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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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seine Familie gibt es auch nichts einzuwenden«, fügte sie hinzu. »Schließlich ist er ein Albion.«
    Alice seufzte. Aus Westengland gab es noch keine Neuigkeiten. Würde Monmouth siegen? Sie hatte Zweifel, und die Sache war ihr nicht geheuer. Und ausgerechnet jetzt musste ihre Tochter sie mit einem zukünftigen Bräutigam behelligen. Wie sehr wünschte sie sich, der junge Mann würde für ein oder zwei Monate verschwinden.
    Peter Albion war der Stolz seiner Familie. Auch wenn sein Großvater Francis verglichen mit seinem älteren Bruder – Bettys Großvater – ein rechter Taugenichts gewesen war, hatte es sein Sohn weit gebracht. Er war Arzt geworden und hatte die Tochter eines reichen Tuchhändlers geheiratet. Der junge Peter wurde Jurist und hatte durch die Vermittlung der vielen Freunde seiner Eltern bereits mit achtundzwanzig Jahren Karriere gemacht. Er sah gut aus, hatte wie die meisten Albions helles Haar und blaue Augen, und er war fleißig, klug, vernünftig und ehrgeizig. »Äußerlich ist er ein Albion, aber sonst erinnert er eher an unseren Vater«, lautete Tryphenas Urteil.
    Vielleicht war das der Grund, warum Betty ihn so gern hatte, überlegte Alice. Er entsprach genau der Beschreibung des Vaters, den sie nie kennen gelernt hatte.
    Und genau deshalb wollte Alice diese Ehe verhindern. »Ich werde alt«, meinte sie zu Tryphena. »Ich habe zu viel Elend gesehen.« Schwierigkeiten in England, Schwierigkeiten in der Familie. Sie zweifelte keinen Moment daran, dass ihr Mann für eine gerechte Sache gekämpft hatte. Außerdem war sie sicher, das Richtige zu tun, wenn sie den Dissentern half. Aber war die Sache wirklich all die Kämpfe und das Leid wert? Wahrscheinlich nicht. Der Friede bedeutete Alice inzwischen viel mehr als die kleinen Freiheiten, die im Laufe ihres Lebens erstritten worden waren. Nun wünschte sie sich nichts weiter als einen ruhigen Lebensabend und vor allem eine glückliche Zukunft für ihre Tochter.
    Doch von diesem Ziel waren sie noch weit entfernt. Vor ein paar Jahren, zur Zeit der irregeleiteten Verschwörung gegen den König und seinen Bruder, war Tryphenas Mann verhaftet und tagelang verhört worden. Und warum? Nicht etwa, weil er auch nur im Geringsten etwas mit diesem Komplott zu tun hatte, sondern lediglich wegen seiner familiären Verbindungen und seiner Freunde. Wer einmal in Verdacht geriet, dem haftete für immer ein Makel an. Dagegen war man machtlos.
    Aber für Betty sollte alles anders werden. Alices jüngste Tochter hatte zwar den Vater verloren und in ihrer frühen Kindheit viel durchmachen müssen, aber ihr stand ein Leben in Frieden und Geborgenheit bevor. Ein Leben, wie Alice es sich in ihrem Haus im idyllischen Wald immer gewünscht hatte.
    Einen Tag nachdem sich die Nachricht von Monmouths Eintreffen in Westengland herumgesprochen hatte, war Peter Albion bei Tryphena erschienen, um seiner Base Alice und ihrer Tochter seine Aufwartung zu machen. Er war ein freundlicher Mensch und sehr höflich, nahm aber kein Blatt vor den Mund. »Die Engländer werden einen katholischen König niemals dulden«, verkündete er. »Und ich finde, das sollten sie auch nicht.« Er verbeugte sich vor Alice; offenbar rechnete er mit ihrer Zustimmung. »Hoffen wir, dass Monmouth Erfolg hat. Dann, das versichere ich Euch, werden wir König Jakob aus dem Land jagen.«
    Alice spürte einen kalten Schauder. Ihr war, als höre sie ihren Mann reden. John Lisle. »Ihr dürft nicht so sprechen!«, rief sie aus. »Das ist gefährlich.«
    »Ich vermeide es auch meist, Ehrenwort, Base Alice«, erwiderte er ruhig. »Es hängt davon ab, in welcher Gesellschaft ich mich befinde.«
    Besonders der letzte Satz löste in Alice Entsetzen aus. Hielt man Betty bereits für eine Verschwörerin? Würde Peter Albion sie in diese Sache verstricken? »Bitte geht, Sir«, flehte sie. »Und erwähnt diese Dinge nicht mehr.«
    Ein paar Tage später sprach Peter wieder bei Betty vor. Und obwohl das Alice gar nicht recht war, konnte sie ihrem Verwandten schließlich nicht das Haus verbieten. Er war zu klug, um diese verfänglichen Themen noch einmal anzuschneiden, aber Alices Meinung stand fest. Vergeblich bat sie ihre Tochter, diesen Mann nicht wieder zu sehen. Am liebsten wäre sie noch am selben Tag mit ihrer Tochter in den sicheren New Forest abgereist, wäre nicht am Morgen ein Brief von John Hancock eingetroffen.
     
    Ich flehe Euch an, nicht nach Haus Albion zurückzukehren. In Lymington ist der Aufstand

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