Der Wald der Könige
alles so verabredet war, ging Tante Adelaide, gestützt auf Mrs. Prides Arm, hinaus und überließ Fanny für die nächsten Tage ihrem Schicksal.
Während die Kutsche über die Mautstraße zwischen Bath und Sarum rollte, hatte Mrs. Pride Gelegenheit, alle Vorfälle der letzten Tage gründlich zu überdenken. Sie wünschte, sie hätte die Katastrophe abwenden können, die ihnen bevorstand.
Sie hatte kaum Hoffnung, dass die Sache für Fanny glimpflich ausgehen könnte. Selbst mit der besten Verteidigung schien eine Verurteilung beinahe unausweichlich. Und was Fannys Gefühle für Mr. Martell betraf, so sah Mrs. Pride beim besten Willen keine Lösung.
Sie konnte Tante Adelaide wegen ihrer Einstellung gegenüber Mr. Martell keinen Vorwurf machen. Schließlich erinnerten sich auch die Prides noch an den Verrat, den die Familie Furzey begangen hatte. Wie sollte die alte Adelaide also einem Penruddock verzeihen? An ihrer Stelle hätte Mrs. Pride gewiss ebenso empfunden. Ganz sicher hatte es der alten Dame fast das Herz gebrochen, Fanny mit Mr. Martell in zärtlicher Umarmung zu sehen.
Wieder und wieder musste sie an das tränenreiche Gespräch mit Fanny denken. Sie wusste genau, wie es um das Mädchen stand: Fannys Teilnahmslosigkeit hatte ihren Grund in dieser unglücklichen Liebe. Als sie am Abend Sarum erreichten, hatte Mrs. Pride noch immer keinen Ausweg gefunden.
Von Salisbury fuhren sie auf der Straße nach Southampton über die hohen Kreidefelsen, von denen aus man den New Forest überblicken konnte. Dann nahmen sie die Mautstraße nach Lymington. Am späten Nachmittag sahen sie Mr. Gilpins Pfarrhaus vor sich.
Der Vikar selbst empfing sie an der Tür. Mit ernster Miene brachte er Tante Adelaide in den Salon und bat sie, Platz zu nehmen. Als sie sich nach der Gesundheit ihres Bruders erkundigte, hielt er kurz inne und erwiderte dann bedrückt: »Ihr Bruder ist heute kurz vor Morgengrauen gestorben. Er hat nicht sehr gelitten. Ich habe mit ihm gebetet, er hat ein wenig geschlafen, und dann ist er von uns gegangen. Ein so friedliches Ende wünsche ich mir auch einmal.«
Adelaide nickte. »Die Beerdigung?«
»Mit Ihrer Erlaubnis findet sie morgen statt. Wir können auch warten, wenn Sie es möchten.«
»Nein.« Adelaide seufzte. »Es ist besser so. Ich muss so schnell wie möglich zurück nach Bath.«
»Wollen Sie ihn sehen? Er ist im Speisezimmer aufgebahrt.«
»Ja.« Sie stand auf. »Ich gehe gleich hin.«
Mr. Gilpin hatte alles gründlich vorbereitet. Nachdem Adelaide von ihrem Bruder Abschied genommen hatte, erklärte er ihr kurz den Ablauf des Gottesdienstes in der Kirche von Boldre, wo sich die Familiengruft der Albions befand. Die Tottons, die Burrards und andere Familien aus der Gegend waren bereits in Kenntnis gesetzt worden und würden zur Beerdigung erscheinen, sofern Tante Adelaide keine Einwände erhob. Natürlich sei sie herzlich eingeladen, im Pfarrhaus zu übernachten, fügte der Vikar hinzu. Adelaide bedankte sich vielmals, lehnte jedoch ab, da sie lieber nach Haus Albion zurückkehren wollte. Einige Dienstboten hatten zwar während ihrer Abwesenheit Ausgang erhalten, doch es war noch genug Personal vorhanden, um für alles Nötige zu sorgen.
»Versprechen Sie mir, sich vor Ihrer Rückkehr nach Bath mindestens einen oder zwei Tage lang auszuruhen«, flehte Mr. Gilpin sie an. »Sie haben genug Zeit dafür.«
»Ja. Einen Tag. Dann muss ich zurück. Ich kann Fanny nicht allein lassen.«
»Ganz richtig. Darf ich Sie am Tag nach der Beerdigung aufsuchen? Es gibt in diesem Zusammenhang nämlich noch ein paar Dinge, die ich mit Ihnen besprechen möchte.«
»Selbstverständlich.« Sie fügte hinzu, sie würde sich über seinen Rat sehr freuen.
Er begleitete sie zur Tür und blickte der Kutsche nach, bis sie nicht mehr zu sehen war. Dann kehrte er durch den Flur in seine Bibliothek zurück, deren Tür während Adelaides Besuch geschlossen geblieben war. Er wandte sich an den Mann, der sich den Großteil des Nachmittags dort versteckt gehalten hatte. »Übermorgen werde ich mit ihr sprechen. Aber ich möchte, dass Sie mich begleiten. Sie sollen auch etwas sagen.«
»Halten Sie das für klug?«
»Klug oder nicht. Es könnte nötig werden.«
»Ich verlasse mich auf Ihren Rat«, meinte Mr. Martell.
Die Beerdigung in der alten Kirche auf dem kleinen Hügel hatte im engsten Familienkreis stattgefunden. Die Tottons, verschiedene Nachbarn und die Pächter und Dienstboten von Haus
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