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Der Waisenstern.

Der Waisenstern.

Titel: Der Waisenstern. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Bewunderung, welche man Tintonurac zollte, daß Fachleute solchen Kalibers sich freiwillig als seine Helfer verdingten, wo sie doch spielend leicht ihre eigenen Labors und eigene Mitarbeiter hätten haben können.
    Die Kiefer des Dieint bewegten sich in typischem Thranxlachen, während er sich an einem neuen Gedanken belustigte. Wie seltsam, daß ihm solches zustoßen sollte! Wie mochte es wohl sein, wenn er die beiden flüssigen Metalle in den Flaschen zu seiner Linken mit dem Katalysator verband, welcher in seinem Behälter auf der anderen Seite des Labors stand.
    Wie im Schlafe ging Tintonurac zu dem Kasten und entnahm ihm das katalytische Lösungsmittel. Er kehrte zu seinem Sessel zurück und stellte fest, daß seine Freude wuchs.
    Dridenvopa arbeitete gerade mit dem Menschen Cassidy, aber nicht so intensiv, daß ihm das Tun des Dieint verborgen geblieben wäre. Verwirrt unterbrach er seine Arbeit und beobachtete Tintonurac, wie er den sirupartigen Inhalt von einer Flasche in eine zweite goß. Juwelenähnliche Facettenaugen glitzerten unsicher, als der Inhalt der übervollen Flasche mit der neuen Mixtur zuerst die Bank und dann den Boden besudelte. Der Dieint war in all seinen physischen Handlungen ebenso reinlich wie in seinen geistigen Verrichtungen, und das, was hier geschah, paßte nicht zu ihm. Auch die Maske schierer gedankenloser Erregung, die sein Gesicht beherrschte, paßte nicht zu ihm.
    Dridenvopa wollte etwas sagen, hielt sich dann aber zurück. Schließlich würde der Dieint ja wissen, was er tat. Und dieser beruhigende Gedanke ließ ihn sich wieder seiner eigenen Arbeit zuwenden, bis er und Cassidy den Behälter mit dem auffälligen Etikett bemerkten, welchen der Dieint jetzt mit der Fußhand zur Echthand reichte.
    »Ist das nicht...?« keuchte der Mensch Cassidy verwirrt in Symbosprache, jener für alle Zwecke geeigneten Lingua Franca der Galaxis, während der Dieint den Behälter öffnete. Statt die Frage zu beenden, stieß er einen seltsam spitzen menschlichen Schrei aus und versuchte in einem Satz den Dieint zu erreichen, ehe das Unvermeidliche geschah. Aber er schaffte es nicht rechtzeitig, konnte nicht verhindern, daß ein kleiner Teil der harmlosen Flüssigkeit aus dem Behälter in die Flasche mit dem harmlosen gemischten flüssigen Metall drang. Zusammen bildeten diese harmlosen Substanzen einen sich schnell ausdehnenden Feuerball, der so heiß war, daß weißer Phosphor dagegen wie die Ausgeburt arktischer Kälte wirkte.
    Trotz der steigenden Hitze konzentrierte Tintonurac sich auf die Schönheit im Innern des Gegenstandes...
    Die stets effiziente Feuerwehr der Thranx traf mit ihrer üblichen Geschwindigkeit ein, aber ihnen blieb nur noch verkohltes Gelände zwischen zwei Gebäuden. Die unglaubliche Hitze hatte die Metallwände des Labors verbrennen lassen. Seine organischen Insassen waren zu Staub verglüht.
    Als man nachher Untersuchungen anstellte, kam man zu dem Schluß, daß jemand einen ungewöhnlichen, aber nichtsdestoweniger möglichen Fehler begangen hatte. Selbst dem brillantesten Wissenschaftler konnte ein Versehen unterlaufen, selbst ein Thranx konnte irren, wenn etwas so Herrliches ihn hypnotisierte, daß auch die Untersuchungsbeamten das vielleicht verstanden hätten, wäre dieses Herrliche nicht mit dem übrigen Inhalt des Labors verbrannt - so wie es beabsichtigt gewesen war.
     
    Jiwe dachte über Flinx' Frage nach. »Weil das, was ihm widerfuhr, typisch für etwas ist, was sich in letzter Zeit im ganzen Commonwealth erschütternd oft ereignet hat. Die meisten Leute sehen noch keine Regelmäßigkeit dahinter, ahnen keine Verbindung zwischen den einzelnen Ereignissen. Nur sehr wenige, darunter auch ich, ahnen, daß diese Ereignisse in Verbindung miteinander stehen.
    In den letzten paar Jahren haben wichtige Leute mit besonderen Talenten eine entnervende Tendenz zur Schau gestellt, sich in die Luft zu jagen, und dies häufig mit manchmal einmaligen Geräten. Einzeln betrachtet betreffen diese Unglücksfälle immer nur die unmittelbaren Opfer. Betrachtet man sie aber im Kollektiv, so geht eine Gefahr davon aus, die einer viel größeren Zahl zu drohen scheint.«
    Nur das gleichmäßige Summen der Lebenserhaltungssysteme und das asthmatische Ächzen des roboterähnlichen Wesens auf dem Gelatinebett war in der Stille der Kammer zu vernehmen.
    »Von Dutzenden ist Povalo hier der einzige, der nicht gründlich genug dabei vorgegangen ist. Freilich könnte er ebensogut tot sein.

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