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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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bestimmt mitgeteilt, dass er im Lande nicht mehr erwünscht sei. Und das, obwohl man ihm mangelnde Beharrlichkeit sicher nicht zum Vorwurf machen konnte. Wiederholt hatte er um Elisabeths Hand angehalten, doch diese hatte ihn jahrelang zappeln lassen. Und ein König von Spanien ließ sich schließlich nicht ewig zum Narren halten. Die englische Königin hatte ihn nicht nur verhöhnt, sondern sich auch mit seinen Feinden, den Franzosen, angefreundet und trug sich mit Heiratsplänen. Ihre Freibeuter der Meere – eigentlich Piraten, die mit königlicher Erlaubnis operierten – überfielen seine Schiffe. Sie unterstützte die Protestanten, die sich gegen die spanische Herrschaft in Holland erhoben. Außerdem hatte Elisabeth sich als Ketzerin erwiesen, und der Papst wollte sie absetzen lassen. Als sie 1587 die katholische Schottenkönigin Maria hinrichten ließ, hatte der spanische König endlich einen Vorwand. Mit dem Segen des Papstes rüstete er eine große Flotte aus.
    Der spanische Angriff auf England hätte vermutlich schon in jenem Sommer stattgefunden, hätte der kühnste der englischen Freibeuter, Sir Francis Drake, nicht brennende Schiffe in den Hafen von Cadiz geschickt und auf diese Weise die halbe spanische Flotte zerstört. Am Ende des Sommers, als Clement und seine Mutter gerade die Hochzeit in Salisbury planten, schien die Gefahr für den Augenblick gebannt. Allerdings war schwer zu sagen, ob Philipp von Spanien aufgeben oder einen neuen Versuch unternehmen würde.
    »Bald sind wir erlöst, Clement.« Seine Mutter empfand die spanische Invasion als »Erlösung«, nicht als »Eroberung«.
    »Hast du etwas Neues erfahren?«
    »Don Diego« – das war Catherines Mann – »hat es weit gebracht. Er ist ein bedeutender Kapitän in der großen Flotte, die kommen wird.« Sie lächelte zufrieden. »Und sie wird kommen, Clement, mit dem Banner der wahren Kirche. Dann werden sich die Gläubigen Englands erheben.«
    Clement zweifelte keinen Moment daran, dass sie das ernsthaft glaubte. Bestärkt durch Menschen wie Lady Albion, hatte der spanische Botschafter seinem königlichen Herrn versichert, dass mindestens fünfundzwanzigtausend bewaffnete Engländer in Scharen zur katholischen Armee überlaufen würden, sobald diese einen Fuß auf englischen Boden setzte. Es musste einfach so kommen. Es war schließlich Gottes Wille. Außerdem traute Königin Elisabeth selbst – ganz gleich, was sie auch behaupten mochte – ihren katholischen Untertanen nicht über den Weg. Dass einige Verteidigungsanlagen an der Südküste vermutlich bereits in den Händen der Katholiken waren, bereitete ihrem treuen Berater Cecil einiges Magendrücken.
    Albion hatte starke Zweifel, dass die Katholiken wirklich einen Aufstand wagen würden. Auch wenn sie Königin Elisabeth nicht sonderlich schätzten, lebten sie nun schon seit dreißig Jahren unter ihrer Herrschaft. Gewiss wollten nur wenige von ihnen spanische Untertanen sein. »Die englischen Katholiken sehnen sich nach der Rückkehr ihrer Religion, Mutter«, erwiderte er deshalb. »Doch die meisten möchten sicher nicht zu Landesverrätern werden.«
    »Landesverräter? Wer dem wahren Gott dient, ist kein Verräter. Sie fürchten sich nur.«
    »Bestimmt tun sie das.«
    »Also muss man ihnen Mut einflößen. Sie brauchen Führung.«
    Clement schwieg.
    »Du befehligst doch eine Abteilung der Miliz im New Forest, Clement. Habe ich Recht?« In in jeder Gemeinde an der Südküste waren Milizen zusammengestellt worden, eine Art von Bürgerwehren, die sich den Spaniern bei der Landung entgegenstellen sollten. »Und euer Sammelpunkt im New Forest ist die Festung an der Küste?«
    »Ja.« Er war sehr stolz auf die Arbeit, die er im Frühling mit seinen Männern geleistet hatte, auch wenn ihre Bewaffnung ziemlich kläglich war.
    »Aber du willst die Spanier doch nicht wirklich abwehren, wenn sie landen?«
    »Ich?« Er starrte sie an. Traute sie ihm wirklich einen Verrat zu? Glaubte sie allen Ernstes, er würde sich um des Glaubens willen den Spaniern anschließen?
    Sie lächelte. »Clement, ich habe eine sehr gute Nachricht für dich, nämlich einen Brief.« Sie griff in ihr schwarzes Gewand und holte aus einer verborgenen Falte eine kleine Pergamentrolle heraus, die sie ihm triumphierend hinstreckte. »Es ist ein Schreiben, Clement, ein Befehl von deinem Schwager. Darin erteilt er dir seine Anweisungen. Möglicherweise erhältst du im Frühjahr noch weitere. Im nächsten Sommer kommen die Spanier

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