt jetzt seit Wochen zwischen Leben und Tod. An manchen Tagen läßt er eine gewisse Besserung erkennen. An anderen Tagen haben ein Dutzend Ärzte alle Hände voll damit zu tun, ihn am Leben zu erhalten. Niemand weiß, ob er eigentlich noch Lebenswillen besitzt.
    Die Techniker bestehen darauf, daß sein Geist noch aktiv ist, noch funktioniert. Sein Körper duldet die Maschinen, die ihn in Gang halten. Obwohl seine Augen offen sind, können wir nicht sagen, ob sie etwas wahrnehmen. Die bloße Tatsache, daß seine visuellen Zentren noch funktionieren, besagt nicht, daß er etwas sieht.«
    Flinx fand sich zu der erstarrten Gestalt hingezogen. »Wird er je wieder aus dem Koma erwachen?«
    »Die Ärzte sagen, daß es eigentlich gar kein Koma ist. Sie haben noch keinen Begriff dafür. Aber, was auch immer es ist... nein. Sie rechnen damit, daß er so bleibt, bis sein Geist entweder aufgibt oder sein Körper schließlich die Lebenserhaltungsgeräte abstößt.«
    »Warum hält man ihn dann am Leben?« wollte Flinx wissen.
     
    Auf Evoria lebte ein Thranx Dieint namens Tintonurac, der weithin wegen seiner Brillanz berühmt war - obwohl er im Augenblick den Gesichtsausdruck eines zufriedenen Idioten zur Schau trug.
    Natürlich war sein insektoides Gesicht nicht imstande, einen menschlichen Ausdruck zu erzeugen, aber in den Jahren seit der Verschmelzung hatten es die Menschen gelernt, den Ausdruck von Thranx mit dergleichen Leichtigkeit zu interpretieren, wie ihre quasi symbiotischen Insektenkollegen es gelernt hatten, in menschlichen Gesichtern zu lesen.
    Im Augenblick freilich bemerkte weder Mensch noch
    Thranx seinen Ausdruck, einen Ausdruck, der selbst dem Gesicht des berühmtesten Mitglieds seiner Wabe fremd war.
    Tintonurac war Kopf seines Clans, hochverehrt von seinen Tanten und Onkeln, seiner Wabenmutter und seinen echten Eltern. Tintonuracs besondere Fähigkeit bestand darin, daß er die Pläne und Konzepte anderer in Realität verwandeln konnte - er war ein Meisterkonstrukteur, ein Präzisionsingenieur. Seine mechanischen Schöpfungen waren nicht nur eine Verbesserung der ursprünglichen Zeichnungen ihrer Schöpfer, sie waren auch ebenso attraktiv anzusehen, wie sie hochgradig funktionell waren. Seine Bewunderer debattierten häufig darüber, ob man ihr Idol nicht eher als Bildhauer denn als Ingenieur bezeichnen sollte.
    Unter den vielen Produkten, die ihm zuzuschreiben waren, gab es ein Gerät, welches eine höchst ansteckende menschliche Krankheit ausgerottet hatte, ein Energiemultiplersystem für Wasserkraftanlagen, wie sie auf den Thranxwelten so häufig waren, und ein verbessertes Feuerleitsystem für die manchmal unberechenbaren und doch unwiderstehlichen SCCAM-Waffensysteme, die das Rückgrat der Vereinigten Menschen-Thranx-Friedensflotte bildeten. Es gab auch noch andere, manche so esoterisch, daß man sie kaum glauben konnte, und die nur sein Zauber zum Funktionieren bringen konnte.
    Aber keine seiner Erfindungen war die Ursache seines wohlig zufriedenen Ausdrucks in diesem achten Monat des Endes der Pollenzeit auf Evoria. Grund seines Vergnügens war ein glänzender Gegenstand, den er in einer Schublade seines Arbeitstisches verborgen hielt. Er starrte ihn jetzt an, genoß seine Botschaft und seinen Ruhm, während er im Labor arbeitete, umgeben von seinen sechs Helfern. Alle waren selbst hochangesehene Wissenschaftler und Ingenieure. In der Gruppe waren vier Thranx und zwei Menschen. Es war ein Maß der

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