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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Kapelle?«
    »Das Orchester. Die Musiker. Ich habe vergessen, sie zu bestellen. Nun haben wir niemanden. Oh, Mr. Grockleton, wie sollen wir ohne Musik tanzen?«
    Mr. Grockleton musste zugeben, dass er darauf keine Antwort wusste. Seine Frau starrte entgeistert ihre Kinder an, als könne sie sie durch Blicke in Musiker verwandeln. Doch da ein solches Wunder ausblieb, wandte sie sich wieder an ihren Mann. »Was soll nun aus uns werden?« Und dann fiel ihr noch etwas Schlimmes ein. »Und wenn die Burrards kommen? Rasch, Mr. Grockleton, lauf ins Theater und sieh nach, ob die Musiker da sind!«, rief sie.
    »Aber wenn heute ein Stück…«
    »Ein Theaterstück besteht nur aus Wörtern. Sie müssen herkommen.«
    »Heute Abend wird nicht gespielt, Mama«, mischte sich eines der Kinder ein.
    »Dann hol die Musiker her. Schnell. Ein Klavier, Mr. Grockleton. Besorg mir ein Klavier. Mr. Gilpin wird spielen. Ich weiß, dass er es kann.«
    »Vielleicht möchte Mr. Gilpin ja nicht…«
    »Natürlich wird er. Er muss einfach.« Mrs. Grockelton schrie Befehle, sodass ihr Mann, ihre Kinder, die Dienerschaft und selbst Mr. Seagull in alle Richtungen auseinander stoben. Zwanzig Minuten später stand ein – wenn auch leicht verstimmtes – Klavier im Ballsaal. Kurz danach erschien ein Geiger mit seinem Instrument. Er war zwar unrasiert und hatte vielleicht auch schon einen Schluck getrunken, doch er erklärte sich einsatzbereit und gab Hinweise, wo sich möglicherweise noch ein Kollege von ihm auftreiben ließ. Als die erste ihrer Schülerinnen in Begleitung ihres Vaters, eines Kohlenhändlers, erschien, hörte Mrs. Grockleton perplex, wie der einsame Geiger hinter einer Topfpflanze ein Seemannslied anstimmte. Erleichterung und Bestürzung hielten sich bei der Gastgeberin die Waage.
     
     
    Als die Kutsche Haus Albion verließ, war der Vollmond schon aufgegangen.
    Dass Mrs. Grockleton ihren Ball in einer Vollmondnacht veranstaltete, war nicht weiter außergewöhnlich. Auf dem Land mussten die Menschen nach einem Fest oft spät nachts viele Kilometer weit nach Hause fahren, was bei hellem Mondschein um einiges angenehmer war. Deshalb legte man Bälle bevorzugt auf solche Tage und in Jahreszeiten, wenn der Himmel wahrscheinlich klar sein würde.
    Allerdings rechnete Fanny nicht damit, dass sie allzu spät nach Hause kommen würden. Erstens erwartete sie keinen sehr unterhaltsamen Abend. Und zweitens war ein ausgesprochen überraschendes Ereignis eingetreten.
    Mr. Albion hatte beschlossen, sie zu begleiten.
    Bei ihrer Rückkehr am Nachmittag hatten sie ihn voll bekleidet angetroffen, und er beharrte darauf mitzukommen. Es war schwer zu sagen, ob das an einer plötzlichen Besserung seines Gesundheitszustandes lag oder ob der alte Francis nur erbost war, weil man ihn zwei Tage lang allein gelassen hatte. Jedenfalls wehrte er jeden Versuch ab, ihm das Vorhaben auszureden, und da er kurz vor einem Wutausbruch zu stehen schien, blieb ihnen nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Vorsichtshalber schloss sich Mrs. Pride ihnen an.
    Tante Adelaide war zwar müde, aber bester Stimmung. Sie erzählte ihrem Bruder nur wenig von dem Besuch, richtete ihm lediglich Mr. Wests liebe Grüße aus und erklärte, der neue Pächter von Hale sei von Kopf bis Fuß ein Gentleman. Fanny gegenüber nahm sie jedoch kein Blatt vor den Mund und meinte, er sei ein passender Ehemann für sie. »Findest du nicht?«, fügte sie hinzu, und als Fanny zustimmte, er mache auf sie einen vernünftigen Eindruck, fragte sie: »Und magst du ihn, Kind?«
    »Offen gestanden weiß ich das nicht, Tante«, erwiderte Fanny. »Ich habe ihn doch gerade erst kennen gelernt.« Ihre Tante gab sich mit dieser Antwort zufrieden und drang nicht weiter in sie. Doch Fanny erkannte an der Miene der alten Dame, die ihr, in einen Schal vermummt, in der Kutsche gegenübersaß, dass der Ausflug quer durch den New Forest in ihren Augen die Mühe wert gewesen war. Offenbar glaubte sie, etwas Wichtiges zu Fannys Zukunft beigetragen zu haben.
    Allerdings war sich Fanny über ihre eigenen Gefühle ganz und gar nicht im Klaren. Mr. Martells Schweigen, das Wissen – Mrs. Pride hatte es ihr berichtet –, dass er sich selbst nach ihrer Abreise nicht bei ihr gemeldet hatte, und seine unheimliche Ähnlichkeit mit Penruddocks Porträt hatten sie sehr verstört. Außerdem fragte sie sich, was ihre arme Tante bei Martells Anblick wohl empfinden würde. Auch wenn ihre alten Augen

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