Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Waisenstern.

Der Waisenstern.

Titel: Der Waisenstern. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
ganze Insel umfaßte?
    »Vielleicht stimmt meine Aussprache nicht ganz«, sagte er verlegen. »Aber sind Sie nicht mit einem alten Philosophen namens Truzenzuzex verwandt?«
    »Sagen Sie das noch einmal«, bedrängte sie ihn. Er kam dem Wunsch nach. »Sind Sie auch sicher, daß die Betonung auf der Familiensilbe stimmt?« Flinx nickte. »Ich bin nicht sicher, daß ›Onkel‹ die richtige Entsprechung in Terranglo ist, aber - ja, wir sind eng verwandt. Ich habe Tru schon einige Jahre nicht mehr gesehen.«
    »Kennen Sie ihn gut?«
    »Eigentlich nicht. Er war einer dieser kindischen Götter - Sie verstehen doch, ein Erwachsener, den andere Erwachsene verehrten? Woher kennen Sie ihn denn?«
    »Wir waren vor nicht zu langer Zeit Reisegefährten«, erklärte Flinx.
    »Er war ein Eint, wissen Sie«, fuhr sie nachdenklich fort. »Sehr berühmt und in seinen Ansichten höchst kontrovers. Zu kontrovers, dachten viele im Clan. Und als ich dann hörte, daß er sich von der Kirche getrennt hatte... «
    Sie hielt abrupt inne. »Man spricht im Clan nicht darüber. Ich habe praktisch nichts mehr von ihm gehört, seit er vor vielen Jahren verschwand. Er hatte damals vor, mit einem Schiffspartner seiner Jugend private Forschungen anzustellen.«
    »Bran Tse-Mallory«, meinte Flinx.
    Wieder wäre das Mädchen beinahe gestolpert. »Ich habe noch nie einen Menschen gekannt, der so voll vom Nektar des Unerwarteten war. Sie sind ein seltsames Wesen, Flinx - Mensch.«
    Wenn die Rede auf ihn kam und gesagt wurde, daß er seltsam sei, war es immer höchste Zeit, das Thema zu wechseln.
    Er deutete nach oben. »Dann ist das Aktendepot oben nicht viel mehr als eine Tarnung für das echte Kirchenzentrum.«
    »Ich...« Sie blickte nach vorn, und Flinx stellte fest, daß dem Ratsherrn kein Wort ihres Gesprächs entgangen war, wenigstens mußte man das aus der Geschwindigkeit schließen, mit der er antwortete.
    »Nur zu, sagen Sie es ihm, Padreanwärterin. Wenn wir das nicht tun, wird er es sich ohnehin zusammenreimen. Wie steht es, junger Freund, sind Sie Hellseher?«
    »Wenn ich einer wäre, würde ich ja wohl nicht fragen, oder?« konterte Flinx nervös, bemüht, seine wachsende Unruhe über die gezielten Bemerkungen des Ratsherrn zu verbergen. Er mußte hier raus. Wenn er immer noch hier war, sobald einmal die Nachricht über seine Flucht von Hivehom in Jiwes Etage durchsickerte, würden die ihn vielleicht nie mehr gehen lassen. Er würde zu etwas werden, was er stets mit aller Kraft zu vermeiden versucht hatte - eine Kuriosität, die man studierte und untersuchte wie einen Schmetterling an einer Nadel hinter Glas.
    Aber er konnte nicht einfach kehrtmachen und wegrennen. Er würde abwarten müssen.
    Jetzt, da man es ihr erlaubt hatte, erklärte Sylzenzuzex: »Das Depot oben wird voll ausgenutzt, aber der größte Teil der Anlage dehnt sich in vielen Richtungen unter Bali aus. Es gibt nur zwei Ein- und Ausgänge. Durch das Aktenzentrum über und hinter uns und durch den Shuttlehafen unter dem Meer, der Lombok gegenüberliegt.« Ihre Augen glitzerten.
    »Es ist herrlich hier. So viel zu studieren. Soviel zu lernen, Flinx!«
    Bis jetzt hatte sich Flinx' Reaktion durchaus in Grenzen gehalten. Er argwöhnte, daß Sylzenzuzex aus einer ziemlich prominenten Familie stammte. Sein eigenes uneingeschränktes Zutrauen zu Honoratioren hatte schon lange einer gesunden Skepsis Platz gemacht - er mußte damals wohl acht oder neun Jahre alt gewesen sein.
    Er bemerkte, wie die Leuchtröhren an der Decke ihre riesigen Facettenaugen mit Regenbogen stets wechselnder Farben erfüllten. »Der aktive Vulkan Mount Agung wird hier unter Kontrolle gehalten. Er liefert die gesamte Energie, die der Kirchenkomplex benötigt. Die ganze Insel ist völlig autark. Sie... «
    Sie hielt inne, als Namoto und Jiwe vor einer Tür haltmachten, die zwei Kirchenbeamte in aquamarinfarbenen Uniformen bewachten. Die beiden wirkten scheinbar gelassen, aber Flinx spürte, daß diese Gelassenheit täuschte, ebenso wie die fast gleichgültige Art und Weise, mit der sie ihre Strahler hielten.
    Nachdem sie sich identifiziert hatten, gestattete man ihnen den Zutritt zu einem wesentlich kleineren Korridor. Noch zweimal mußten sie sich von insgesamt sechs bewaffneten Männern und Thranx überprüfen lassen, bis man ihnen schließlich den Zutritt zu einer bescheidenen Kammer gestattete. In der Mitte dieses Raumes stand ein schmales Bett. Es befand sich wie eine Spinne in ihrem Netz in der Mitte

Weitere Kostenlose Bücher