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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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küssten sich, bevor sie sich trennten.
    »Gott schütze dich«, murmelte sie und blickte sich, Liebe und Furcht im Herzen, zu dem dunklen Pfad um, der zwischen den Bäumen verlief. Doch ihr Mann war schon nicht mehr zu sehen.
     
     
    Im Kerzenlicht betrachtete Oberst Thomas Penruddock sein Gegenüber.
    Bei seiner Ankunft hatte Furzey recht selbstzufrieden gewirkt; nun aber machte er eher einen verschüchterten Eindruck. Mit ihren großen Reitstiefeln, breiten Ledergürteln und klappernden Schwertern und in ihren prächtigen Uniformen mit Tressen und gelben Schärpen boten der Oberst und sein Dutzend Männer für Furzey einen Furcht erregenden Anblick.
    »Ihr seid sicher, dass diese Männer sich in Moyles Court aufhalten?«, fragte Oberst Penruddock streng.
    Furzey ließ sich nicht beirren. »Als ich ging, waren sie noch da«, erwiderte er. »Das steht fest.«
    »Um Mitternacht brechen wir auf«, befahl Penruddock seinen Männern. »Wir umzingeln das Haus und greifen bei Morgengrauen an. Zu diesem Zeitpunkt werden sie nicht mit uns rechnen.« Er wandte sich an Furzey. »Ihr hingegen bleibt bis morgen früh hier.« Nachdem Oberst Thomas Penruddock seine Anweisungen gegeben hatte, ging er nach oben in sein Zimmer und zu Bett.
    Aber er konnte nicht einschlafen.
    Alice Lisle. Nun trat sie schon zum dritten Mal in sein Leben. Erst hatte sie seinen Vater ermordet, dann hatte er sie beim König angetroffen, und jetzt machte sie gemeinsame Sache mit Verrätern. Nun würde er ihr endgültig das Handwerk legen.
    Vergeltung, und zwar nicht nur für den Tod seines Vaters. Alice Lisle verkörperte alles, was Penruddock hasste. Das graue puritanische Einerlei, die Sittenstrenge, die Selbstgerechtigkeit. Offenbar glaubten die Puritaner daran, dass Gottes Reich erst dann kommen würde, wenn alles Schöne, Ritterliche und Galante grausam hinweggefegt worden war. Alice Lisle, die Unterstützerin Cromwells, die Königsmörderin, die vielen Männern die Güter geraubt hatte. So sah zumindest er, Thomas Penruddock, die Dinge.
    Wie der Oberst so dalag – ein Befehlshaber einer Truppe und mit der Macht des Königreiches im Rücken –, stellte er fest, dass es ihm vorrangig um die Macht ging, die er inzwischen besaß. Die widerwärtige alte Frau in Moyles Court verabscheute er zwar immer noch, doch sie erschien ihm nun unbedeutend und schwach. Sie war alt geworden und hatte gewiss nicht mehr lange zu leben. Also redete er sich ein, dass er sie gar nicht vernichten, sondern sie nur zum Verlöschen bringen würde wie eine fast heruntergebrannte Kerze.
    Peter Albions Reise hatte mehr Zeit in Anspruch genommen als erwartet. Betty hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, als er kurz vor Einbruch der Dunkelheit endlich eintraf. Er wirkte erschöpft, und bei ihrem Vorschlag, noch heute Abend quer durch den Forest nach Moyles Court zu reiten, verzog er unwillig das Gesicht. Betty überlegte gerade, was zu tun sei, als Stephen Pride erschien.
    »Ich dachte mir, dass ich Euch noch hier finden würde«, sagte er völlig außer Atem. »Ich habe eine Nachricht für Euch.«
    Unterwegs hatte er sich alles gründlich überlegt. Wenn er Betty die Wahrheit sagte, nämlich, dass ihrer Mutter Gefahr drohte, würde sie sich wahrscheinlich nicht daran hindern lassen, sofort nach Moyles Court zu eilen. Also hatte er sich eine Lüge ausgedacht.
    »Ich habe den Burschen gerade an der Brücke nach Boldre getroffen und ihn wieder zu Eurer Mutter zurückgeschickt. Sie will, dass Ihr hier bleibt; ihr sollt nicht nachts durch den Forest reiten.« Peter Albions eindeutig erleichterte Miene sagte ihm, dass er nicht weiterzureden brauchte.
    »Danke, Stephen«, sagte Betty mit einem Lächeln. »Ich glaube, mein Vetter hat heute ohnehin keine große Lust zum Reiten mehr.«
    Der junge Mann lächelte auch, und Pride neigte höflich den Kopf. Ein hübscher Bursche, dachte Stephen, er passt gut zu Betty. »Ich muss jetzt wieder nach Hause«, meinte der alte Mann so beiläufig, wie es ihm möglich war, und kehrte um.
    Kurz darauf trieb er sein Pony zum Galopp an und preschte die Straße entlang zu der kleinen Furt. Bald hatte er sie überquert und eilte auf dem langen Pfad zum westlichen Teil der Heide.
    Er durfte keine Zeit verlieren. Vielleicht war Jim ja schon unterwegs. Und in Moyles Court empfing Dame Alice vermutlich gerade ihre Gäste. War die Falle bereits zugeschnappt? Wahrscheinlich würde man erst spät nachts zuschlagen, denn so etwas erledigte sich am besten im

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