Der Wald der Könige
zerzauste. Martell spürte seinen kräftigen Herzschlag, als sie lachend durch die wilden Küstenmarschen liefen.
Sie hatten bereits die Hälfte des Rückwegs hinter sich, als sie dem Grafen d’Hector begegneten. Er war allein und wirkte bedrückt.
Martell war die Anwesenheit der französischen Truppen in der Stadt bereits aufgefallen, und Edward hatte ihm die Hintergründe erklärt. Er stellte Charles Louis Marie und Martell einander vor. Martell sprach ausgezeichnet Französisch, und der Graf war überglücklich, einen anderen Aristokraten zu treffen, und brannte darauf, sich mit ihm anzufreunden.
»Sie sind einer von uns!«, rief er aus und umfasste Martells Hand. »Wie schön, dass wir uns in dieser Wildnis kennen lernen.« Ob er damit die Marschen oder Lymington selbst meinte, blieb unklar. Er erkundigte sich nach Martells Besitzungen und seinem normannischen Erbe und beharrte darauf, dass zwischen ihnen eine verwandtschaftliche Beziehung bestehen müsse. Und zwar durch die Familie Martell-St. Cyr, obgleich Martell ihm versicherte, dass er noch nie von diesen Leuten gehört hatte. Dann fragte der Franzose seinen Gesprächspartner, ob er gern jage, was dieser bestätigte.
»In der Heimat jagen wir Wildschweine«, meinte der Graf d’Hector wehmütig. »Ich wünschte, mein Freund, ich könnte Sie dazu einladen, aber leider würde man mich köpfen, sobald ich einen Fuß auf heimatliche Erde zu setzen wagte.« Er zuckte die Achseln. »Besitzen Sie vielleicht auch Fischgründe?«
Martell bejahte dies und versicherte ihm, sie seien ausgezeichnet.
»Ich fische sehr gern«, sagte der Graf.
Als Martell darauf nur mit einer höflichen Verbeugung und Schweigen antwortete, rettete Edward die Situation, indem er dem Franzosen mitteilte, dass sie bei Mrs. Grockleton zum Tee eingeladen seien und sich deshalb verabschieden müssten.
»Eine bemerkenswerte Frau«, entgegnete der Graf. »Dann also au revoir, mein lieber Freund«, wandte er sich an Martell. »Ich fische sehr gern«, fügte er hoffnungsfroh hinzu. Da die Engländer sich bereits entfernten, setzte er seinen traurigen Spaziergang zu den Windpumpen an der Küste fort.
»Wie Sie sehen, Mr. Martell«, sagte Mrs. Grockleton, als sie geschniegelt und gebügelt um drei Uhr zum Tee bei ihr im Salon saßen, »bietet Lymington eine ganze Reihe von Möglichkeiten.«
Mr. Martell versicherte ihr, dass ihm die Stadt ausgezeichnet gefalle.
»Oh, Mr. Martell, Sie wollen uns gewiss nur schmeicheln. Es gibt noch so viel zu tun.«
»Zweifellos werden Sie der Landschaft genauso Ihren Stempel aufdrücken wie Capability Brown einem Park, Madam.«
»Ich, Sir?« Fast wäre sie errötet, denn sie missverstand das als Kompliment. »Allerdings kann ich nichts weiter tun, als Anregungen zu geben. Die Lage der Stadt, ihre Bewohner und die königlichen Besucher werden den Wandel bewirken.«
»Meeresluft ist sehr erfrischend, Madam«, erwiderte Martell ausweichend.
»Das Meer. Selbstverständlich ist das Meer erfrischend!«, rief Mrs. Grockleton aus. »Aber haben Sie die grässlichen Windpumpen, die Schlote und die Salzgärten gesehen? Die müssen weg, Mr. Martell. Kein Mitglied der besseren Gesellschaft würde im Schatten einer Windpumpe baden.«
Auf diese Bemerkung gab es nichts zu erwidern. Doch angesichts des Umstandes, dass die führenden Kaufleute der Stadt, sein Gastgeber eingeschlossen, im Salzhandel tätig waren, fühlte sich Martell verpflichtet zu widersprechen. »Vielleicht ließe sich ein geeigneterer Badeplatz finden«, schlug er vor.
Leider erfuhr er nicht, was Mrs. Grockleton davon hielt, da in diesem Augenblick der Hausherr hereinkam.
Martell hatte bereits von Edward eine eingehende Beschreibung Samuel Grockletons erhalten, und er musste seinem Freund Recht geben – obwohl es vielleicht ein wenig grausam war, den Zollinspektor mit dem Spitznamen »die Klaue« zu belegen. Kaum hatte sich Grockleton gesetzt und die von seiner Frau angebotene Tasse Tee entgegengenommen, als das Dienstmädchen, das bei Tisch servierte, stolperte, sodass sich die heiße Flüssigkeit über das Bein des Familienoberhauptes ergoss.
»Meiner Treu!«, rief Mrs. Grockleton aus. »Du hast meinen armen Mann verbrüht. Oh, Mr. Grockleton.« Der Zollinspektor verzog zwar das Gesicht, griff jedoch mit bemerkenswerter Geistesgegenwart nach der Blumenvase und schüttete sich kaltes Wasser aufs Bein.
»Was hast du vor, lieber Mann?«, fragte die Gastgeberin ein wenig verärgert.
»Ich kühle
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