Der Wald der Könige
Wilhelm von Oranien, den protestantischen König von Holland, geheiratet. Doch als Jakobs Frau starb und der Witwer sich mit einer katholischen Prinzessin vermählte, waren die Engländer alles andere als entzückt. Zum allgemeinen Entsetzen bekannte er sich kurz darauf selbst zum katholischen Glauben. Und genau das hatten die protestantischen Engländer bereits seit einem Jahrhundert befürchtet, denn inzwischen war der Protestantismus noch fester in England verankert als zur Zeit der Armada oder des Bürgerkrieges. Um des Friedens willen hatte Karl versichert, sein Bruder werde zur anglikanischen Hochkirche stehen, falls er ihm jemals auf den Thron nachfolgen sollte. Doch konnte man darauf vertrauen?
Der Großteil des Parlaments zumindest bezweifelte es und forderte, den katholischen Jakob von der Thronfolge auszuschließen. König Karl II. und seine Freunde weigerten sich, und so kam es zur großen Spaltung in der englischen Politik. Auf der einen Seite standen die Whigs, die alles zu tun bereit waren, um einen Katholiken vom Thron fern zu halten. Ihre Gegenspieler waren die Royalisten, die Torys. Die Lösung wurde jahrelang verschleppt, was zu endlosen Debatten und Auseinandersetzungen führte. Auch wenn es gelang, Gewalt zu vermeiden, handelte es sich eigentlich um denselben Streitpunkt, der damals den Bürgerkrieg ausgelöst hatte: Wer sollte das letzte Wort haben, der König oder das Parlament? Karl II. jedoch war es gelungen, die Fraktionen gegeneinander auszuspielen. Mehr als zehn Jahre lang genoss er das Leben in vollen Zügen, besuchte Pferderennen, stellte hübschen Frauen nach und ließ sich vom französischen König alimentieren. Da die Engländer den fröhlichen Schwerenöter gern hatten und zudem davon ausgingen, dass er seinen katholischen Bruder ohnehin überleben würde, drückten sie ein Auge zu. Zum Glück hatte Jakob mit seiner katholischen Gemahlin keinen Erben gezeugt. Die Zeit schien also für die Protestanten zu arbeiten – bis Karl II. so unerwartet verschied.
Und so wurde Jakob im Jahre 1685 zum König ernannt. Ein Katholik auf dem Thron, der erste seit »Bloody Mary« vor mehr als hundertfünfundzwanzig Jahren. Das ganze Land hielt den Atem an.
Schon im Juni selben Jahres brachen die Aufstände aus.
Eigentlich war es vorhersehbar gewesen, denn Karl II. hatte seinen hübschen ältesten unehelichen Sohn stets vergöttert. Monmouth war Protestant. Und deshalb hatten die Whigs im Parlament gefordert, den katholischen Jakob von der Thronfolge auszuschließen und stattdessen Monmouth zu Karls Nachfolger zu machen. Karl, im Grunde seines Herzens ein katholischer Stuart, hatte widersprochen, der Junge sei unehelich geboren. Doch das pragmatische englische Parlament meinte, der König müsse sich darüber nicht den Kopf zerbrechen. Karl lehnte die Thronfolge seines unehelichen Sohns weiterhin strikt ab, doch was Monmouth betraf, war der Schaden bereits geschehen. Er war ein verwöhnter junger Mann, der ständig in Schwierigkeiten steckte, aus denen sein liebender Vater ihn retten musste. Und er wiegte sich in dem Glauben, dass die Engländer ihn als König wollten. Vor dem Tod seines Vaters hatte er sich an einer – gescheiterten – Verschwörung beteiligt, der Karl und Jakob hätten zum Opfer fallen sollen. Kein Wunder also, dass Monmouth – zwar inzwischen über dreißig, doch immer noch eitel und unreif – annahm, die Engländer würden sich für ihn erheben, wenn er sie zu den Waffen rief, um den ungeliebten Katholiken vom Thron zu jagen.
Er begann seinen Aufstand in Westengland. Und das Volk – Kleinbauern und Protestanten aus den Hafen- und Handelsstädten – lief ihm tatsächlich in Scharen zu, bis es schließlich viele Tausende waren. Der Landadel und die einflussreichen Männer hingegen übten sich klugerweise in Vorsicht und Zurückhaltung. Und gestern hatten die königlichen Truppen die Rebellion in der Schlacht bei Sedgemoor tatsächlich niedergeschlagen. Die Aufständischen hatten sich zerstreut, um sich zu verstecken oder zu fliehen.
Reiter an einem dunstigen Morgen: Monmouth war auf der Flucht. Er hatte nur zwei Begleiter bei sich und musste einen Hafen erreichen, um unbemerkt in See zu stechen. »Am besten nach Lymington«, beschloss er.
Doch sie waren nicht die einzigen Flüchtlinge, die an jenem Julimorgen diese Richtung einschlugen.
»Aber hat er nicht alles, was du mich zu lieben gelehrt hast?« Aufrichtig erstaunt sah Betty ihre Mutter an. »Und gegen
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